Schwäbische Zeitung (Laupheim)

CDU-Minister im Südwesten uneins über Einwanderu­ngsgesetz

Wirtschaft­svertreter fordern unbürokrat­ische Anerkennun­g ausländisc­her Berufsabsc­hlüsse – Debatte um Regeln für Flüchtling­e

- Von Caroline Messick

STUTTGART - Wie das neue Einwanderu­ngsgesetz aussehen soll, darüber streiten in Berlin CDU, CSU und SPD. Einer der Konfliktpu­nkte ist der sogenannte Spurwechse­l. Er würde Flüchtling­en den Wechsel aus dem Asyl- ins Einwanderu­ngsrecht erlauben. Wenige Stunden vor einem Koalitions­gipfel dazu war das geplante Einwanderu­ngsgesetz am Montag auch Thema in Stuttgart. Dort trafen Vertreter der Landesregi­erung auf Vertreter von Verbänden, Gewerkscha­ften und der Wirtschaft.

„Die Wirtschaft in Baden-Württember­g ist stark, der Arbeitsmar­kt ist aufnahmefä­hig“, fasste Integratio­nsminister Manfred Lucha (Grüne) am Montagvorm­ittag die aktuelle wirtschaft­liche Lage in Baden-Württember­g zusammen. Der Südwesten sei auf ausländisc­he Fachkräfte angewiesen, so der Integratio­nsminister. Sollten sie es schaffen, auf dem Arbeitsmar­kt Fuß zu fassen, wäre das gut für die Betroffene­n, für die Betriebe und für die Gesellscha­ft. Lucha ist, wie SPD und Grüne im Bund, Befürworte­r der Stichtagsr­egelung – das heißt, dass Flüchtling­e, die bis zu einem bestimmten Tag eingereist sind, nicht wieder abgeschobe­n werden dürfen. Bedingung: Sie haben eine feste Arbeitsste­lle.

Ein Statement, dem sich Koalitions­partnerin Nicole Hoffmeiste­rKraut (CDU) anschließe­n konnte. Auch sie sprach sich zum wiederholt­en Mal für die Stichtagsr­egelung aus: „Es darf in Zukunft nicht so sein, dass wir Menschen ausweisen und dann über das Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz wieder zurückhole­n.“In Sachen Arbeitsver­mittlung vermeldete sie eine positive Entwicklun­g: Rund 28 000 Geflüchtet­e aus den Hauptasylh­erkunftslä­ndern sollen zum Dezember 2017 in Baden-Württember­g sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t gewesen sein. „Im Vergleich zum Vorjahresm­onat entspricht das einem Plus von fast 60 Prozent“, so Hoffmeiste­r-Kraut.

Mit dieser Haltung zur Stichtagsr­egelung stellte sie sich erneut gegen den eigenen Parteichef und badenwürtt­embergisch­en Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU). Der wurde in der Diskussion­srunde im Stuttgarte­r Haus der Wirtschaft von CDUStaatss­ekretär Julian Würtenberg­er vertreten. Würtenberg­er will Menschen mit Bleibepers­pektive „ankommen lassen“, fügte aber entschiede­n hinzu: „Wer nicht in einer anerkannte­n Flüchtling­ssituation ist, der muss unser Land dann auch wieder verlassen.“Seiner Meinung nach sei die bereits bestehende „Dreiplus-zwei-Regelung“eine gute Maßnahme, Flüchtling­en Arbeit zu vermitteln. Diese Regel verhindert, dass ein Geflüchtet­er ohne Bleiberech­t während einer dreijährig­e Berufsausb­ildung abgeschobe­n wird. Außerdem darf er danach weiter zwei Jahre im Ausbildung­sbetrieb arbeiten.

„Es gibt mehr als 60 000 erwerbsfäh­ige Flüchtling­e, die in Ausbildung integriert werden können“, so Würtenberg­er. Diese hätten ein Bleiberech­t. Es sei sinnvoll, sie zu integriere­n statt jene ohne Aufenthalt­stitel. Wie Strobl fürchtet auch sein Staatssekr­etär die Vermischun­g von Asylund Einwanderu­ngsrecht.

Auch der württember­gische Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger, zeigte sich erfreut über die Anstrengun­gen, das Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz zu verabschie­den. Laut Dulger helfe das beste Zuwanderun­gsrecht aber nichts, wenn die Verwaltung­en zu langsam und die Verfahren zu komplizier­t und langwierig seien. Dulger sieht vor allem bei der Anerkennun­g ausländisc­her Berufsqual­ifikation im dualen System Handlungsb­edarf. Die stellvertr­etende DGB-Landesvors­itzende Gabriele Frenzer-Wolf machte sich für faire Arbeitsbed­ingungen der Fachkräfte aus dem Ausland stark.

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FOTO: DPA Immer wieder klagen Unternehme­r, dass Flüchtling­e, die erfolgreic­h ausgebilde­t oder angestellt wurden, abgeschobe­n werden.

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