Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Hier gibt es schnellen Strom
In Oberessendorf gibt es an der B 30 jetzt eine Schnellladesäule für E-Autos
EBERHARDZELL (sz) - Das Ladenetz für E-Autos im Landkreis Biberach verdichtet sich. Seit Kurzem gibt es an der Shell-Tankstelle in Oberessendorf die erste Schnellladesäule im Landkreis Biberach. 15 Minuten dort „tanken“reichen aus, um je nach Fahrzeugtyp weitere 60 bis 100 Kilometer zu fahren.
Der Standort an der Shell-Tankstelle gehört zum Ladenetz der EnBW. Die neue Ladesäule steht direkt an der B 30, unweit der B 465, und bietet zwei Gleichstrom-Anschlüsse mit je 50 Kilowatt sowie einen mit bis zu 43 kW für das Wechselstrom-Laden. Bereits nach einer Viertelstunde „Tanken“lasse sich mit fast jedem modernen Elektromobil wieder eine „ordentliche“Strecke zurücklegen, erläuterte TankstellenPächter Jochen Kessler. Außerdem lobt er, dass die Ladekabel über alle drei gängigen Steckertypen – CCS-, CHAdeMO- und Typ 2-Stecker - verfügen und fest an den Säulen angebracht sind. „Damit entfällt das Auspacken und Anstecken eines mitgebrachten Kabels an der Säule.“
So weit reicht der Strom
Ein Rechenbeispiel, um den Unterschied zu normalen AC-Ladesäulen zu verdeutlichen: Der Tank eines EGolfs, der an Gleichstrom-Säulen 43 kW ziehen kann, ist mit 37 kWh voll und reicht dann – je nach Fahrweise – für circa 250 Kilometer. „37 kWh laden Sie rechnerisch in 52 Minuten. 13 Minuten ist nach unseren Erhebungen die durchschnittliche Ladezeit an unseren bestehenden Schnellladesäulen“, rechnet Ulrich Stark, Sprecher der EnBW, vor. „Die würden in unserem Fall für gut 60 Kilometer reichen.“
Platt gesagt: Die Schnellladesäulen sind als Zwischenstationen gedacht. Der Fahrer trinkt an der Tankstelle oder Raststätte einen Kaffee, vertritt sich kurz die Füße und fährt dann weiter. Abends stellt er das Auto dann im Fuhrpark der Firma oder zuhause an einer Ladesäule ab, die das Fahrzeug dann über Nacht wieder voll tanken kann. Realisiert werden diese Schnellladestationen von der EnBW, die sich schon seit längerem dem Aufbau einer möglichst flächendeckenden Infrastruktur verschrieben habe, erläutert Klaus Härle, Leiter Kommunale Beziehungen für Oberschwaben. Die Hoffnung ist, dass, wenn das Ladenetz immer dichter wird, mehr Menschen sich dazu entschließen, ein EAuto zu kaufen. Denn bisher ist die fehlende Infrastruktur für potenzielle Käufer noch das TotschlagArgument – neben dem meist teureren Anschaffungspreis eines E-Autos.
Für die Errichtung und den Netzanschluss sorgte in Oberessendorf die Netze BW. Die EnBW-Tochter hatte zuvor schon anlässlich eines bundesweiten Projekts an Autobahnraststätten Erfahrungen mit Schnellladesäulen gesammelt. Dass die erste Schnellladestation im Kreis das Angebot des örtlichen Tankstellenbetreibers erweitert, freut Eberhardzells Bürgermeister Guntram Grabherr.
Hoffnung: weniger Lärm
Auf längere Sicht erhofft er sich vom Ausbau der E-Mobilität „den Rückgang des Verkehrslärms gerade entlang der beiden Bundesstraßen.“Die momentane Entwicklung beobachtet auch Landrat Heiko Schmid mit Interesse: „Im südlichen Landkreis trägt gerade dieser Standort stark dazu bei, das Netz rasch dichter zu knüpfen.“Die Zahl der Stationen in der Region habe in der jüngsten Zeit merklich zugenommen. In den nächsten Monaten kämen im Kreisgebiet anlässlich eines großen Projekts der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) weitere sieben 22 kW-Ladestationen hinzu.
Stromtankstellen gibt es mittlerweile in Biberach, Ochsenhausen, Bad Buchau und einigen Gemeinden im nördlichen Kreisgebiet. Über die OEW-Initiative werden weitere Standorte in Bad Schussenried, Ochsenhausen, Biberach, Riedlingen, Laupheim, Rot an der Rot und Schemmerhofen dazukommen. Wann, ist allerdings noch offen. „Geplant ist, die meisten noch dieses Jahr aufzubauen. Ob das gelingt, hängt allerdings davon ab, ob wir den Netzanschluss bekommen“, erklärt Barbara Endriss, OEW-Geschäftsführerin. Entlang der B 30 am nächsten liegen die Ladesäulen in Bad Waldsee.
Wo sich der nächste Ladepunkt befindet, erfahren Autofahrer am einfachsten über die „EnBW mobility+ App“oder mithilfe handelsüblicher RFID-Karten. Die „EnBW mobility+ App“bietet zudem die Möglichkeit, mit dem Smartphone an allen Stationen des Energieversorgers und weiteren rund 19 000 Stationen in Europa zu „tanken“. Die App lotst außerdem zu freien Anschlüssen und bietet Nutzern von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor eine Simulation, ob die Nutzung eines E-Mobils sinnvoll wäre.