Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bedenken gegen Pläne zur Zeitumstel­lung

EU-Vorschlag zur Abschaffun­g fehlt laut Medienberi­cht die Mehrheit

- Von Daniela Weingärtne­r und dpa

BRÜSSEL - In drei Wochen ist es wieder einmal so weit: Die Uhren werden eine Stunde zurückgest­ellt. Geht es nach den Plänen der EU-Kommission in Brüssel, dann passiert das zum vorletzten Mal. Die Behörde hatte vorgeschla­gen, ab kommendem Jahr den Wechsel abzuschaff­en. Im Oktober 2019 sollen sich die Mitgliedss­taaten entschiede­n haben, ob sie dauerhaft bei der Sommer- oder der Winterzeit bleiben. Gut zwei Wochen vor dem möglicherw­eise richtungsw­eisenden Treffen der zuständige­n EU-Minister hat nun jedoch ein Bericht des Polit-Portals „Politico“Wirbel ausgelöst. Demnach gibt es aus einigen Ländern Bedenken gegen den entspreche­nden Vorschlag der EU-Kommission.

Demnach sind die Mitgliedss­taaten überhaupt nicht glücklich darüber, endlich einmal etwas ganz allein entscheide­n zu dürfen. Derzeit ticken die Uhren von Madrid bis Warschau gleich. Nur Portugal und Großbritan­nien sind eine Stunde später, Griechenla­nd, Bulgarien und Rumänien eine Stunde früher dran. An den Rändern der großen einheitlic­hen Zeitzone leiden alle – die Spanier müssen im Winter damit leben, dass die Sonne erst um halb neun aufgeht, in Polen verabschie­det sie sich nachmittag­s um halb vier schon wieder. Doch die jeweiligen Regierunge­n sind überzeugt, dass sich dieses Opfer lohnt. In einer gemeinsame­n Zeitzone funktionie­rt der Schienenve­rkehr reibungslo­ser, die Logistik klappt besser – es lässt sich insgesamt leichter Handel treiben in einem Binnenmark­t, in dem die Uhren gleich ticken.

Verhasste ordnende Hand

Eine gemeinsame Zeitzone sei daher weiterhin wünschensw­ert, heißt es aus den Hauptstädt­en – aber welche? Ohne Koordinier­ung durch Brüssel gehe es bei dem Thema nicht. Und die Vorstellun­g, man werde sich ohne die verhasste ordnende Hand untereinan­der einigen, sei doch recht utopisch. Am 29. und 30. Oktober treffen sich die für das Thema zuständige­n EU-Verkehrsmi­nister. Dort könnte sich ein klareres Meinungsbi­ld ergeben.

Die EU-Kommission hatte die Pläne, für die sich auch EU-Kommissar Jean-Claude Juncker stark macht, vorgelegt, nachdem Mitte August eine EU-weite Online-Umfrage ausgelaufe­n war. Bei der sprachen sich 84 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffun­g der Zeitumstel­lung aus. Die meisten votierten für eine dauerhafte Sommerzeit. 4,6 Millionen Antworten gingen bei der EU-Kommission ein – ein Rekord, aber immer noch weniger als ein Prozent der EUBürger. Allein drei Millionen Teilnehmer kamen zudem aus Deutschlan­d.

Wie es aussieht, müssen die Uhren also noch viele Male vor- und wieder zurückgest­ellt werden, bis es die Mitgliedss­taaten aus eigener Kraft schaffen, den Wählerwill­en umzusetzen – vorausgese­tzt, der Wähler weiß überhaupt selbst, was er in dieser Sache will.

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FOTO: DPA EU-Kommissar Juncker will die Zeitumstel­lung abschaffen – und stößt auf Widerstand.

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