Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein echter Oscar zur Eröffnung
40. Biberacher Filmfestspiele beginnen mit einigen Überraschungen
BIBERACH - Mit einer unterhaltsamen Eröffnungsfeier und dem Fernsehfilm „Bist du glücklich?“sind am Dienstagabend die 40. Biberacher Filmfestspiele in der Stadthalle eröffnet worden. Überraschungsgast war dabei Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall, der für die visuellen Effekte im Film „Blade Runner 2049“dieses Jahr den Oscar erhielt. Die goldene Statue hatte er auch in Biberach dabei und forderte: „Der deutsche Film muss mehr gefördert werden.“
Es dauerte also tatsächlich bis zur 40. Auflage der Biberacher Filmfestspiele, ehe der kleine Goldene Biber Besuch von seinem großen, goldenen Verwandten aus Hollywood erhielt. „Ist der tatsächlich echt?“, hörte man es im Publikum raunen, als Gerd Nefzer mit seinem Oscar die Bühne der Biberacher Stadthalle betrat.
Nun hat Nefzer zwar noch nie einen Filmpreis in Biberach erhalten, ist aber mit Oberbürgermeister Norbert Zeidler bekannt, was seinen Besuch beim Jubiläumsfestival an der Riß erklärt. Der studierte Agrartechniker aus Schwäbisch Hall kam über seinen Schwiegervater zum Film und machte sich seit den 1980er-Jahren als Spezialeffektkünstler einen Namen. So war er unter anderem an Filmen wie „Rossini“, „Inglourious Basterds“, „Stirb langsam“oder „Die Tribute von Panem“mit seinen Effekten beteiligt. Er brach auf der Biberacher Bühne eine Lanze für den deutschen Film. „Ich appelliere an die deutsche Politik, dass mehr für die Filmförderung getan wird“, sagte Nefzer. Um international erfolgreiche Filme produzieren zu können, brauche es diese Förderung. Mit der Einrichtung von Filmhochschulen sei es nicht getan. „Die Filmschaffenden müssen auch Arbeit finden und davon leben können“, sagte Nefzer und erhielt dafür viel Beifall in der ausverkauften Stadthalle.
Viel Lob seitens der Politik erhielten die Biberacher Filmfestspiele und insbesondere deren Gründer Adrian Kutter von Petra Olschowski, Staatssekretärin im baden-württembergischen Wissenschaftsministerium. „Die Kulturszene hängt an Menschen, die etwas bewegen“, sagte sie an Kutters Adresse und erinnerte daran, dass es in Baden-Württemberg zu Zeiten der ersten Biberacher Filmfestspiele 1979 weder eine Filmhochschule noch eine Filmförderung des Landes gab.
„Hauptstadt des deutschen Films“
„In Biberach liegen deshalb tiefe Wurzeln des Filmstandorts BadenWürttemberg“, so Petra Olschowski, „Biberach ist in den 39 Jahren zu einer Hauptstadt des deutschsprachigen Films geworden.“Sie sei deshalb stolz darauf, dass die Festspiele seit fünf Jahren auch vom Land BadenWürttemberg gefördert werden.
Intendant und Festivalgründer Adrian Kutter erinnerte daran, dass zu den Gründern der Filmfestspiele die Regisseure Alexander Kluge und Edgar Reitz gehörten, die in den 1960er-Jahren an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm die Abteilung für Filmgestaltung leiteten. „So schließt sich der Kreis von Ulm nach Biberach“, sagte Kutter. Ihnen zu Ehren wurde ein Kurzfilm von 1960 über die Arbeit und das Leben an der HfG gezeigt.
Für einen besonderen musikalischen Moment sorgte der Biberacher Sänger Fabio Battista (ehemals Sänger der Gruppe Furasoul) mit seinen Songs „Nur du“und „Frühstückssong“. Für beide Nummern wurde er vom Publikum begeistert gefeiert.
Tobias Meinhold, Moderator des Abends und Vorsitzender des Filmfestvereins, und Adrian Kutter oblag es schließlich, das Festival offiziell zu eröffnen. Daniela Hildebrandt, Pressesprecherin des Vereins, stellte die einzelnen Jurymitglieder vor. Nach rund 90 Minuten Eröffnung startete dann der erste Film im Wettbewerb: die Fernsehproduktion „Bist du glücklich?“mit Robert Zehrfeld und Laura Tonke in den Hauptrollen.