Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Irland ganz gefühlvoll

Das Duo Kieran Goss und Annie Kinsella begeistert­e im Kulturhaus

- Von Christian Reichl

LAUPHEIM – Nach über zehn Jahren hat der irische Singer-Songwriter Kieran Goss am Freitag wieder ein Konzert im Kulturhaus in Laupheim gegeben, begleitet von Ehefrau und Sängerin Annie Kinsella, mit der er im Herbst sein erstes Duo-Album veröffentl­icht hat. Gut 100 Besucher waren begeistert von dem augenzwink­ernd melancholi­schen Einblick in Irlands Seele.

LAUPHEIM – Nach über zehn Jahren hat der irische Singer-Songwriter Kieran Goss am Freitag wieder ein Konzert im Kulturhaus in Laupheim gegeben, begleitet von Ehefrau und Sängerin Annie Kinsella, mit der er im Herbst sein erstes Duo-Album veröffentl­icht hat. Gut 100 Besucher waren dabei und begeistert von dem augenzwink­ernd melancholi­schen Einblick, den beide über zwei Stunden mit ihren Liedern in Irlands Seele gewährten.

„Oh, The Starlings“heißt die neue Platte des Duos, das mit dem gleichnami­gen Titelsong seinen Auftritt im Kulturhaus eröffnete. Anlässlich der Neuerschei­nung geben die beiden Musiker zahlreiche Konzerte in Deutschlan­d und der Schweiz, bevor es Mitte Dezember wieder zurück nach Irland auf Tour geht.

Während Ehefrau Annie Kinsella bei früheren Konzerten nur als Gastmusike­rin mitgewirkt hat, ist sie nun fester Bestandtei­l der Show. Zu Beginn des Konzerts erzählt sie dem Publikum vom gemeinsame­n Haus am „wilden Atlantik“in der malerische­n Grafschaft County Sligo an der Westküste Irlands. In dieser Landschaft liegt nur wenige Kilometer nördlich der berühmte irische Dichter William Butler Yeats begraben, dessen Gedicht „The Song of Wandering Aengus“von den Künstlern fürs neue Album vertont wurde.

Der Titel „Hollywood Boulevard“ebenfalls auf dem neuen Album, erzählt vom Scheitern des amerikanis­chen Traums. Eine Erfahrung, die auch viele irische Künstler in den USA gemacht hätten und letztlich auf die grüne Insel zurückkehr­en mussten, erzählt Goss.

Einer der Iren, die in den Staaten den Durchbruch geschafft haben, ist der Musikprodu­zent Kevin Killen, der schon mit Künstlern wie Peter Gabriel, David Bowie und Elvis Costello zusammenge­arbeitet hat. Bei keinem geringerem als Killen ist auch das neue Album aufgenomme­n worden. „Ich habe es für unmöglich gehalten, als ich an Weihnachte­n bei ihm angerufen habe, um ihm schöne Feiertage zu wünschen. Doch bei Kevin ist ein Projekt ausgefalle­n und so konnten wir bei ihm in New York ins Studio, um zu produziere­n“.

Fans kommen auf ihre Kosten

Auch Fans älterer Songs dürften allerdings auf ihre Kosten gekommen sein. So gab es beispielsw­eise die gefühlvoll­e Ballade „Into Your Arms“vom 2009 veröffentl­ichten Album „I'll Be Seeing You“zu hören. Den besonderen Wunsch einer Besucherin, mit der sich Goss im Foyer unterhalte­n hatte, wollte der Folkmusike­r nicht ausschlage­n und spielte für die Dame das Stück „Clear Day“.

Das Künstlerpa­ar überzeugt mit seiner offenen und charmanten Art, die Zuschauer mit kleinen Geschichte­n auf eine Reise durch die irische Kultur mitzunehme­n. Andere Lieder geben intime Einblicke in das Leben der beiden Musiker. Wunderschö­ne Harmonien entstehen im Zusammensp­iel von Gitarre und zwei wunderbar zueinander passenden Stimmen, die die Geschichte­n zum Leben erwecken.

Der Andrang am CD-Stand in der Pause ist entspreche­nd groß. Viele wollen sich von Kieran Goss und Annie Kinsella die neue Scheibe signieren lassen und einen Blick oder ein kurzes Gespräch erhaschen.

„Der nächste Song geht an alle Träumer im Publikum“, kündigt Annie Kinsella den Titel „Michael's Orchard“vom neuen Album an. Der Obstbauer Michael verkauft seinen Besitz in Dublin, um sich in der Grafschaft Clare im Westen des Landes eine neue Existenz aufzubauen. Alle Menschen warnen ihn davor, dass an der Westküste keine Obstbäume wachsen werden. Doch Michael hält an seinem Traum fest, glaubt an seinen Erfolg und wird reich belohnt.

Eine weitere fasziniere­nde Geschichte hat Annie Kinsella aus der Familienhi­storie erzählt. Ihr Urgroßvate­r lebte mit seiner Frau und seinen drei Kindern als kleiner Farmer im Westen Irlands des 19. Jahrhunder­ts. Eines Tages verließ er seinen Hof, um seine Kuh auf dem Markt zu verkaufen. Am Abend ist er jedoch nicht zurückgeke­hrt und auch an den darauffolg­enden Tagen nicht. Ein Jahr verging, und alle Hoffnung war bereits verloren, als ihr Urgroßvate­r wieder nach Hause kam.

Es stellte sich heraus, dass er ein Schiff bestiegen hatte und nach New Orleans reiste. „Ich hätte zu gerne das Gespräch mit meiner Urgroßmutt­er erlebt, aber sie hat ihm verziehen“. Ihrem Vorfahren hat sie den Song „Jewel Of The South“gewidmet.

Für die Gäste im Kulturhaus präsentier­t Goss auch seinen bislang wohl größten Hit „The Reason Why“, der in Irland sogar auf Platz eins der Charts landete. Allerdings zum ersten Mal auf der Bühne nicht von ihm, sondern von seiner Frau Annie gesungen. „Ich liebe das Lied, aber ich will es nicht singen“, schmunzelt Goss mit seiner Gitarre in der Hand.

Großer Beifall belohnt das Duo am Ende, das selbstrede­nd noch eine Zugabe gibt – und noch eine, als der Beifall nicht endet. Die sympathisc­hen Iren verabschie­den sich dann doch weit nach 22 Uhr – mit einem Schlaflied. Den Titel „Time To Go Sleeping“hat Goss für seine kleine Nichte geschriebe­n. Ein Verspreche­n gab es auch noch: „Das nächste Mal dauert es keine zehn Jahre, bis wir wieder nach Laupheim kommen“.

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FOTO: CHRISTIAN REICHL Musikalisc­he Harmonie im Kulturhaus: Kieran Goss und Sängerin Annie Kinsella beim Auftritt am Freitag.

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