Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nicht jeder hält drei Stunden ohne Pause durch

ARD-Zweiteiler „Unschuldig“läuft in Biberach an einem Stück – Briten liefern Vorlage

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Kein anderer Film bei den Biberacher Filmfestsp­ielen hatte eine so lange Laufzeit wie „Unschuldig“: Drei Stunden lang tauchten die Besucher in das Leben von Alex Schwarz (Felix Klare) ein, der nach sieben Jahren Haft durch Revision für den vermeintli­chen Mord an seiner Frau aus dem Gefängnis kommt. Neu ist die Idee für den Film, in dem auch Anna Loos mitwirkt, indes nicht.

Als der Abspann läuft, bricht im Venus-Kinosaal etwas Trubel aus. Während sich einige in Richtung Toiletten bewegen, zieht es andere an die Bar. Dabei sind lediglich die ersten 90 Minuten vorbei – weitere eineinhalb Stunden folgen. Fast nahtlos, einzig Abspann und Rückblick trennen die Teile, schließt sich der zweite Part an. In diesem soll nun (endlich) geklärt werden, wer Schuld am Tod von Alex’ Frau hat. In den 180 Minuten wird der Besucher mehrfach auf die falsche Fährte gelockt. Der Streifen ist eine Mischung aus Krimi und Familiendr­ama.

Anfang 2019 in der ARD

In der ARD läuft der Film an zwei Abenden. Ein Termin steht noch nicht fest, nur, dass es Anfang 2019 soweit sein soll. 44 Drehtage waren anberaumt, in denen das Team eine besonders emotionale Szene vor sich hergeschob­en hatte. „Glückliche­rweise war die Szene relativ spät im Drehplan vorgesehen. Bis dahin haben wir uns vertraut“, sagte Sascha Alexander Gersak vor den Filmfestbe­suchern. Er spielt den Bruder von Alex. Nach zwei, drei Versuchen sei die Szene im Kasten gewesen, wobei es der erste Versuch auf die Leinwand schaffte. „Ich bin vor dem Monitor gesessen und habe geheult“, gestand Regisseur Nicolai Rohde.

Die Idee zum Film stammt übrigens aus Großbritan­nien, dem Mutterland der klassische­n Krimis. Der Plot basiert auf der Miniserie „Innocent“, die dort im Frühjahr dieses Jahres über die Bildschirm­e flimmerte. Drehbuchau­tor Florian Oeller sprach von einer „freien Adaption“für den deutschen Markt, weil allein schon das Rechtssyst­em beider Länder unterschie­dlich sei.

Zudem spielt die deutsche Fassung nicht auf der Insel, sondern an einem fiktiven Ort an der Ostsee. Eine Zuschaueri­n erkannte Teile ihrer Heimat Eckernförd­e wieder. Laut den Filmemache­rn wurde die Landschaft mit Meer bewusst gewählt, um die Verlorenhe­it der Charaktere widerzuspi­egeln. Nicht verloren waren indes die drei Stunden, die das Publikum in „Unschuldig“investiert­e. Ohne Effekte gelingt es dem Film, die Spannung immer weiter aufzubauen.

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FOTO: GEORG KLIEBHAN Das Team von „Unschuldig“mit Regisseur Nicolai Rohde (2. v. r.) und Festivalin­tendant Adrian Kutter (3. v. r.) in der Diskussion mit dem Kinopublik­um.

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