Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ulm und Neu-Ulm feiern am Freitag die Rückkehr von Mesale Tolu
Die Journalistin und ihre Unterstützer sprechen im Kornhaus - Der Abend soll fröhlich werden, doch Schatten bleiben
ULM - Seit Ende August ist Mesale Tolu zurück in ihrer Heimatstadt Neu-Ulm, am Freitag wird die Rückkehr im Ulmer Kornhaus gefeiert.
Fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem 500 Zuhörer zu einem Solidaritätskonzert dorthin gekommen waren. Am 6. Oktober 2017 hatte Oberbürgermeister Gunter Czisch die türkischen Behörden aufgefordert, Tolu sofort freizulassen.
Am 5. Oktober 2018 wird das Ulmer Stadtoberhaupt die Journalistin und Übersetzerin mit einer Grußbotschaft willkommen heißen. Tolu selbst will eine Ansprache halten und Gespräche mit den Gästen der Feier suchen.
Eine ganze Reihe an Rednern hat sich für den Freitag angekündigt. Doch im Vordergrund soll etwas anderes stehen: ein fröhliches Miteinander. „Wir werden einen schönen und interessanten Abend erleben“, verspricht Angelika Lanninger. Die pensionierte Lehrerin hat Mesale Tolu am Anna-Essinger-Gymnasium unterrichtet, gehörte zu den engagiertesten Streitern für ihre Freilassung und wird den Abend gemeinsam mit Cengiz Dogan moderieren.
Der Laichinger Elektroningenieur ist einer der Sprecher und Organisatoren des Solidaritätskreises „Freiheit für Mesale Tolu“. Er sagt: „Wir sind froh, dass Mesale frei ist und dass sie wieder da ist.“Das Fest im Kornhaus werde zu einer Art Familienfeier – so eng seien die Unterstützer zusammengewachsen.
Dogan sieht das Fest auch als eine Art Belohnung für die Menschen aus Ulm, Neu-Ulm und der Umgebung, die sich lange und ausdauernd für Tolus Freilassung eingesetzt hatten. Wie beim Solidaritätskonzert vor einem Jahr wird auch diesmal musiziert: Der Chor Kontrapunkt Ulm und das Quartett Weiberxxang singen im Kornhaus.
Der Freitag soll fröhlich werden. Doch ein Schatten, der über dem Abend hängt, bleibt. Denn der Prozess gegen Mesale Tolu läuft weiter, der nächste Verhandlungstag steht am Dienstag, 16. Oktober, an – wenige Tage nach dem Fest also. Der Journalistin werden „Terrorpropaganda“und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“vorgeworfen.
Angelika Lanninger mahnt: „Mesale ist noch nicht freigesprochen. Unsere Arbeit ist noch nicht vorbei.“Die frühere Lehrerin erinnert auch an andere Frauen und Männer, die aus politischen Gründen in der Türkei im Gefängnis sitzen.
Solidaritätskreis-Sprecher Cengiz Dogan glaubt nach dem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in der vergangenen Woche nicht, dass ihr eine harte Strafe droht. Angelika Lanninger glaubt vor allem an ihre frühere Schülerin: „Sie wird das richtige tun.“
Prominente Redner
„Solidarität ist unsere Stärke“, lautet das Motto des Abends. Zu Wort kommen entsprechend vor allem jene, die sich für Mesale Tolu stark gemacht haben: Heike Hänsel, die für Die Linke im Bundestag sitzt, war als Prozessbeobachterin beim Verfahren gegen Tolu in Istanbul. Professor Fred Turnheim ist Präsident des Österreichischen Journalisten Clubs, der Mesale Tolu und dem ebenfalls lange in der Türkei inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel im Dezember 2017 den Dr.Karl-Renner-Publizistikpreis für hervorragende, langjährige journalistische Leistungen verliehen hat. Beatrix Landmann ist Lehrerin am Ulmer Anna-Essinger-Gymnasium, das sich immer wieder für seine ehemalige Schülerin eingesetzt hatte. Neben Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch werden auch Reinhard Junginger als Vertreter für NeuUlms Rathauschef Gerold Noerenberg, der Ulmer CDU-Stadtrat Thomas Kienle und die SPD-Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis sprechen.
Im Anschluss findet eine Feier im Foyer des Kornhaussaales statt. Dann wird es Tee, weitere Getränke und Kleinigkeiten zum Essen geben – und die Gelegenheit, mit Mesale Tolu ins Gespräch zu kommen.
Der Abend unter dem Motto „Solidarität ist unsere Stärke“beginnt um 18 Uhr im Kornhaus, geplantes Ende ist 22 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro.