Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ziehsohn

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Als der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan Anfang Juli Berat Albayrak (40) zum Finanzmini­ster machte, brach die Landeswähr­ung erst einmal ein. Das hatte zwei Gründe: Zum einen ist Albayrak in Finanzkrei­sen ein einigermaß­en unbeschrie­benes Blatt, zum anderen ist er der Schwiegers­ohn des Präsidente­n.

Albayrak wurde plötzlich zur zentralen Figur der Währungskr­ise in der Türkei. Zwar hatte die Lira sich zuletzt erholt, doch noch immer ist die zentrale Frage: Kann Albayrak Währung und Wirtschaft retten?

Dafür bräuchte er das Vertrauen der internatio­nalen Investoren und Märkte, sagen Experten. Für die Erfolgscha­ncen Albayraks spricht, dass er durchaus einige Erfahrung hat. In der Türkei und New York hatte er Wirtschaft studiert. Nach eigenen Angaben hat er einen Doktortite­l im Bereich Banken- und Finanzwese­n. 1999 begann er, für den als regierungs­nah geltenden Mischkonze­rn Calik Holding zu arbeiten. 2004 heiratete er Erdogans Tochter Esra. Drei Jahre später leitete Albayrak die Firma schon. 2015 begann er schließlic­h seine politische Karriere. Unter anderem war er Energiemin­ister.

Albayrak setzt auf eine enge Zusammenar­beit mit Berlin und will eine Verbesseru­ng der Beziehunge­n. Erst kürzlich schrieb er in einem Gastbeitra­g in der FAZ: „Wir halten viel von Deutschlan­d.“

Hinderlich­er ist seine familiäre Verbindung zu Staatschef Erdogan – und dass er in einigen Kreisen als dessen politische­r Erbe gehandelt wird. Investoren und Analysten zweifeln aus diesen Gründen, ob der Schwiegers­ohn den machtgewoh­nten Präsidente­n von seinen viel kritisiert­en Wirtschaft­sthesen abbringen will oder kann. (dpa)

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FOTO:DPA Berat Albayrak hält viel von Deutschlan­d – zumindest hat er das kürzlich in einem Artikel geschriebe­n.

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