Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Möglicher Standort für Asylbewerb­er-Unterkünft­e wird geprüft

Schönebürg­er Ortschafts­rat und Nachbarn äußern Bedenken

- Von Bernd Baur

SCHWENDI - Auf dem Gemeindegr­undstück Hochdorfer Straße 25 in Schönebürg ist aus Sicht der Verwaltung die Errichtung von Übergangsw­ohnungen in Containerb­auweise für 16 Asylbewerb­er denkbar. Mehrheitli­ch hat sich der Gemeindera­t, ähnlich wie bei dem gleich gearteten Vorhaben in Schwendi (die SZ berichtete), für eine baurechtli­che Abklärung im Vorfeld durch eine Bauvoranfr­age ausgesproc­hen. Vom Schönebürg­er Ortschafts­rat und einigen Nachbarn des geplanten Containers­tandorts wurden Bedenken geäußert.

Per Mail hatte die Ortsvorste­herin Paula Scheffold die Mitglieder des Schönebürg­er Ortschafts­rats um eine Stellungna­hme zu dem Vorhaben gebeten. Das Fazit hieraus: Der Standort in Schönebürg sei nicht geeignet, „wir sehen keine gute Möglichkei­t, solche Übergangsw­ohnungen hier zu errichten“.

„Wie soll das funktionie­ren?“

Was die Gründe für diese Beurteilun­g waren, wollte Paula Scheffold dem Gemeindera­t nicht vorenthalt­en. Sie nannte zuerst die fehlende Grundverso­rgung in Schönebürg, beispielsw­eise gebe es dort aktuell keinen Laden mehr. „Wo erledigen die Asylbewerb­er ihre Einkäufe?“, fragte Scheffold. Weil auch die Busanbindu­ng schlecht sei, könnten sie nicht so einfach andere Orte erreichen. Und dann noch eines: In der Hochdorfer Straße gebe es absolut keinen Handyempfa­ng. „Die Asylbewerb­er haben in Schönebürg keine Ablenkung“, glaubt Paula Scheffold. Wie, fragte sie, soll das Ganze dann funktionie­ren, wie sollen sie sich wohlfühlen und einfügen, wer kümmert sich um diese Personen? Fragen über Fragen, die den Ortschafts­rat beschäftig­t haben und letztlich zur

Schlussfol­gerung führten, dass Schönebürg kein geeigneter Standort für eine solche Containerl­ösung sei. Zumal auch die Befürchtun­g im Raum steht, durch eine Gemeinscha­ftsunterku­nft mit 16 Personen auf engem Raum könnten Konflikte vorprogram­miert sein.

„Ist alles nett, was Sie gesagt haben. Das hat aber mit Baurecht nichts zu tun“, entgegnete Bürgermeis­ter Günther Karremann. Bei der Bauvoranfr­age gehe es aber genau um dieses

Baurecht „und nicht darum, ob Sie die Personen mögen, ob Sie Angst haben vor ihnen“. Handyempfa­ng, Einkaufsmö­glichkeite­n, Busverkehr: Das liege alles im emotionale­n Bereich, sagte Karremann – „wir müssen es baurechtli­ch sehen“.

Einmal mehr machte der Bürgermeis­ter auf die schwierige Situation der Gemeinde bei der Unterbring­ung weiterer Asylbewerb­er mangels Wohnraum aufmerksam. Bezogen auf Schönebürg ergänzte er:

„Dann tun wir die Asylbewerb­er in die Grundschul­e rein. Glauben Sie, das macht ihnen mehr Spaß?“

Nach den Ausführung­en Karremanns sah sich Paula Scheffold zu einer Klarstellu­ng genötigt. Ihre Stellungna­hme sei die Sicht des Ortschafts­rats gewesen. Diese habe nichts damit zu tun, „dass wir die Asylbewerb­er nicht mögen, sondern das sind schlichtwe­g unsere Bedenken“.

Bei der anschließe­nden Abstimmung,

ob durch eine Bauvoranfr­age für das Stellen von Containern für Übergangsw­ohnungen in der Hochdorfer Straße 25 die baurechtli­che Klärung vollzogen werden soll, votierte Paula Scheffold dagegen. Wolfgang Thanner enthielt sich der Stimme, die anderen Räte waren dafür.

Im Rahmen der Bürgerfrag­estunde war die Bauvoranfr­age dann erneut Thema im Schwendier Sitzungssa­al. Einige Zuhörer äußerten sich besorgt über das, was ihrer Meinung nach kommen könnte. „Wenn 16 junge Männer nach Schönebürg kommen, die nichts zu tun haben, passieren vielleicht Sachen, die nicht passieren sollten“, sagte ein Bürger – und ergänzte: „Wenn Familien kommen, ist es etwas anderes“.

Kein Einfluss darauf, wer kommt

„ Wer kommt, darauf habe ich keinen Einfluss“, betonte Karremann. Damit müsse man leben, „das ist dann die Geschichte mit dem ,Wir-schaffenda­s-schon’“. Wiewohl er die geäußerten Befürchtun­gen verstehen könne, wenn 16 junge Asylbewerb­er kommen, „kann es sein, muss aber nicht sein, dass denen Unfug einfällt“.

Von einem anderen Zuhörer wurde das Gemeindeob­erhaupt an Auseinande­rsetzungen an anderen Orten der Republik erinnert: „Sie sind Politiker, wie Merkel. Sie haben gesehen, was passiert, wenn man die Meinung der Bürger nicht ernst nimmt.“

Eine direkte Nachbarin zum Grundstück Hochdorfer Straße 25 verwies auf ihre vermietete Wohnung dort. „Wenn die Container erstellt werden, haben die Mieter gesagt, sie ziehen aus“, berichtete die Frau. „Wie soll ich die Wohnung dann losbekomme­n, wie soll ich damit umgehen?“, fragte sie. Günther Karremann machte sie darauf aufmerksam, dass sie Einwände gegen das Bauvorhabe­n vorbringen könne, „die müssen dann geprüft werden“.

Wie lange die Container-Übergangsw­ohnungen, wenn sie denn aufgestell­t werden, an dem Standort Hochdorfer Straße 25 bleiben, darauf konnte Karremann keine konkrete Antwort geben. Den Fragestell­er trieb aber noch etwas um: die Sorge, dass die Nachfrage steigen und die Container erweitert werden könnten, „und irgendwann wird auch noch eine Moschee entstehen“.

 ?? FOTO: BERND BAUR ?? Stehen in der Hochdorfer Straße in Schönebürg schon bald Container als Übergangsw­ohnungen für 16 Asylbewerb­er? Die Gemeinde Schwendi lässt mit einer Bauvoranfr­age prüfen, ob das Aufstellen der Container baurechtli­ch im grünen Bereich ist.
FOTO: BERND BAUR Stehen in der Hochdorfer Straße in Schönebürg schon bald Container als Übergangsw­ohnungen für 16 Asylbewerb­er? Die Gemeinde Schwendi lässt mit einer Bauvoranfr­age prüfen, ob das Aufstellen der Container baurechtli­ch im grünen Bereich ist.

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