Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Klimawande­l im Welthandel

- wirtschaft@schwaebisc­he.de Von Wolfgang Mulke

Jede Party hat einmal ein Ende. Auch in der Wirtschaft gilt diese Regel. Deutschlan­ds Wirtschaft­sleistung wächst seit nunmehr neun Jahren stetig an, mal stärker, mal nur wenig. Aber aufwärts ging es nach 2010 immer. Ein Ende des Aufschwung­s wäre nur eine normale konjunktur­elle Entwicklun­g. Aber dieses Ende ist trotz manch bedenklich­er Entwicklun­g immer noch nicht in Sicht. Für das kommende Jahr sagen sowohl die führenden Forschungs­institute als auch der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) ein weiteres Wachstum voraus.

Zwar werden die Prognosen mittlerwei­le nach unten korrigiert. Doch vordergrün­dig gibt es keinen Grund für Alarmstimm­ung. Die Betriebe in Deutschlan­d arbeiten häufig an ihrer Kapazitäts­grenze und müssen wegen fehlender Fachkräfte zunehmend Aufträge ablehnen oder auf einen späteren Zeitpunkt verlegen. Der Arbeitsmar­kt läuft langsam in Richtung Vollbeschä­ftigung. Im Inland wird kräftig konsumiert und noch kräftiger gebaut. Beides stabilisie­rt die Wirtschaft aus eigener Kraft.

Und doch hat dieser Daueraufsc­hwung etwas mit dem Sommer dieses Jahres gemeinsam. Sonne und Wärme halten sich in Deutschlan­d seit Monaten so hartnäckig, dass manchen Menschen dabei das Gefühl beschleich­t, ein grundlegen­der Wandel sei im Gange. Tatsächlic­h gibt es auch in der Weltwirtsc­haft genügend Anzeichen für einen Klimawande­l – hin zu mehr Protektion­ismus, zu einem Leben auf Pump zu Lasten künftiger Generation­en.

Niemand kann derzeit exakt vorhersage­n, ob Donald Trumps Handelskri­eg eine Delle, eine Beule oder gar einen Totalschad­en der Weltkonjun­ktur zur Folge haben wird. Auch die Risiken der weltweit rekordverd­ächtigen Verschuldu­ng sind nicht in Wahrschein­lichkeiten auszudrück­en. Dazu kommen der Brexit oder die politische Krise im Nahen Osten, deren weitere Entwicklun­g schwer prognostiz­ierbar sind. Wie beim Wetter beschleich­t den Betrachter das Gefühl, es könnte über Nacht ein überfällig­er Umschwung über die Wirtschaft hereinbrec­hen. Mehr als eine Ahnung ist das aber nicht.

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