Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sängerin Mine präsentier­t melancholi­schen Pop im Ulmer Roxy

Zwischen Hip Hop, Jazz und Singer-Songwritin­g: Künstlerin singt vom echten Leben

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ULM - Im diffusen Gegenlicht, umgeben von einem Wald von leuchtende­n Stäben, steht die Sängerin Jasmin Stocker alias Mine auf der Bühne der Roxy-Cafébar. Ihre Texte, wie der Titelsong der Tournee „Das Ziel ist im Weg“sind schwere Kost für die Besucher: „Wer im Mauerhaus sitzt, sollte nicht mit Glas werfen. Das ist zu gefährlich, etwas könnte sterben. Also staun ich weiter Bausteine und bleibe stabil.“

Mit tiefschürf­enden Texten wie in „Findelkind“macht es die 32-jährige Sängerin, die auch durch ihre Zusammenar­beit mit dem Rapper Fatoni („Alle Liebe nachträgli­ch“) bekannt wurde, ihrem Publikum nicht leicht: „Hab mir den Kopf zertanzt. Die kleinen Teile in einen Topf verpflanzt. Mein Wille ist übermächti­g und groß. Einmal erahnt, lässt er nicht mehr los.“Ihre Zeilen sind bestimmt kein Garant für eingängige Mitsinglie­der. Darauf legt es die Sängern auch nicht an. Vielmehr bleibt ihre Musik als Ganzes ein gewagtes Konzept, wenn sie etwa auf einem alten Casio-Keyboard versucht, den richtigen Beat zu finden. Ganz unverkramp­ft und ohne jede Versnobthe­it gesteht die sympathisc­he Sängerin, dass sie technisch ungeschick­t sei.

Rund 300 Fans sind für das Konzert der gebürtigen Württember­gerin ins Roxy gekommen. Vor einigen Jahren seien es nur rund 50 gewesen, erinnert sich die Sängerin und macht erst gar nicht den Versuch, ihre Freude darüber zu verbergen: „Wir haben uns angefreund­et – ich und Ulm!“Begleitet nur von Bass und Drums, mischt Mine manchmal auch Walzertakt in Popsongs. Auf dem minimalist­ischen Gerüst kommt jedoch die klare und kräftige Stimme der Sängerin umso mehr zur Geltung.

Musikalisc­h ist die Sängerin kein Seiteneins­teiger oder gar ein gecastetes Chartprodu­kt: Mit Anfang 20 begann sie ihr Studium im Fach Jazzgesang an der Hochschule für Musik in Mainz. Nach dem Bachelorst­udium arbeitete sie dort als Dozentin, während sie parallel dazu im Jahr 2011 ein Masterstud­ium an der Popakademi­e Baden-Württember­g begann.

Zwischen Hip-Hop, Jazz und einer Prise Singer-Songwriter tobt sich Mine musikalisc­h aus. Da dürfen auch die Töne manchmal schräg und disharmoni­sch sein. Das ist das echte Leben schließlic­h auch, von dem die Künstlerin singt. Was bleibt ist die spürbare Freude, wenn sie ihre Gefühle in Musik und Lyrik formt. Ja, sie haben sich angefreund­et, die Ulmer und die Sängerin – wenn auch nur für etwas mehr als eine Stunde: Dann ist das Repertoire der 32-Jährigen und ihrer Band erschöpft. „Ich komme wieder“, verspricht Mine.

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FOTO: BRÜCKEN Mine im Ulmer Roxy.

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