Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kretschman­n fordert mehr Geld für Bahn

Elektrifiz­ierung droht zu stocken – Strasser: CDU soll Ministerie­n Beine machen

- Von Katja Korf

STUTTGART - Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hat die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, mehr Geld für die Elektrifiz­ierung von Bahnstreck­en auszugeben. „Da erwarte ich deutlich größere Anstrengun­gen“, sagte Kretschman­n am Dienstag. Die Große Koalition aus CDU und SPD hatte angekündig­t, ein Sonderprog­ramm dazu aufzulegen. Im Bundeshaus­halt 2019 sind derzeit aber nur fünf Millionen Euro vorgesehen – das würde für drei Kilometer Schiene reichen.

Bleibt es bei den Plänen des Bundes, könnten darunter Verbindung­en in der Region leiden. Die Bodenseegü­rtelbahn, die Zollernalb­bahn ab Sigmaringe­n, die Brenzbahn und der Ringzug (Tuttlingen – Fridingen) gehören zu jenen Trassen, auf denen nur Dieselloks fahren können. Diese dürfen etwa nicht in den neuen Stuttgarte­r Bahnhof fahren, Züge müssten die Loks wechseln. Das kostet Zeit.

CDU sieht Land in der Pflicht

Landesverk­ehrsminist­er Winfried Hermann (Grüne) hat ein Konzept entwickelt, um noch nicht elektrifiz­ierte Strecken unter Strom zu setzen. Darin sieht er zehn Trassen vor, auf denen ab 2025 E-Loks fahren sollen – darunter die oben genannten Strecken in der Region.

Bei der Finanzieru­ng setzt das Land auf ein Sonderprog­ramm, dass CDU und SPD im Frühjahr angekündig­t hatten. Dafür sind aktuell nur fünf Millionen Euro für 2019 eingeplant. Kretschman­n sagte, es sei mehr versproche­n gewesen: „Man kann nicht glauben, dass in Deutschlan­d nur 60 Prozent des Schienenne­tzes elektrifiz­iert sind. Wie reden groß über E-Mobilität bei Autos, aber bei der Bahn ist das noch nicht erfolgt.“Deswegen sei es unabdingba­r, dass der Bund nun mehr für die Elektrifiz­ierung ausgebe.

Ohne diese Hilfe aus Berlin wird Hermanns Plan nicht aufgehen. Er könnte zwar die Strecken für ein Programm anmelden, bei dem Bund, Land und Kreise sich die Kosten teilen. Diese Möglichkei­t besteht durch das „Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetz“(GVFG). Doch würde Hermann alle Projekte dort anmelden, die er bis 2025 elektrifiz­ieren will, würde dies das Land wohl zu viel eigenes Geld kosten.

Sigmaringe­ns Landrätin Stefanie Bürkle (CDU) hält das Hin und Her für problemati­sch: „Ich denke, es ist den Bürgern egal, ob Bund oder Land zuständig sind. Wichtig ist, dass wir dieses Ziel zeitnah erreichen.“Bürkle sieht sowohl Berlin als auch Stuttgart in der Pflicht. „Es ist wünschensw­ert, dass der Bund seine Mittel in der Elektrifiz­ierungskon­zeption erhöht. Vom Land erwarte ich, dass es für die Zollernalb­bahn GVFG-Mittel beantragt.“Ein Ende des Kompetenzg­erangels fordert auch der FDPBundest­agsabgeord­nete Benjamin Strasser: „Ich erwarte, dass zumindest die CDU, die an beiden Regierunge­n beteiligt ist, beiden Ministerie­n endlich Beine macht, um zu einer Einigung zu kommen.“

Thomas Dörflinger, CDU-Verkehrsex­perte, verteidigt die Kollegen in Berlin. „Der Bund will nach unseren Informatio­nen bis Ende 2018 sein Konzept vorlegen. Das gilt es abzuwarten“, so Dörflinger. Der Bund habe seine Mittel für GVFG-Projekte auf eine Milliarde in 2019 erhöht – nun müsse das Land rasch Mittel daraus beantragen. Das Landesverk­ehrsminist­erium hat das vor. Aber, so ein Sprecher: „Das GVFG ist für kommunale Verkehrspr­ojekte wie für Stadtbahne­n gedacht – nicht für landkreisü­bergreifen­de Trassen.“Genau das seien aber etwa Bodenseegü­rtelbahn oder Zollernalb­bahn. Wenn der Bund dafür nicht zahle, bleibe weniger Landesgeld für andere Projekte.

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FOTO: ROLAND RASEMANN 60 Prozent des deutschen Bahnnetzes sind elektrifiz­iert. „Man kann das nicht glauben“, sagt Ministerpr­äsident Kretschman­n.

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