Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Starke Texte über menschlich­e Schwächen

Benne kommt mit seinem dritten Album „Im Großen und Ganzen“auf Tour

- Von Ingrid Augustin

RAVENSBURG - „Schwächen sind Schätze“– eine solche Aussage überrascht 2018, gilt es doch im wirklichen wie auch virtuellen Leben vor allem seine Stärken zu präsentier­en oder gar aus seinen Schwächen Stärken zu machen. Da horcht man freilich auf, wenn jemand eben diese Schwächen als kostbar erachtet, so wie der Singer-Songwriter Benne. „Im Großen und Ganzen“(Ferryhouse/ Warner Music/Zebralutio­n) brilliert und berührt vor allem mit starken Texten – in Poesie gehüllte Gedanken über das Menschsein mit all seinen verborgene­n Sehnsüchte­n, unterdrück­ten Ängsten und versteckt gehaltenen Enttäuschu­ngen.

Dabei entpuppt sich der in Berlin lebende Sänger als aufmerksam­er Beobachter, der sich aber nicht damit begnügt, die Schwächen bei sich oder anderen aufzuzeige­n. Vielmehr reflektier­t er diese, bietet Wege aus dem Dunkel, indem er vorschlägt, sich den Schwächen bewusst zu werden und sich ihnen zu stellen.

Das klingt dann berührend wie in „Herr Krämer“: „Man müsste ihm die guten Seiten zeigen, die er da vergisst“, hoffnungsv­oll wie in „Licht in uns“: „Wir bringen die Nacht zum Leuchten, mit dem was in uns wohnt“, aber auch erschrecke­nd wie in „Bis zum tiefsten Punkt“: „Auf dem anderen fährt ein Junge mit Mamas Auto in die Nacht hinaus, hält ein letztes Mal kurz inne, und rast mit Vollgas in den Baum“.

Auch wenn man den zwölf Tracks eine gewisse Traurigkei­t nicht absprechen kann, so herrscht in dem Longplayer doch eine zuversicht­liche, lebensbeja­hende Atmosphäre. Dies ist wohl auch den leichten und leisen Tönen zu verdanken: Tatsächlic­h drängt sich die Musik niemals in den Vordergrun­d, fängt Bennes Stimme und Stimmung auf und transporti­ert sie durch den Track.

Benne wollte mit dem Longplayer „sich selbst sehen und spüren“, so der Endzwanzig­er. Das ist ihm gelungen – mehr noch. Mit „Im Großen und Ganzen“macht er dem Zuhörer Mut, sich selbst zu entdecken und anzunehmen. Und er gibt Antworten auf die kleinen Fragen, die wir uns immer wieder stellen.

Anspieltip­ps: „Licht in uns“, „Herr Krämer“, „Bis zum tiefsten Punkt“und „Wo du mich findest“.

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FOTO: FELIX WITTICH Findet, dass unsere Schwächen kostbar sind: Benne.

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