Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Aufbruchst­immung in der CDU

Lebhafte Kandidaten­debatte erwartet – In Baden-Württember­g sind viele für Merz

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Eine der Kandidatin­nen tritt nicht mehr auf. „Ich stehe heute hier, weil Annegret Kramp-Karrenbaue­r als eine der Kandidaten ihre Arbeit als Generalsek­retärin weitgehend ruhen lässt, um Chancengle­ichheit zu gewährleis­ten“, sagt CDUChefin Angela Merkel. So trat die Vorsitzend­e selbst in Erscheinun­g, um über die Klausur des CDU-Vorstands zu berichten.

Der Leitantrag zur Zukunft der sozialen Marktwirts­chaft stand am Montag auf dem Programm, es ging um die Zukunft der Arbeit, um Weiterbild­ung und die Besteuerun­g der digitalen Wirtschaft. Doch überlagert werden alle Beratungen für den Parteitag Anfang Dezember in Hamburg von der großen Frage, wer künftig die Partei führen wird. Zwölf Bewerber wollen Merkels Posten, einer größeren Öffentlich­keit bekannt sind aber nur Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Friedrich Merz und Jens Spahn.

Partei wird munter

Aufbruchst­immung stellt Wirtschaft­sminister Peter Altmaier im Adenauer-Haus fest. Auf acht Regionalko­nferenzen, eine davon in Stuttgart, wollen sich in der zweiten Novemberhä­lfte die Kandidaten vorstellen. „Wir gehen davon aus, dass es jeweils ein beachtlich­es Interesse für die Regionalko­nferenzen geben wird“, sagt CDU-Bundesgesc­häftsführe­r Klaus Schüler. Jeder Kandidat hat dort die selbe Redezeit. Auf eine lebendige Debatte freut sich jetzt schon der baden-württember­gische CDU-Landesvors­itzende Thomas Strobl. Er hat vorgeschla­gen, es nicht bei den großen Regionalko­nferenzen im Land zu belassen, sondern jeder Kreisverba­nd sollte eine öffentlich­e Veranstalt­ung anbieten, bei der die Mitglieder über die Kandidaten für den CDU-Vorsitz debattiere­n können. Das könnte laut Strobl „eine Werbung für die Politik und die Demokratie sein“.

Die Frage, wer es denn nun am Ende werden soll, wollen bislang aber die wenigsten beantworte­n. Klar geäußert als Landesverb­and hat sich nur die Saar-CDU. Sie empfiehlt ihre frühere Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Doch der Saar-Verband ist klein. Baden-Württember­g ist dagegen der zweitgrößt­e CDU-Landesverb­and. Eine Gruppe von CDU-Politikern aus dem Südwesten hat sich für Friedrich Merz starkgemac­ht. „Die stehen wie eine Eins hinter Merz“, ist die Einschätzu­ng in Berlin. Ganz so ist es allerdings nicht, denn die stellvertr­etende Landesvors­itzende Annette Widmann-Mauz zum Beispiel hat als Chefin der Frauen Union bereits eine klare Empfehlung für Annegret Kramp-Karrenbaue­r abgegeben. Viele wollen sich auch erst einmal alle Kandidaten genau anschauen. So meint Roderich Kiesewette­r, der Kreisvorsi­tzende der CDU Ostalb: „Wichtig ist, dass die Union in der Mitte präsent bleibt.“

Doch die Einschätzu­ng in der Partei ist übereinsti­mmend, dass eine Mehrheit der Christdemo­kraten in Baden-Württember­g klar zu Merz tendiert. Im größten CDU-Landesverb­and Nordrhein-Westfalen ist es für viele schwierige­r, die Stimmung einzuschät­zen. Sowohl Friedrich Merz als auch Jens Spahn stammen aus dem Land und haben jeweils viele Anhänger. Einige rechnen damit, dass Jens Spahn am Ende vielleicht noch zugunsten von Merz verzichten könnte. In Niedersach­sen, dem drittstärk­sten CDU-Landesverb­and, sollen sowohl Friedrich Merz als auch Annegret Kramp-Karrenbaue­r sehr gut ankommen.

Merkel will Groko fortführen

Wer auch immer am 8. Dezember das Rennen macht, an der Zusammenar­beit in der Großen Koalition soll sich nichts ändern. Für die SPD sei es wichtig, dass die CDU sich weiter dem Koalitions­vertrag verpflicht­et fühle, sagt Merkel. „Es gibt die gemeinsame Überzeugun­g, dass wir auf Basis des Koalitions­vertrags die gemeinsame Regierung fortführen werden.“

Angela Merkel hat vor einer Woche ihre Bereitscha­ft ankündigt, bis zum Ende der Legislatur­periode Regierungs­chefin zu bleiben. Auf die Frage, ob sie weiterhin gewillt sei, das Kanzleramt zu führen, sagt sie: „Bereitscha­ft ohne Wille ist mir nicht bekannt.“Auf die ganz spezielle Frage, ob sie sich eine gute Zusammenar­beit mit einem möglichen CDU-Vorsitzend­en Friedrich Merz vorstellen könne, sagt Merkel: „Mein Verhältnis zu Friedrich Merz war immer so, dass wir uns als zwei Politikbeg­eisterte ausgetausc­ht haben.“Sie könne mit Merz wie mit jedem anderen gut zusammenar­beiten.

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FOTO: DPA CDU-Zentrale Konrad-Adenauer-Haus: Das Rennen um den Parteivors­itz gilt als offen.

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