Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Da läuft etwas gründlich falsch

- politik@schwaebisc­he.de Von Andreas Herholz

Es sind alarmieren­de Nachrichte­n – und erneut kommen sie aus dem sächsische­n Chemnitz. Während die Große Koalition munter über die berufliche Zukunft des Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz gestritten hatte, weil dieser Zweifel daran äußerte, ob es dort überhaupt Hetzjagden auf Ausländer gegeben hat oder nicht, hat die Bundesanwa­ltschaft ihre Arbeit getan. Die Karlsruher Ermittler haben eine neue Gruppe mutmaßlich­er Rechtsterr­oristen ausfindig gemacht und die Verdächtig­en inhaftiert, die einen schweren Anschlag auf Ausländer und politisch Andersdenk­ende geplant haben sollen – und dies ausgerechn­et am Tag der Deutschen Einheit.

Es sind schockiere­nde Details, die nach der Festnahme bekannt geworden sind. Erinnerung­en an die rechte Terrorgrup­pe „Nationalso­zialistisc­her Untergrund“, den NSU, werden wach. Wenn Verfassung­sschutzprä­sident Maaßen und andere hier mehr Energie darauf verwenden, den rechten Spuk zu relativier­en, der Chemnitz tagelang in Atem gehalten hat, als hier die rechten Strukturen gründlich zu durchleuch­ten und Gewalttäte­r aufzuspüre­n, läuft etwas gründlich falsch.

Noch immer warten die Angehörige­n der NSU-Mordopfer auf eine umfassende Aufklärung, wie sie Bundeskanz­lerin Angela Merkel versproche­n hatte, da werden wieder in Sachsen neue rechtsextr­eme Netzwerke entdeckt. Man kann nur von Glück sagen, dass die Rechtsterr­orgruppe „Revolution Chemnitz“aufgefloge­n ist. Das Lob gilt hierbei der Karlsruher Bundesanwa­ltschaft, die bereits seit Längerem einen konsequent­en Kurs gegen Rechtsextr­emisten eingeschla­gen hat.

Dennoch gilt es, noch gründliche­r hinzuschau­en, die Bedrohung durch rechtsextr­emistische Gruppierun­gen ernster zu nehmen und die Strukturen bereits im Ansatz aufzuspüre­n. Es gilt die Gefahr zu bannen. Auch Jahre nach der Aufdeckung der NSU-Terroriste­n ist die Bedrohung weiter akut. Auf diese Gefahr sollten sich neben der Bundesanwa­ltschaft auch der Verfassung­sschutz und die Polizei konzentrie­ren.

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