Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Fabian Bacher, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biberach
SZ: Warum dauert es aktuell so lange, einen Handwerker zu verpflichten?
Bacher: Die Nachfrage nach Handwerksleistungen im Bau, Ausbau und der Produktion zeigt sich seit Jahren auf einem hohen Niveau. Das ist einerseits sehr erfreulich, denn die Betriebe arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen. Sie müssen aber aufpassen, dass sie ihre Belegschaften nicht überfordern. Deshalb gibt es für Aufträge längere Vorlaufzeiten oder sie müssen sogar ganz abgelehnt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass heute für manchen Handwerksbetrieb keine Nachfolge gefunden werden kann.
Wie kommt es, dass im Handwerk nur noch so wenig Personal ist?
Das Durchschnittsalter vieler Belegschaften ist relativ hoch und altersbedingte Abgänge an der Tagesordnung. Handwerksbetriebe und -institutionen haben dieses Thema wohl zu lange nicht ernst genug genommen. Zudem sind auch in anderen Wirtschaftsbereichen Fachkräfte knapp. Deshalb werden gut ausgebildete Handwerker gerne abgeworben. Auch Politik und Gesellschaft haben mit ihrer Ausrichtung hin zu einer akademischen Laufbahn beigetragen.
Steuert die Branche mit vollen Auftragsbüchern auf eine Krise zu?
Die Handwerksbetriebe und die Konjunktur sind stark, wobei die Situation in den Gewerken sehr unterschiedlich ist. Ein zentrales Thema wird sein, wie die Suche nach Nachwuchskräften gelingt. Den jungen Menschen werden immer mehr die Chancen in einem Handwerksberuf klar. Das zeigt die seit Jahren steigende Zahl der Lehrverträge. Mittlerweile sind knapp 15 Prozent der neuen Auszubildenden Abiturienten.
Was müsste sich ändern?
Da gibt es nicht den einen Königsweg, sondern ein Bündel von Maßnahmen: Neben der Nachwuchsfindung müssen die Betriebe die Gestaltung der Ausbildung sowie die Bindung der Fachkräft weiter in den Mittelpunkt rücken.