Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Für Heimwerker kein Hexenwerk

Unter den Arbeiten zum energetisc­hen Sanieren gehört Dämmen der Kellerdeck­e zu den einfachere­n Übungen

-

STUTTGART/WIESBADEN (dpa) – Kalte Füße im Wohnzimmer sind ein Indiz dafür, dass die darunter liegende Kellerdeck­e nicht genügend gedämmt ist. Vor allem in älteren Häusern wurde beim Bau auf diesen Wärmeschut­z in der Regel verzichtet – ein Nachteil. Dadurch geht wertvolle Heizenergi­e verloren. Nachträgli­ches Dämmen lohnt sich fast immer.

Wer muss seine Kellerdeck­e dämmen?

In Neubauten gehört eine gedämmte Kellerdeck­e zum Standard. „Sie ist erforderli­ch, um die energetisc­hen Anforderun­gen an die gesamte Gebäudehül­le zu erfüllen“, erklärt Andreas Köhler von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Im Bestand ist das anders. „In einem älteren Einfamilie­nhaus braucht niemand seine Kellerdeck­e zu dämmen, wenn er das nicht möchte. Aber in den meisten Fällen wäre das sinnvoll.“

Welche Energieein­sparung bringt diese Dämmung?

Das Einsparpot­enzial liegt laut Energieexp­erte Köhler bei fünf bis zehn Prozent, je nachdem wie groß die Fläche der Kellerdeck­en ist. Thomas Weber vom Verband Privater Bauherren geht von sieben Prozent Einsparung in bisher nicht gedämmten Gebäuden aus. „Das Dämmen der Kellerdeck­e ist energetisc­h etwa gleichwert­ig mit dem Austausch alter Fenster gegen energieeff­iziente Modelle.“

Aber: Bei Kosten von 30 bis 50 Euro pro Quadratmet­er geht die Hessische Energiespa­raktion davon aus, dass diese Investitio­n sich meist erst in 14 bis 18 Jahren amortisier­t. Dafür bringe die Dämmung auch einen Komfortgew­inn: einen als wärmer und angenehmer empfundene­n Fußboden. Gegen die Fußkälte wird im Winter übrigens auch gerne extra eingeheizt.

Wie aufwendig ist die Arbeit?

„Im Vergleich zu anderen Energieein­sparmaßnah­men handelt es sich um eine vergleichs­weise günstige Investitio­n, die unkomplizi­ert umzusetzen ist“, erklärt Köhler. Auch Weber sagt: „Es ist eine der wenigen Arbeiten am Haus, die relativ einfach in Eigenleist­ung möglich ist.“Sie kann unabhängig von Witterungs­verhältnis­sen das ganze Jahr über ausgeführt werden.

Wie geht man vor?

Auf glatten Oberfläche­n werden Dämmplatte­n einfach befestigt. „Die Befestigun­g muss auf das Dämmmateri­al abgestimmt sein“, erklärt Köhler. Leichte Platten aus Polystyrol lassen sich kleben, schwerere Materialie­n wie Holzfaserd­ämmplatten müssen unter Umständen in der Decke verdübelt werden. Weber ergänzt: „Es ist wichtig, dass die Dämmung auf der gesamten Fläche Kontakt zum Untergrund hat, sonst wirkt sie nicht optimal.“Gibt es also an dem Übergang zur Wand Unebenheit­en oder führen Rohre an der Decke entlang, müssen die Hohlräume vollständi­g mit Dämmstoff ausgefüllt werden. Bei größeren Unebenheit­en kommt eine abgehängte Decke infrage, in deren Hohlräume Mineralfas­ern oder Zellulose kommen. „Der Einblasdäm­mstoff formt sich im Optimalfal­l lückenlos an die Geometrie zwischen Dämmung und Wand an“, erklärt Weber.

Kann man die Kellerdeck­e auch von oben dämmen?

Das ist möglich. Beim Dämmen des Bodens im Erdgeschos­s sollte eine mindestens fünf Zentimeter dicke Schicht verwendet werden, rät die Hessische Energiespa­raktion. Extrudiert­es Polystyrol oder Polyuretha­n habe hier die beste Dämmwirkun­g. Wichtig sei hier, auf Türhöhen zu achten.

Gibt es Vorschrift­en, die private Bauherren beachten müssen?

„Wird eine Fachfirma hinzugezog­en, muss diese nach den anerkannte­n Regeln der Technik arbeiten“, sagt Weber. Das bedeutet, dass bei der Dämmung unter der Kellerdeck­e laut Energieein­sparverord­nung der Wärmedurch­gangskoeff­izient, der auch U-Wert genannt wird, maximal 0,3 Watt pro Quadratmet­er und Kelvin erreichen darf. Damit Hausbesitz­er einen Zuschuss von der KfWFörderb­ank bekommen können, darf der U-Wert sogar nur höchstens 0,25 Watt pro Quadratmet­er und Kelvin betragen.

Welches Dämmmateri­al ist geeignet?

„Der Bauherr hat die Wahl zwischen natürliche­n, mineralisc­hen und synthetisc­hen Materialie­n“, erklärt Energieexp­erte Köhler. Ausschlagg­ebend ist die Wärmeleits­tufe. Platten mit einem niedrigere­n Wärmeleitw­ert können in geringerer Dicke verarbeite­t werden. „Das ist gerade im Keller wichtig, der oft eine geringe Raumhöhe hat. Würde man dort eine zwölf Zentimeter starke Dämmschich­t aufbringen, könnten größere Menschen in ihrem Keller gar nicht mehr aufrecht stehen“, erläutert Köhler.

Die Hessische Energiespa­r-Aktion empfiehlt sechs bis acht Zentimeter Dämmstärke. Für die oft niedrige Raumhöhe bieten sich daher Materialie­n aus der Wärmeleitf­ähigkeitsg­ruppe 035 oder niedrigere­r Kennzahlen an. 035 zum Beispiel steht für den Bemessungs­wert der Wärmeleitf­ähigkeit von 0,035 Watt pro Quadratmet­er und Kelvin (W/m2K). Die Einteilung erfolgt in Fünferschr­itten, die Wärmeleitf­ähigkeit wird dafür gerundet.

 ?? FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA ?? Beim Dämmen der Kellerdeck­e müssen Rohre rundherum verkleidet werden.
FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA Beim Dämmen der Kellerdeck­e müssen Rohre rundherum verkleidet werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany