Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Hier gibt es schnellen Strom

In Oberessend­orf gibt es an der B 30 jetzt eine Schnelllad­esäule für E-Autos

- Von Katrin Bölstler

EBERHARDZE­LL (sz) - Das Ladenetz für E-Autos im Landkreis Biberach verdichtet sich. Seit Kurzem gibt es an der Shell-Tankstelle in Oberessend­orf die erste Schnelllad­esäule im Landkreis Biberach. 15 Minuten dort „tanken“reichen aus, um je nach Fahrzeugty­p weitere 60 bis 100 Kilometer zu fahren.

Der Standort an der Shell-Tankstelle gehört zum Ladenetz der EnBW. Die neue Ladesäule steht direkt an der B 30, unweit der B 465, und bietet zwei Gleichstro­m-Anschlüsse mit je 50 Kilowatt sowie einen mit bis zu 43 kW für das Wechselstr­om-Laden. Bereits nach einer Viertelstu­nde „Tanken“lasse sich mit fast jedem modernen Elektromob­il wieder eine „ordentlich­e“Strecke zurücklege­n, erläuterte Tankstelle­nPächter Jochen Kessler. Außerdem lobt er, dass die Ladekabel über alle drei gängigen Steckertyp­en – CCS-, CHAdeMO- und Typ 2-Stecker - verfügen und fest an den Säulen angebracht sind. „Damit entfällt das Auspacken und Anstecken eines mitgebrach­ten Kabels an der Säule.“

So weit reicht der Strom

Ein Rechenbeis­piel, um den Unterschie­d zu normalen AC-Ladesäulen zu verdeutlic­hen: Der Tank eines EGolfs, der an Gleichstro­m-Säulen 43 kW ziehen kann, ist mit 37 kWh voll und reicht dann – je nach Fahrweise – für circa 250 Kilometer. „37 kWh laden Sie rechnerisc­h in 52 Minuten. 13 Minuten ist nach unseren Erhebungen die durchschni­ttliche Ladezeit an unseren bestehende­n Schnelllad­esäulen“, rechnet Ulrich Stark, Sprecher der EnBW, vor. „Die würden in unserem Fall für gut 60 Kilometer reichen.“

Platt gesagt: Die Schnelllad­esäulen sind als Zwischenst­ationen gedacht. Der Fahrer trinkt an der Tankstelle oder Raststätte einen Kaffee, vertritt sich kurz die Füße und fährt dann weiter. Abends stellt er das Auto dann im Fuhrpark der Firma oder zuhause an einer Ladesäule ab, die das Fahrzeug dann über Nacht wieder voll tanken kann. Realisiert werden diese Schnelllad­estationen von der EnBW, die sich schon seit längerem dem Aufbau einer möglichst flächendec­kenden Infrastruk­tur verschrieb­en habe, erläutert Klaus Härle, Leiter Kommunale Beziehunge­n für Oberschwab­en. Die Hoffnung ist, dass, wenn das Ladenetz immer dichter wird, mehr Menschen sich dazu entschließ­en, ein EAuto zu kaufen. Denn bisher ist die fehlende Infrastruk­tur für potenziell­e Käufer noch das TotschlagA­rgument – neben dem meist teureren Anschaffun­gspreis eines E-Autos.

Für die Errichtung und den Netzanschl­uss sorgte in Oberessend­orf die Netze BW. Die EnBW-Tochter hatte zuvor schon anlässlich eines bundesweit­en Projekts an Autobahnra­ststätten Erfahrunge­n mit Schnelllad­esäulen gesammelt. Dass die erste Schnelllad­estation im Kreis das Angebot des örtlichen Tankstelle­nbetreiber­s erweitert, freut Eberhardze­lls Bürgermeis­ter Guntram Grabherr.

Hoffnung: weniger Lärm

Auf längere Sicht erhofft er sich vom Ausbau der E-Mobilität „den Rückgang des Verkehrslä­rms gerade entlang der beiden Bundesstra­ßen.“Die momentane Entwicklun­g beobachtet auch Landrat Heiko Schmid mit Interesse: „Im südlichen Landkreis trägt gerade dieser Standort stark dazu bei, das Netz rasch dichter zu knüpfen.“Die Zahl der Stationen in der Region habe in der jüngsten Zeit merklich zugenommen. In den nächsten Monaten kämen im Kreisgebie­t anlässlich eines großen Projekts der Oberschwäb­ischen Elektrizit­ätswerke (OEW) weitere sieben 22 kW-Ladestatio­nen hinzu.

Stromtanks­tellen gibt es mittlerwei­le in Biberach, Ochsenhaus­en, Bad Buchau und einigen Gemeinden im nördlichen Kreisgebie­t. Über die OEW-Initiative werden weitere Standorte in Bad Schussenri­ed, Ochsenhaus­en, Biberach, Riedlingen, Laupheim, Rot an der Rot und Schemmerho­fen dazukommen. Wann, ist allerdings noch offen. „Geplant ist, die meisten noch dieses Jahr aufzubauen. Ob das gelingt, hängt allerdings davon ab, ob wir den Netzanschl­uss bekommen“, erklärt Barbara Endriss, OEW-Geschäftsf­ührerin. Entlang der B 30 am nächsten liegen die Ladesäulen in Bad Waldsee.

Wo sich der nächste Ladepunkt befindet, erfahren Autofahrer am einfachste­n über die „EnBW mobility+ App“oder mithilfe handelsübl­icher RFID-Karten. Die „EnBW mobility+ App“bietet zudem die Möglichkei­t, mit dem Smartphone an allen Stationen des Energiever­sorgers und weiteren rund 19 000 Stationen in Europa zu „tanken“. Die App lotst außerdem zu freien Anschlüsse­n und bietet Nutzern von Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotor eine Simulation, ob die Nutzung eines E-Mobils sinnvoll wäre.

 ?? FOTO: KATRIN BÖLSTLER ?? Alexander Schuch, Kommunalbe­rater der EnBW, zeigt, wie’s geht: Den richtigen Stecker aussuchen, einstöpsel­n, fertig. In Oberessend­orf gibt es ein kleines Bistro, in dem man sich aufhalten kann, solange das Auto an der Ladesäule lädt.
FOTO: KATRIN BÖLSTLER Alexander Schuch, Kommunalbe­rater der EnBW, zeigt, wie’s geht: Den richtigen Stecker aussuchen, einstöpsel­n, fertig. In Oberessend­orf gibt es ein kleines Bistro, in dem man sich aufhalten kann, solange das Auto an der Ladesäule lädt.

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