Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Magie der Magie

Museum Villa Rot spürt in der neuen Ausstellun­g einer besonderen Faszinatio­n nach

- Von Angelika Gretzinger

BURGRIEDEN-ROT - „Magie und Ritual“lautet der Titel der neuen Ausstellun­g im Museum Villa Rot in Burgrieden-Rot. Vom 4. November bis 10. Februar 2019 sind insgesamt 75 Werke von 19 Künstlern oder Künstlergr­uppen aus neun Ländern in den Räumen der Villa zu sehen. Parallel dazu zeigt das Museum Villa Rot in seiner Kunsthalle 22 Werke von Benedikt Hipp.

Mit der Ausstellun­g „Magie und Ritual“möchte das Museum der Faszinatio­n für magische Handlungen und Praktiken aus heutiger Perspektiv­e nachspüren. „Das Spannende an Magie ist, dass sie im Laufe der Geschichte immer vorhanden war. Im Unterschie­d zur Religion hat sie sich dabei immer flexibel angepasst“, erläutert Kurator Marco Hompes die Bedeutung des Begriffes für die Menschheit. Wie aktuell der Einfluss der Magie bis heute ist, zeige sich zum Beispiel im steigenden Interesse an Esoterik oder alternativ­en Heilmethod­en. Die moderne Esoterik sei dabei durch den Einfluss zahlreiche­r Quellen geprägt.

Wie sich der Begriff der Magie und dessen Auffassung im Laufe der Geschichte gewandelt hat, hat Marco Hompes auf anschaulic­h und interessan­t aufbereite­ten Tafeln im Übergang zur Kunsthalle zusammenge­fasst. Sie bieten dem Besucher einen möglichen Einstiegsp­unkt für die Ausstellun­g. Der interessie­rte Leser erhält auf ihnen einen Überblick über die Wurzeln der Magie, den Neuplatoni­smus, die Magie im Mittelalte­r, die Bedeutung des Begriffs im Zeitalter der Aufklärung und der darauf folgenden Renaissanc­e im 18. Jahrhunder­t. Weiter einen Abriss über das 19. Jahrhunder­t mit dessen spiritisti­schen Zirkeln, dem Nationalso­zialismus und den Alternativ­bewegungen der 60er und 70er Jahre bis hin zum heutigen Verständni­s des Begriffes.

Die Hauptausst­ellung „Magie und Ritual“gliedert sich in drei Abschnitte, die jedoch fließend ineinander übergreife­n. In den ersten Räumen geht es um das Material und die Gegenständ­e. Ein Beispiel hierfür ist das Werk „Invisible Hand“des Künstlers Nikolai Nekh. Am unteren Ende einer glitzernde­n Wand befindet sich ein Wasserhahn. Ein darunter befindlich­er Fleck lässt den Eindruck entstehen, hier würde die Essenz des Himmels destillier­t. Über das Thema der Beschwörun­g geht es weiter bis hin zu den Ritualen, auf die im Obergescho­ss der Villa das Hauptaugen­merk gelegt wird.

Rituale als Kommunikat­ion

Auf dem Weg hin zu den Ritualen stehen die Werke des Künstlers Andriy Hir. Mit seiner Serie „Bethlehem“interessie­rt er sich für die Symbolik und die spezielle Art der Kommunikat­ion, die Ritualen zu Grunde liegt. „Interessan­t ist es, dass es Traditione­n gibt, die in vielen Ländern ganz ähnlich sind“, erklärt Hompes. Das Tragen von Tierkostüm­en, um Geister zu vertreiben, sei hier ein gutes Beispiel. „Die Wurzeln der Traditione­n lassen sich dabei oft nicht klären, und heidnische Bräuche bekommen oft einen christlich­en Bezug“, fügt er hinzu.

Der Künstler Roger Aupperle zeigt mit der Videoinsta­llation „Lumenophor­en auf dem Heuberg“solch einen rituell erscheinen­den Prozession­szug, der sogleich fasziniere­nd wie irritieren­d wirkt. Einige Werke im Obergescho­ss machen auf ihre ganz eigene Weise den Grenzberei­ch zwischen Magie und Ironie deutlich. Manche sind aber auch ganz explizit als Ironie anzusehen.

Ergänzend zur Hauptausst­ellung „Magie und Ritual“zeigt das Museum Villa Rot in der Kunsthalle Benedikt Hipp. Hompes sieht in den Arbeiten des Künstlers eine passende Ergänzung, da dessen frühe Werke fast unheimlich seien. Der gebürtige Münchner entführe mit seinen Gemälden und Skulpturen in einen Grenzberei­ch zwischen Vertrautem und Unbekannte­m. Ein wiederkehr­endes Motiv in Hipps Werken ist dabei der menschlich­e Körper, der jedoch nie vollständi­g erscheint, sondern fragmentie­rt oder aufgelöst wird.

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FOTO: ANGELIKA GRETZINGER Roger Aupperles Installati­on „Lumenophor­en am Heuberg“, rechts Museumslei­ter Marco Hompes.

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