Schwäbische Zeitung (Laupheim)
O’zapft is!
Das erste Wiesn-Wochenende lockt bei blauem Himmel Hunderttausende Menschen an
Selbstbewusst geben sich die Kellnerinnen beim Einzug der Festwirte (Foto: dpa), mit dem traditionell das Oktoberfest in München beginnt. Zur 185. Auflage des größten Volksfests der Welt hat die bayerische Landeshauptstadt am Wochenende mehr als 800 000 Menschen begrüßt. Noch bis zum 7. Oktober dauert die Wiesn – bis dahin werden die Kellnerinnen mehr als sechs Millionen Mass Bier zu den Tischen geschleppt haben.
MÜNCHEN (dpa) - Das Oktoberfest hat an seinem ersten Wochenende nach Schätzungen der Festleitung mehr als 800 000 Besucher angezogen. Das waren deutlich mehr als im Vorjahr, damals waren es rund 600 000 Gäste. Zusammen mit den Münchnern feierten viele Touristen aus dem Ausland, vor allem aus Australien, Neuseeland, Asien, den USA, der Schweiz, wie die Festleitung am Sonntag mitteilte. Auch sehr viele Italiener kamen zur „festa della birra“. Die Gäste brachten guten Appetit mit und verspeisten 13 Ochsen – zwei mehr als im Vorjahr. Hunderttausende Liter Bier rannen durch durstige Kehlen.
Festwirte, Marktkaufleute und Schausteller sprachen von einem starken Auftakt – sie waren mit den Umsätzen rundum zufrieden. „Ich freue mich über einen hervorragenden Wiesnstart, der Lust auf mehr macht“, sagte Wiesnchef Josef Schmid (CSU), der auch zweiter Bürgermeister ist. Am Sonntagvormittag zogen rund 9000 Trachtler zum Oktoberfest. Gerade rechtzeitig hörte es auf zu regnen und die Sonne kam heraus. Auf noch nassen Straßen liefen Trommler und Musikkapellen, Schützen und Spielmannszüge in historischen Gewändern zum Festgelände. Dazwischen fuhren Prachtgespanne der Brauereien.
Prominente Gäste aus aller Welt
Gruppen aus vielen Teilen Deutschlands und Europas waren zu dem Trachtenumzug angereist, der mit sieben Kilometern Länge zu den größten der Welt zählt. Nach der Wiesn-Eröffnung durch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) war es der zweite Höhepunkt des Volksfestes. Reiter, der am Samstag zum Anzapfen des ersten Fasses erneut nur zwei Schläge brauchte, fuhr mit seiner Frau Petra in einer Ehrenkutsche mit. Später folgte die mit Rittersporn und Gladiolen in den Landesfarben Weiß und Blau geschmückte Kutsche mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seiner Frau Karin – im weiß-blauen Dirndl.
Söder war am Samstag erstmals als Ministerpräsident in der Anzapfboxe dabei und stieß mit Reiter auf eine friedliche Wiesn an. „Das Oktoberfest ist vielleicht die schönste und größte Visitenkarte Bayerns in der Welt“, sagte Söder.
Unter den prominenten WiesnGästen waren auch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), der mit Ehefrau So Yeon Kim und Fernsehkoch Alfons Schuhbeck unterwegs war. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Schlagerstar Florian Silbereisen, Moderatorin Carolin Reiber und mehrere bayerische Politiker verschiedener Parteien waren am ersten Tag mit von der Partie. Am Abend schunkelte unter anderem Arnold Schwarzenegger mit.
Das Festgelände ist auch dieses Jahr umzäunt, an den Eingängen gibt es stichprobenartige Kontrollen. Für Sicherheit an den 16 Festtagen sorgen rund 600 Polizeibeamte. Es gibt 47 Videokameras – das sind rund zehn mehr als im Vorjahr. Zusätzliche Beamte sind mit Bodycams unterwegs, am Körper getragene Kameras.
Die Polizei berichtete von einem Auftakt ohne gravierende Zwischenfälle. Misslich: Eine Frau trennte sich an einem kaputten Maßkrug den kleinen Finger teilweise ab. OP noch auf der Wiesn, dann Klinik. Tapfer hielten Besucher durch, die fast eine halbe Stunde hoch über dem Fest in der Luft hingen: Ein technischer Defekt legte den Riesenpropeller lahm, der die Fahrgäste auf bis zu 55 Meter Höhe befördert. Vor der Wiesn hatte der TÜV Süd alle Fahrgeschäfte eingehend überprüft. Sonst lief das Volksfest entspannt – bis auf die üblichen Vorfälle: Grapschereien, Taschendiebstähle.