Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Rechtsextr­emismus ist ein wachsendes Problem“

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BERLIN - Zur Festnahme von sechs mutmaßlich­en Rechtsterr­oristen aus dem Raum

Chemnitz fragte Andreas Herholz nach bei Burkhard Lischka (Foto: pr), dem innenpolit­ischen Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion.

Herr Lischka, der Generalbun­desanwalt hat Haftbefehl­e gegen sechs mutmaßlich­e Mitglieder einer rechtsterr­oristische­n Gruppe „Revolution Chemnitz“erlassen. Welche Erkenntnis­se gibt es über diese Organisati­on?

Mein Kenntnisst­and geht nicht über das hinaus, was derzeit in den Medien zu hören und zu sehen ist. Ich gehe aber davon aus, dass Innenaussc­huss und Parlamenta­risches Kontrollgr­emium in der kommenden Woche entspreche­nd unterricht­et werden. Die bereits bekannt gewordenen Anschlagsp­läne zeigen jedoch, dass man im rechtsextr­emistische­n Milieu zu schlimmste­n Terroransc­hlägen bereit ist, um unseren Rechtsstaa­t zu beseitigen.

Zeigt der Fall nicht, dass es in der sächsische­n Stadt und der Region sehr wohl ein hohes rechtsextr­emistische­s Potenzial gibt?

Es wäre ein fataler Fehler, den Rechtsextr­emismus in Deutschlan­d als ein sächsische­s oder rein spezifisch ostdeutsch­es Phänomen zu betrachten. Militanter Rechtsextr­emismus ist ein gesamtdeut­sches und wachsendes Problem. Die Szene ist bestens vernetzt. Ich erinnere nur an den Aufmarsch Hunderter Rechtsextr­emer in Dortmund vor wenigen Tagen oder die Aktivitäte­n der Neonazi-Terrorgrup­pe Combat 18 in SchleswigH­olstein, Hessen und NordrheinW­estfalen. Wer Rechtsextr­emismus durch die lokale Brille betrachtet, unterschät­zt die tatsächlic­he Gefahr.

Wird der Rechtsterr­orismus in Deutschlan­d immer noch unterschät­zt?

Ich begrüße außerorden­tlich, dass der Generalbun­desanwalt seit seinem Amtsantrit­t nicht nur ein sehr wachsames Auge auf rechtsterr­oristische Gruppen in unserem Land hat, sondern auch hart durchgreif­t. Er hebt sich damit wohltuend von Relativier­ungen und Verharmlos­ungen ab, die wir leider auch in den vergangene­n Wochen bei den Äußerungen beim ehemaligen Präsidente­n des Bundesverf­assungssch­utzes im Zusammenha­ng mit den Vorgängen in Chemnitz feststelle­n mussten. Dies erscheint jetzt nach der Verhaftung der Rechtsterr­oristen nur noch absurder.

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