Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Lage könnte schlechter sein

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Wirklich überrasche­nd sind die Ergebnisse der neuen Populismus-Studie nicht. Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht und das politische Gespräch sucht, kann bestätigen, dass der Meinungsau­stausch härter und die Sehnsucht nach einfachen Lösungen größer geworden ist. Dabei ist die „gefühlte“politische Lage sehr viel negativer, als es die wirtschaft­liche Lage, die geringe Arbeitslos­enquote und die positive Kriminalst­atistik vermuten lassen. Offensicht­lich werden diese Erfolge nicht als Erfolg der politisch Verantwort­lichen verbucht. Hingegen sind, wenn etwas schlecht läuft, die Schuldigen schnell gefunden: die da oben.

„Die da oben“haben tatsächlic­h Fehler gemacht, aber andere als ihnen Populisten gerne unterstell­en. Das Hauptprobl­em ist nicht, wie beispielsw­eise von Horst Seehofer behauptet, die Flüchtling­spolitik der vergangene­n Jahre. Das Problem ist, dass alltagsent­scheidende Herausford­erungen wie die dramatisch steigenden Mietpreise, Löhne, die nicht zum Leben reichen, Altersarmu­t und Missstände in der Pflege als Randphänom­ene abgetan wurden. Genau dieses Gefühl des Abgehängts­eins und der Überforder­ung schafft aber, wie auch die Entwicklun­g im Osten beweist, eine Empfänglic­hkeit für Populismus.

Bleibt zweierlei zu hoffen: Dass die Politik die alarmieren­den Zeichen der Zeit endlich erkennt und aufhört, um sich selbst kreißend nur Mäuslein zu gebären. Ratsam wäre allerdings auch ein Blick in den eigenen Spiegel – und in den Wirtschaft­steil der Zeitung. Die Lage könnte schlechter sein.

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