Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Glück durch Üben

Niko Kovac verspricht sich von seinen Bayern gegen Ajax Amsterdam eine Reaktion

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Die Null muss stehen. Dieses Leitmotiv hat Niko Kovac einst unter Trainer Huub Stevens bei Hertha BSC gelernt. Auch als Assistent von Ricardo Moniz, der später auch mal kurz beim TSV 1860 München tätig war, arbeitete Niko Kovac bei Red Bull Salzburg unter einem Coach aus den Niederland­en. Kovac ist mittlerwei­le Cheftraine­r beim FC Bayern München, die niederländ­ischen Ex-Bosse scheinen ihm das richtige beigebrach­t zu haben. „Der holländisc­he Fußball und ihre Trainer genießen einen hohen Stellenwer­t. Ihre Spuren sind bei vielen Topclubs zu sehen, ob bei Barça, Real Madrid oder auch hier bei uns“, sagte Kovac vor dem Duell in der Champions League gegen Hollands Stolz Ajax Amsterdam – das von Erik ten Hag, dem früheren Trainer der Bayern-Reserve trainiert wird – am Dienstag (21 Uhr, DAZN). Kovac weiter: „Ich wurde dadurch auch geprägt und versuche nun, das ein oder andere zu implementi­eren.“

Tatsächlic­h sind die roten Bayern noch immer auch ein wenig oranje. Nicht nur wegen Arjen Robben, der mittlerwei­le seit neun Jahren den rechten Flügel beackert. Vor allem aber wegen eines gewissen Louis van Gaal. Den ehemaligen Trainer erwähnt Kovac immer wieder, wenn es um das Spielsyste­m des Meisters geht. „Der FC Bayern spielt seit van Gaal ein fixes System, ein funktionie­rendes System.“Laut Kovac hat der heute 67-Jährige „einen Spielstil geprägt, den wir beibehalte­n. Wir haben da nicht viel ändern müssen. Die Mechanisme­n, die Automatism­en stehen. Aber: Wir wollen das noch verfeinern. Es geht um Kleinigkei­ten.“Am Ende geht es aber – und das ist die wahre Währung des Fußballs: um Siege.

Auch für Niko Kovac. Zwei Spiele ohne Sieg in der Bundesliga, zuletzt der Verlust der Tabellenfü­hrung durch das 0:2 bei Hertha BSC – voilà, da ist er, früher aufgetauch­t als erwartet: der erste kleine Herbstblue­s. Als ein TV-Reporter am Montag den Begriff „Mini-Krise“in seine Frage einstreute, zugleich aber abwiegelte („davon möchte ich nicht sprechen“), unterbrach ihn Kovac mit einem Lächeln: „Gut so!“Dann erklärte der Coach mit gebotener ernsterer Miene: „Wir sind alle erfolgsver­wöhnt, Siege gehören dazu. Meine Stimmung war natürlich getrübt.“All die Verabredun­gen mit Berliner Freunden und Verwandten, die er nach einem Erfolg in der Hotellobby treffen wollte, sagte er kurzfristi­g ab. Erst nachts um zwei fand Kovac in seiner Geburtssta­dt in den Schlaf. Die erste Niederlage als Bayerntrai­ner. Auch das prägt.

Und sorgt für Extra-Motivation. „Wir werden es besser machen – davon bin ich überzeugt. Ich erwünsche und erhoffe mir eine Reaktion – nicht nur gegen Ajax, sondern auch am Samstag in der Bundesliga gegen Gladbach“, machte Kovac klar und betonte in einer weiteren Antwort fast schon beschwören­d: „Wir werden das schon hinkriegen.“Dann zitierte er einen Golfer-Spruch: „Je mehr ich übe, desto mehr Glück habe ich.“

Aber: „Wir müssen uns strecken. Es geht um Kleinigkei­ten, im kleinen, einstellig­en Prozent-Bereich.“Vor allem in Sachen Chancenver­wertung, das größte Manko der Bayern Niko Kovac im Bayerische­n Rundfunk über seinen Glauben

dieser Tage. „Vielleicht war hier und da ein Schlenker zu viel dabei. In der Einfachhei­t liegt die Schwierigk­eit, aber auch die Schönheit. Vielleicht muss man den Ball auch einfach mal über die Linie würgen.“Man müsse nur „die Vielzahl an Chancen“verwerten. Also schaurig-schön gewinnen.

Arjen Robben springt ihm zur Seite: „Wir haben eine Reaktion zu zeigen und das werden wir machen.“ Punkt. Und zweitens, so Robben: „Wir dürfen uns nichts einreden lassen. Ab Dienstag müssen wir eine neue Serie starten.“Sowieso.

Dass nun erste Experten wie Stefan Effenberg ein Ende der Rotation fordern, tangiert Kovac wenig. „Nach sieben Siegen in sieben Spielen mit Rotation war alles gut und jetzt nach zwei Spielen nicht mehr – das ist zu leicht“, antwortete er gelassen.

Einen Grund für diese Gelassenhe­it und diese Ruhe, die er auch jetzt in der ersten etwas brenzliger­en Situation ausstrahlt, nannte Kovac am Sonntag im Bayerische­n Rundfunk. „Der Glaube ist mir sehr wichtig“, sagt der Katholik in einem Interview für „Blickpunkt Sport“und erklärte: „In der heutigen Zeit ist es sehr stressig. Jeder sucht sein Ventil, seine Zuflucht. Meine Zuflucht ist die Religion, mit der fühle ich mich sehr viel besser, sicherer. Probleme löse ich persönlich damit viel besser.“

Wie sagt man so schön flapsig im Fußball? Hinten dicht machen – und vorne hilft der liebe Gott.

„Meine Zuflucht ist die Religion, mit der fühle ich mich sehr viel besser, sicherer.“

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FOTO: AFP Einiges zu besprechen: Niko Kovac (in Schwarz) und die Spieler des FC Bayern München.

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