Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Telekom macht kompletten Rückzieher

Neben Ertingen bundesweit weitere 19 potenziell­e „Gigabit-Gemeinden“betroffen

- Von Wolfgang Lutz

ERTINGEN - Eiskalt erwischt hat es die Gemeinde Ertingen bei ihrem Vorhaben, zusammen mit der Telekom den ganzen Ort kostenlos zu verkabeln. Davon sollten in einem Modellvers­uch 20 Gemeinden aus ganz Deutschlan­d in den Genuss kommen. Als einzige Gemeinde aus BadenWürtt­emberg hatte sich die Telekom auch die Gemeinde Ertingen ausgesucht. Nun ist es Fakt: Das ganze Projekt wird bundesweit gestrichen. Die Gründe hierfür wurden den betroffene­n Gemeinden noch nicht mitgeteilt, sie warten alle noch auf eine erklärende Pressemitt­eilung.

Kurz bevor es eigentlich nur noch um die Anmietung von Räumlichke­iten in Ertingen ging, in denen die Bürger ihren Anschluss zeichnen sollten, erhielt Bürgermeis­ter Jürgen Köhler von Regio-Manager Martin John die Nachricht, dass die Pressestel­le ihm mitgeteilt habe, das Vorhaben „Gigabit-Gemeinde Ertingen“werde auf Eis gelegt. Für Bürgermeis­ter Jürgen Köhler ein Schock nach Versprechu­ngen und Aussagen, das Geld stehe bereit und sieben Bautrupps warten auf ein Startzeich­en. Auch eine Absichtser­klärung wurde von beiden Parteien unterzeich­net. Er wurde noch vor der eigentlich wegweisend­en Konferenz der Entscheide­r von der Telekom bei Joachim Otto, Chef des Infrastruk­turvertrie­bs Region Südwest, vorstellig. In einem Schreiben bat Köhler das Gremium, das in Bonn tagte, das ganze Vorhaben in der Gemeinde Ertingen nochmals wohlwollen­d zu überprüfen, und hoffte auf einen positiven Bescheid.

„Sollte die gemeinsame Absicht zwischen der Telekom und der Gemeinde Ertingen zum Ausbau der Breitband-Infrastruk­tur ersatzlos gestrichen werden, ist dies nach meinem Empfinden bei den Bürgern und in der gesamten Region ein gewisser Vertrauens­bruch, der Missmut und Ärger wird sehr groß sein“, so Bürgermeis­ter Jürgen Köhler in seinem Schreiben an die Telekom. Inzwischen ist dieses Szenario Wirklichke­it geworden. Martin John als auch Joachim Otto haben telefonisc­h den Bürgermeis­ter vom Aus des ganzen Modellvers­uchs unterricht­et. Eine schriftlic­he Stellungna­hme wird erwartet, um auch die Gründe für die Entscheidu­ng für diesen Ausstieg zu erfahren. „Die Verwaltung, der Gemeindera­t und die ganze Bürgerscha­ft haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es zu dieser Entscheidu­ng in den höchsten Gremien der Telekom kommen konnte“, macht sich Bürgermeis­ter Jürgen Köhler Luft.

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