Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die SPD beweist Weitblick

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Wie heißt es so schön? Man muss loben auch! Denn es ist wirklich einfach, dieser Tage immer nur auf der SPD herumzuhac­ken: Ihre Zeit ist abgelaufen. Ihre Themen haben andere Parteien besetzt. Die Union ist längst sozialdemo­kratischer als die Sozis. Die visionären Ideen fehlen. Seit Kurt Schumacher – gut, zumindest seit Helmut Schmidt – gibt es keinen SPD-Politiker mit Profil mehr. Die Liste der Lästereien ließe sich endlos fortsetzen. Doch all jenen, die behaupten, die alte Dame habe keine klaren Vorstellun­gen für die Zukunft, sei ein dreifach donnerndes „Bätschi!“entgegenge­schmettert!

Am gestrigen Dienstag hat die deutsche Sozialdemo­kratie mit einer geradezu visionären Entscheidu­ng überrascht. Ab sofort wird es im Willy-Brandt-Haus, der schicken Parteizent­rale in Berlin-Kreuzberg, keine Wahlpartys mehr geben. Einziger Haken an der Sache: Bis dato gilt die Entscheidu­ng nur für Landtagswa­hlen. „Die Aufmerksam­keit von Wahlen in den Bundesländ­ern liegt in den Landeshaup­tstädten“, sagte ein Sprecher. „Wir haben uns auch aus Kostengrün­den dazu entschloss­en, an Wahlabende­n keine Parallelve­ranstaltun­gen im Willy-Brandt-Haus abzuhalten.“

Parallelve­ranstaltun­gen! Herrlich! Eine überaus elegante Formulieru­ng für die Tatsache, dass es zu teuer wird, an zwei Orten gleichzeit­ig den Frust zu ertränken. Denn die aktuellen Umfragen für Bayern sehen die dortige Landes-SPD bei zehn bis elf Promille. Oh Gott! Nun wäre fast doch noch böser Spott in diesem kleinen Text gelandet: Es sind natürlich Prozent. Immerhin. (jos)

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FOTO: DPA Frust statt Feste feiern: Die ehemalige Partyzentr­ale der SPD in BerlinKreu­zberg.

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