Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Trump verliert seine beliebteste Partnerin
UN-Botschafterin Nikki Haley tritt zurück – Nachfolge-Frage ist offen
WASHINGTON - Nikki Haley, die UNBotschafterin Donald Trumps, hat überraschend ihren Rücktritt bekannt gegeben. Spätestens im Januar wird die Republikanerin, der Ambitionen aufs Weiße Haus nachgesagt werden, ihren Posten am New Yorker East River verlassen.
Es war ein Abschied mit Treueschwüren, den Trump und Haley am Dienstag im Oval Office zelebrierten. „Sie hat einen fantastischen Job gemacht, wir beide zusammen haben einen fantastischen Job gemacht“, schmeichelte er. Die Vereinigten Staaten, gab Haley das Lob zurück, hätten sich wieder Respekt verschafft. „Manchen Ländern gefällt vielleicht nicht, was wir tun. Aber sie respektieren, was wir tun. Die USA sind wieder stark“, sagte sie.
So verabschiedet sich niemand, der keine politischen Pläne mehr hat, zumal in einer Republikanischen Partei, die nach anfänglichem Widerstand nunmehr fast eine Trump-Partei ist. Haley, Tochter indischer Einwanderer, gilt als aufstrebender Star in den Reihen der Konservativen und damit als potentielle Bewerberin für das Weiße Haus. Zwar dementiert sie Gerüchte, nach denen sie bereits 2020 an den Start gehen könnte: 2020, betont sie, werde sie für Donald Trump Wahlkampf machen. Wohl aber könnte sie in ihrem Heimatstaat South Carolina für einen Sitz im US-Senat kandidieren, was wiederum ein Sprungbrett wäre, um vielleicht 2024 ins Duell um die Präsidentschaft zu ziehen.
Der Sprung auf einen Schlüsselposten im Kabinett Trumps indes schien ihr auf absehbare Zeit verwehrt, worin das wahre Motiv ihres Rücktritts liegen dürfte. Es hat Tradition, dass amerikanische UN-Botschafter nach einer gewissen Zeit in die Regierung wechseln. Madeleine Albright wurde unter Bill Clinton Außenministerin, Susan Rice unter Barack Obama Nationale Sicherheitsberaterin.
Haley unter Alphatieren
Dass Haley ausscheidet, statt aufzurücken, hat wohl in erster Linie mit zwei Hardlinern zu tun, die sie mehr und mehr an den Rand drängten. Mike Pompeo und John Bolton, der eine Chefdiplomat, der andere Sicherheitsberater, verstehen sich als Alphatiere, die eine UN-Botschafterin wohl allenfalls pro forma in Entscheidungsprozesse einbeziehen.
Pompeos Vorgänger Tillerson hatte zum einen mit Trump gefremdelt und zum anderen die Medienbühne gescheut. Das gab Haley, die sich bester Drähte zum Präsidenten rühmte, die Gelegenheit, sich als eine Art heimliche Außenministerin zu profilieren. Pompeo indes versteht sich prächtig mit Trump und mag das Scheinwerferlicht, während Bolton schon nach der Maxime „America First“handelte, als Trump noch mit Immobilienkäufen beschäftigt war. Der Aufstieg der beiden ließ Haley absteigen.
Nach sechs Jahren im Gouverneursamt und zwei Jahren bei den Vereinten Nationen sei es Zeit für eine Pause, begründet sie ihren Schritt. Sie halte es für richtig, Amtszeiten zu begrenzen, und wolle mit gutem Beispiel vorangehen.
In der UN stand Haley für einen harten Kurs. Den Ausstieg aus dem Atomabkommen mit Iran verteidigte sie ebenso wie die Verlegung der USBotschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem. Scharfe Kritik äußerte sie bisweilen auch an Russland. Das unterschied sie von ihrem Chef, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin nur mit Samthandschuhen anfasst.
Im Wahlkampf des Jahres 2016 gehörte die Südstaatlerin noch zu jenen Republikanern, die Trump verhindern wollten. Der Mann symbolisiere den „Sirenengesang der wütendsten Stimmen“, warnte sie. Dass der Wahlsieger sie zur UN-Vertreterin kürte und sie damit als prominenteste Frau in sein Kabinett holte, war eine Überraschung. Zumal der Name Haley bis dahin für unbeschränkten Handel und eine aktive Rolle Amerikas in der Welt stand, nicht für Zollschranken und Isolationismus.