Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Katholiken und Protestanten glauben an das Sakrament des Abendmahls – feiern aber unterschiedlich
Einig sind sich die christlichen Kirchen darin, dass Jesus von Nazareth das Sakrament des Abendmahls selbst begründete, als er am Gründonnerstag das letzte gemeinsame Mahl mit seinen Jüngern vor seinem Tod am Kreuz einnahm. Im Teilen von Brot und Wein wissen sich Christen Gott besonders nahe. Im Laufe der Geschichte entwickelten sie aber unterschiedliche Deutungen. Die Theologen vom Kölner Domradio haben die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Thema zusammengetragen.
Wie ist Christus im Abendmahl präsent?
Diese Frage war jahrhundertelang ein Hauptstreitpunkt zwischen den Konfessionen und auch innerhalb des Protestantismus. Katholiken wie Lutheraner glauben heute gemeinsam, dass Jesus Christus in, mit und unter Brot und Wein wirklich gegenwärtig ist. Katholisch: Nach katholischem Glauben wandeln sich Brot und Wein in die „sakramentale Gegenwart“von Leib und Blut Christi, sobald der Priester die biblischen Abendmahlsworte spricht. Christi Gegenwart bleibt im Brot und Wein über den Gottesdienst hinaus bestehen. Daher werden übrig gebliebene geweihte und gewandelte („konsekrierte“) Hostien im Tabernakel, einem kostbaren Behälter, aufbewahrt.
Evangelisch: Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen einigten sich erst 1973 auf ein gemeinsames Abendmahlsverständnis: „Wir bekennen die Gegenwart des auferstandenen Herrn unter uns.“Spekulation über die Art dieser Gegenwart wird abgelehnt – dies bleibt ein Geheimnis des Glaubens.
Wie wird das Abendmahl, die Eucharistie gefeiert? Katholisch: In der Regel empfangen die Gottesdienstbesucher die Hostie durch die Hand des Priesters. Ihm können Kommunionhelferinnen und -helfer zur Seite stehen. Seit den 1960er-Jahren ist auch die Austeilung des Weins im Laienkelch wieder an alle römisch-katholischen Christen erlaubt und erwünscht. Evangelisch: Die Gemeinde versammelt sich meist in Gruppen um den Altar. Pfarrer oder Pfarrerin teilen Brotstückchen oder Oblaten aus. Der Wein wird in einem Kelch mit Segensworten gespendet. Die Austeilung schließt mit dem Segen.
Wer darf am Abendmahl teilnehmen, die Kommunion empfangen? Katholisch: In der Regel nur katholische Christen. Ausnahmen gelten in „schweren Notlagen“wie etwa Todesgefahr. Katholiken ist der Empfang des Abendmahls in einer evangelischen Kirche verboten. Nach katholischer Lehre werden in den evangelischen Kirchen die Sakramente nicht gültig gespendet. In bestimmten, gut begründeten Ausnahmefällen können katholische Priester das Eucharistiesakrament auch anderen Christen spenden. Evangelisch: Alle getauften Christen sind ohne Ausnahmen zugelassen, die auch in ihrer Heimatkirche zum Abendmahl gehen dürfen.
Wer darf die Abendmahls-/die Eucharistiefeier leiten? Katholisch: Ausnahmslos ein geweihter Priester. Die katholische Kirche leitet die Autorität ihrer Geistlichen durch eine ununterbrochene Folge von Bischofsweihen durch Handauflegung von der Zeit der biblischen Apostel bis heute ab. Evangelisch: In der Regel ordinierte Pfarrer oder Pfarrerinnen. Im Ausnahmefall auch besondere, von der Kirche berufene und geschulte Personen. Nach evangelischem Verständnis darf grundsätzlich „jeder Christenmensch“die Feier leiten.