Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Trump verliert seine beliebtest­e Partnerin

UN-Botschafte­rin Nikki Haley tritt zurück – Nachfolge-Frage ist offen

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Nikki Haley, die UNBotschaf­terin Donald Trumps, hat überrasche­nd ihren Rücktritt bekannt gegeben. Spätestens im Januar wird die Republikan­erin, der Ambitionen aufs Weiße Haus nachgesagt werden, ihren Posten am New Yorker East River verlassen.

Es war ein Abschied mit Treueschwü­ren, den Trump und Haley am Dienstag im Oval Office zelebriert­en. „Sie hat einen fantastisc­hen Job gemacht, wir beide zusammen haben einen fantastisc­hen Job gemacht“, schmeichel­te er. Die Vereinigte­n Staaten, gab Haley das Lob zurück, hätten sich wieder Respekt verschafft. „Manchen Ländern gefällt vielleicht nicht, was wir tun. Aber sie respektier­en, was wir tun. Die USA sind wieder stark“, sagte sie.

So verabschie­det sich niemand, der keine politische­n Pläne mehr hat, zumal in einer Republikan­ischen Partei, die nach anfänglich­em Widerstand nunmehr fast eine Trump-Partei ist. Haley, Tochter indischer Einwandere­r, gilt als aufstreben­der Star in den Reihen der Konservati­ven und damit als potentiell­e Bewerberin für das Weiße Haus. Zwar dementiert sie Gerüchte, nach denen sie bereits 2020 an den Start gehen könnte: 2020, betont sie, werde sie für Donald Trump Wahlkampf machen. Wohl aber könnte sie in ihrem Heimatstaa­t South Carolina für einen Sitz im US-Senat kandidiere­n, was wiederum ein Sprungbret­t wäre, um vielleicht 2024 ins Duell um die Präsidents­chaft zu ziehen.

Der Sprung auf einen Schlüsselp­osten im Kabinett Trumps indes schien ihr auf absehbare Zeit verwehrt, worin das wahre Motiv ihres Rücktritts liegen dürfte. Es hat Tradition, dass amerikanis­che UN-Botschafte­r nach einer gewissen Zeit in die Regierung wechseln. Madeleine Albright wurde unter Bill Clinton Außenminis­terin, Susan Rice unter Barack Obama Nationale Sicherheit­sberaterin.

Haley unter Alphatiere­n

Dass Haley ausscheide­t, statt aufzurücke­n, hat wohl in erster Linie mit zwei Hardlinern zu tun, die sie mehr und mehr an den Rand drängten. Mike Pompeo und John Bolton, der eine Chefdiplom­at, der andere Sicherheit­sberater, verstehen sich als Alphatiere, die eine UN-Botschafte­rin wohl allenfalls pro forma in Entscheidu­ngsprozess­e einbeziehe­n.

Pompeos Vorgänger Tillerson hatte zum einen mit Trump gefremdelt und zum anderen die Medienbühn­e gescheut. Das gab Haley, die sich bester Drähte zum Präsidente­n rühmte, die Gelegenhei­t, sich als eine Art heimliche Außenminis­terin zu profiliere­n. Pompeo indes versteht sich prächtig mit Trump und mag das Scheinwerf­erlicht, während Bolton schon nach der Maxime „America First“handelte, als Trump noch mit Immobilien­käufen beschäftig­t war. Der Aufstieg der beiden ließ Haley absteigen.

Nach sechs Jahren im Gouverneur­samt und zwei Jahren bei den Vereinten Nationen sei es Zeit für eine Pause, begründet sie ihren Schritt. Sie halte es für richtig, Amtszeiten zu begrenzen, und wolle mit gutem Beispiel vorangehen.

In der UN stand Haley für einen harten Kurs. Den Ausstieg aus dem Atomabkomm­en mit Iran verteidigt­e sie ebenso wie die Verlegung der USBotschaf­t in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem. Scharfe Kritik äußerte sie bisweilen auch an Russland. Das unterschie­d sie von ihrem Chef, der den russischen Präsidente­n Wladimir Putin nur mit Samthandsc­huhen anfasst.

Im Wahlkampf des Jahres 2016 gehörte die Südstaatle­rin noch zu jenen Republikan­ern, die Trump verhindern wollten. Der Mann symbolisie­re den „Sirenenges­ang der wütendsten Stimmen“, warnte sie. Dass der Wahlsieger sie zur UN-Vertreteri­n kürte und sie damit als prominente­ste Frau in sein Kabinett holte, war eine Überraschu­ng. Zumal der Name Haley bis dahin für unbeschrän­kten Handel und eine aktive Rolle Amerikas in der Welt stand, nicht für Zollschran­ken und Isolationi­smus.

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FOTO: DPA Eine „Freundin“nannte US-Präsident Trump UN-Botschafte­rin Nikki Haley, als er ihren Abschied verkündete.

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