Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Schwäbischer Klassikherbst endet grandios
Notos Quartett glänzt auf der Kleinen Bühne in Schwendi
SCHWENDI - Das Notos Quartett spielte zum Abschluss des Schwäbischen Klassikherbsts Streichquintette von Ralph Vaughan Williams und Franz Schubert auf der Kleinen Bühne in Schwendi .
Über die Musiker schrieb das „Fono Forum“: „Das mit dem „Echo“als Nachwuchskünstler des Jahres 2017 ausgezeichnete Notos Quartett gilt als eine der herausragenden Kammermusikformationen der Gegenwart.“Den Echo-Preis hat das Quartett im April als erste von vielen zurückgegeben, als man mit dem selben Preis zwei Rapper für ihre antisemitischen Songs auszeichnete.
Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Cello) und Antonia Köster (Klavier) eröffneten zusammen mit dem Kontrabassisten Wies de Boevé mit dem 1903 komponierten Quintett für Klavier, Streichtrio und Kontrabass cmoll von Ralph Vaughan Williams. Das „Allegro con fuoco“beginnt mit zwei Tuttischlägen, gefolgt von einer wundervoll spätromantischen Melodie mit starken Assoziationen an Johannes Brahms und auch an Franz Schubert. Das Trio kommt als Adagio daher. Der Satz klingt in weichem Decrescendo aus. Das träumerische Andante beginnt mit einem eindringlichen Klaviersolo; die Streicher nehmen stilistisch auf, lassen die Phrasen träumerisch emporsteigen. Es steht in thematischem Zusammenhang mit Vaughans im selben Jahr entstandenen Lied „Silent Noon.“Der Schlusssatz „Fantasia, quasi variazioni“lässt fein abgestufte und sehr in den Tempi differenzierte Phrasen hören, gestützt von starken Klaviersoli.
Das „Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass ADur D 667“von Franz Schubert ist eines der ganz großen Meisterwerke dieses Genres. Sein Populärname „Forellenquintett“gründet sich auf die sechs Variationen seines Liedes „Die Forelle“im vierten Satz.
Akustisches Leben und hüpfende Kinder
Im eröffnenden „Allegro vivace“zeigt sich Schubert sofort als der große Melodiker mit seinem eminenten Reichtum an melodischen und cantablen Einfällen. Romantische Gefühle erblühen auf eindringliche Weise zu akustischem Leben, beschreiben Natur, stellenweise ganz anschaulich auch hüpfende Kinder. Violintriolen erweitern die plastische Farbigkeit der Musik. Blühendes Biedermeier. Im Andante hört man eine elegische Melodieführung im Cello, die mehrfach durch marschähnliche Formen in der Violine und auch als Tutti zu hören sind. Schubert setzt die Viola und auch das Cello solistisch ein. Schubert orientiert sich im dritten Satz „Scherzo, Presto“am Beethovenschen Scherzotypus, lässt einen Ländler im Volkston hören.
Im Andantino stellt der Komponist dann sechs Variationen seiner „Forelle“vor. Das Thema wird – wie üblich bei Variationen - zuerst in klassischer Form vorgestellt. Dann wird es beschwingt. Man hört einen steierischen Tanz, erst schlicht, dann beschwingter, zuletzt schnell forteilend. Die Violine umspielt die Grundthemen, dynamische Ausdrucksformen werden verändert. In jeder der Variationen wird das Thema von einem anderen Instrument getragen. Rasende Sechzehntel und dramatisch klingende Tonfolgenwechseln einander ab. An einer besonders fröhlichen Stelle lächelte auch mal die Bratschistin. Im heiteren Finale „Allegro giusto“gibt es tänzerische Elemente, aber auch orchestrale Phrasen. Als Zugabe hörte das begeisterte Publikum noch einmal das Grundthema von Schuberts „launischer Forelle.“
Die virtuose Brillanz und technische Perfektion sowie der fein ausbalancierte Zusammenklang der Musiker sind großartig. Nach einem Konzert des Notos Quartett schrieb Udo Barth im Badischen Tagblatt: „Großartig! Kammermusik-Herz - was willst Du mehr?“Diesem Urteil kann man sich nur anschließen.