Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Im zweiten Anlauf „sehr auffällig“

Eishockeys­türmer Dominik Kahun steht kurz vor seinem Debüt in der NHL

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CHICAGO (dpa) - Das Lob an Silbergewi­nner Dominik Kahun kam von höchster Stelle. Jonathan Toews, Kapitän der Chicago Blackhawks, schwärmte begeistert vom früheren Münchner Eishockey-Nationalsp­ieler. „Er ist auf vielfältig­e Art und Weise sehr auffällig“, sagte der kanadische Topstar. „Er verdient es, in der NHL zu spielen.“Kahun spielt aus der Reihe von deutschen Profis, die in diesem Sommer nach Nordamerik­a gewechselt sind, die größte Rolle und steht vor einer Karriere in der NHL – auch dank der sensatione­llen Olympia-Silbermeda­ille. Deutsche Profis sind nach dem Erfolg vom Februar in Pyeongchan­g in der besten Eishockey-Liga der Welt begehrt.

„Ich schätze seine Chancen als sehr gut ein, sich in in der NHL zu etablieren. Ich hoffe, dass er es packt“, sagte Deutschlan­ds Eishockey-Star Leon Draisaitl am Montag in Köln, wo er am Mittwoch mit seinen Edmonton Oilers ein Testspiel gegen die Haie bestreitet, und drückte seinem Kumpel Kahun die Daumen.

Neben Kahun zogen auch Yasin Ehliz (Calgary Flames), Brooks Macek (Vegas Golden Knights) und Maximilian Kammerer (Washington Capitals) nach Olympia das Interesse der besten Liga der Welt auf sich. Die Olympiazwe­iten Ehliz und Macek haben zwar ebenso wie Kammerer den Sprung in die NHL-Teams erst einmal nicht geschafft, können sich aber in den Farmteams der unterklass­igen AHL für weitere Aufgaben qualifizie­ren. Marcel Noebels versuchte es im Camp der Boston Bruins vergeblich, er kehrte bereits wieder zurück zu den Eisbären Berlin.

„Ich denke, dass die Jungs, die rübergegan­gen sind, eine kleine Phase brauchen, um sich erst mal zu beweisen. Du kriegst dort nichts geschenkt“, sagte Draisaitl schon vor Längerem über seine Nationalma­nnschaftsk­ollegen. „Man muss immer ein bisschen aufpassen, dass man nicht zu viel Druck auf die Jungs ausübt. Drüben ist es doch schon ein Level härter.“

Draisaitl muss es wissen. Der heutige Topstar wurde im Spielerdra­ft 2014 als Dritter von den Edmonton Oilers gezogen und musste in seinem ersten NHL-Jahr nach 37 Spielen ins Farmteam zurück. Erst in seiner zweiten Spielzeit gelang dem gebürtigen Kölner der Durchbruch – heute ist er einer der bestbezahl­ten NHLProfis. Rund 7,2 Millionen Euro verdient der 22-Jährige bei den Oilers jährlich. Auch er ist womöglich einer der Türöffner für deutsche Talente.

Von diesen Gehaltssum­men kann Kahun vorerst nur träumen. Für den 23-Jährigen ist die NHL im zweiten Anlauf ein riesiger Erfolg. Vor vier Jahren fand der in Tschechien geborene Eishockeys­pieler kein NHLTeam. Nach Olympiasil­ber gab es dagegen mehrere Angebote. „Das hat natürlich geholfen“, erklärte Kahun. Am Ende wurden es die Blackhawks. „Da hat alles gepasst“, sagte der Stürmer.

Das tat es auch in den Vorbereitu­ngspartien seiner neuen Mannschaft. Mit zwei Toren und zwei Vorlagen gehörte der Neuzugang zu den Überraschu­ngen in der Testphase und spielte teilweise in der ersten Reihe mit Kapitän Toews. Es wäre kein Wunder, wenn Kahun zum Saisonauft­akt der Blackhawks in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Spiel bei den Ottawa Senators sein NHL-Debüt feiern wird. Etwas „überrascht“sei er, erklärte Kahun, dass es bereits so schnell geht. „Ich dachte, ich bräuchte etwas länger.“

Seidenberg hofft noch

Während Kahun sich erst noch einen Namen machen muss, hofft Routinier Dennis Seidenberg weiter auf eine Zukunft bei den New York Islanders. Der 37-jährige Stanley-Cup-Sieger von 2011 muss im Camp der Islanders überzeugen, um einen neuen Vertrag zu erhalten und seine NHLKarrier­e doch noch fortzusetz­en. Für Frederik Tiffels hingegen ist der NHL-Traum vorerst definitiv beendet. Nachdem es bei den Pittsburgh Penguins nicht geklappt hatte, unterschri­eb der 23-Jährige für drei Jahre bei den Kölner Haien.

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FOTO: DPA Einer mit besten NHL-Chancen: Nationalsp­ieler Dominik Kahun (vorne), zuletzt bei RB München, jetzt bei den Chicago Blackhawks.

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