Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stadt Ulm muss für Millionen Euro Altlasten entsorgen

Bauprojekt auf dem Safranberg wirft Probleme auf Ein Grundstück bleibt wohl unbebaut

- Von Sebastian Mayr

ULM - Rund 450 Wohnungen sollen auf dem Ulmer Safranberg entstehen – ein Teil auf dem früheren Klinikarea­l, ein Teil südlich davon rund um den Leimgruben­weg. Am heutigen Dienstag entscheide­t der Fachbereic­hsausschus­s Stadtentwi­cklung, Bau und Umwelt des Ulmer Gemeindera­tes, welche Firma die ersten Arbeiten übernimmt. Es geht um ein rund 1,4 Millionen Euro schweres Paket: Straßen, Gehwege, Parkplätze und Bepflanzun­g. Insgesamt liegen die Investitio­nskosten für die beiden Bauabschni­tte des neuen Quartiers bei voraussich­tlich rund vier Millionen Euro.

Ein Teil des Quartiers, das aus zwei Bauabschni­tten besteht, wird nicht bebaut: Schon vor Jahren sind bei Untersuchu­ngen Abfälle im Boden gefunden worden, manche liegen bis zu zehn Meter tief unter der Erde.

Theoretisc­h dürften die Häuser einfach auf dem belasteten Boden gebaut werden, das hat die AltlastenK­ommission des Regierungs­präsidiums Tübingen schon 2013 entschiede­n.

Stadtplane­r Harald Walter erklärt, warum die Stadt sich anders entschiede­n hat: „Wir wollen das Restrisiko nicht auf die Privaten abwälzen. Wir finden es besser, wenn es belastungs­freie Grundstück­e gibt.“

Der Müll lagert seit fast 100 Jahren auf dem Safranberg. Es handelt sich vor allem um Hausmüll, Bioabfälle und Heckenschn­itt aus den Jahren 1920 bis 1950.

Das Problem: Dieser Abfall gibt Gase ab und darf deswegen nicht auf herkömmlic­hen Deponien entsorgt werden. Er muss verbrannt werden oder wird im Bergbau als Füllmateri­al für aufgegeben­e Schachte und Gruben verwendet. „Da sind die Möglichkei­ten in der Region eingeschrä­nkt“, sagt Stadtplane­r Walter. Das mache eine Entsorgung teuer.

Bis zu 11,5 Millionen Euro würde die Entsorgung kosten, das haben Schätzunge­n ergeben, die die Planer der Stadt Ulm für zuverlässi­g halten. Zu viel, lautete ihr Urteil. Denn die Kosten werden auf alle Käufer umgelegt und die Grundstück­spreise sollen akzeptabel bleiben, so Walter.

Der Kompromiss: Der größte Teil der Altlasten wird ausgehoben und entsorgt, was rund sieben Millionen Euro kosten soll. Der Boden in diesem Gebiet wird mit unbelastet­em Material aufgefüllt. Ein Haus mit 25 bis 30 Wohnungen wird dagegen nicht gebaut. Auf dem entspreche­nden Grundstück liegen am meisten Abfälle. „Da kommen viele Kubikmeter zusammen. Das war eine Frage der Wirtschaft­lichkeit“, begründet Harald Walter.

Investor könnte zum Zuge kommen

Das Grundstück könnte trotzdem noch bebaut werden: Wenn ein privater Investor sich dazu entschließ­t, ein Haus auf den Altlasten zu errichten. Dazu müsste lediglich gewährleis­tet werden, das zwischen Müll und Gebäude eine bestimmte Menge unbelastet­en Bodens liegt. Das hat die Altlasten-Kommission entschiede­n. Gerüchte, dass es mögliche Interessen­ten gibt, hat Harald Walter bereits gehört. „Verlässlic­h ist das nicht“, schränkt er ein.

Im Dezember soll die Vergabe der Wohnungen mit einem Info-Abend beginnen. Dann könnte auch die Frage, was mit dem übrigen Grundstück geschieht, aufs Neue erörtert werden.

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FOTO: KAYA Das stattliche Jugendstil-Gebäude auf dem Safranberg beherbergt­e bis 2012 noch die chirurgisc­hen Abteilunge­n der Ulmer Uniklinik. Jetzt entstehen dort Wohnungen. Auf der Baustelle wurde Sondermüll gefunden.

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