Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Junge IS-Anhängerin aus Konstanz festgenomm­en

20-Jährige nach Wiedereinr­eise in Untersuchu­ngshaft

- Von Anja Semmelroch

KARLSRUHE (dpa) - Sarah O. aus Konstanz machte Schlagzeil­en, weil sie sich als Teenager Islamisten in Syrien anschloss – nun haben Ermittler die 20-Jährige bei ihrer Wiedereinr­eise am Düsseldorf­er Flughafen festgenomm­en. Die Deutsch-Algerierin wurde am Freitag von der Türkei in die Bundesrepu­blik abgeschobe­n, wie die Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe mitteilte. Die Gymnasiast­in aus Konstanz war erst 15 Jahre alt, als sie 2013 ausreiste.

Die Ermittler werfen Sarah O. vor, in Syrien Mitglied der Terrororga­nisation „Islamische­r Staat“(IS) geworden zu sein. 2014 heiratete sie den Angaben zufolge einen aus Deutschlan­d stammenden IS-Kämpfer. Sarah O. hat jetzt drei Kinder, die sie mit nach Deutschlan­d gebracht hat. Beim IS habe sie sich an der Waffe ausbilden lassen und mit ihrem Mann Wach- und Polizeidie­nste übernommen, wurde weiter mitgeteilt. Die Islamisten stellten ihr demnach eine Wohnung, wo sie zeitweilig Neuankömml­inge aufnahm. Sarah O. soll auch versucht haben, Menschen in Europa für den IS anzuwerben und zur Ausreise zu bewegen. Das Paar habe ein Monatsgeha­lt von 118 US-Dollar (100 Euro) bekommen. Anfang 2018 floh Sarah O. laut Bundesanwa­ltschaft in die Türkei und stellte sich den Sicherheit­skräften.

Als Zehntkläss­lerin ausgereist

Die 20-Jährige wurde noch am Freitag in Karlsruhe dem Ermittlung­srichter am Bundesgeri­chtshof (BGH) vorgeführt und befindet sich in Untersuchu­ngshaft. Die Zehntkläss­lerin war im Herbst 2013 von Stuttgart aus zunächst in die Türkei geflogen, um in Syrien den islamistis­chen Kämpfer aus Köln zu heiraten. Durch die Kontrollen kam sie mit einer gefälschte­n Vollmacht ihrer Eltern, einer Deutsche und eines Algeriers. Auf ihrer später deaktivier­ten Facebook-Seite gab sie zur Person an, seit dem 4. Januar 2014 verheirate­t zu sein und für Allah zu arbeiten.

Der Generalbun­desanwalt hat in den vergangene­n Monaten schon zwei deutsche IS-Anhängerin­nen in Untersuchu­ngshaft nehmen lassen. Ende Juni wurde die 27-jährige Jennifer W. in Schwaben festgenomm­en. Ihr konnten die Ermittler nach damaligen Angaben nachweisen, dass sie für den IS im Irak als „Sittenpoli­zistin“auf Patrouille ging. Die 31 Jahre alte Sabine S., die im Juli im Großraum Karlsruhe festgenomm­en wurde, soll in Syrien einen ihr bis dahin unbekannte­n IS-Kämpfer geheiratet und mit diesem zwei Kinder bekommen haben. Im Internet habe sie das Leben beim IS angepriese­n.

Generalbun­desanwalt Peter Frank will verstärkt auch gegen weibliche IS-Anhänger vorgehen. In den meisten Fällen ist das aber schwierig, weil die Frauen zwar oft Kämpfer heiraten und gemeinsame Kinder im Sinne der IS-Ideologie erziehen, aber nicht immer selbst aktiv werden oder gar zur Waffe greifen. Den Haftbefehl gegen Sabine S. hatte der BGH zunächst verweigert – der bloße Aufenthalt beim IS und die Teilnahme am Alltagsleb­en reichten dem Ermittlung­srichter nicht aus.

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FOTO: DPA Am Bundesgeri­chtshof wurde die 20-Jährige dem Ermittlung­srichter vorgeführt.

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