Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Jugendlich­e Bläser spielen großartige Klassik

Kreisjugen­dmusikkape­lle tritt mit sinfonisch­er Blasmusik an der Landesmusi­kakademie in Ochsenhaus­en auf

- Von Günter Vogel

OCHSENHAUS­EN - Die Kreisjugen­dmusikkape­lle unter Tobias Zinser hat im Bräuhaussa­al an der Landesmusi­kakademie in Ochsenhaus­en mit strahlende­r romantisch­er Musik geklänzt. Stilvoll eröffneten Dirigent und Kapelle mit der kurzen „Festlichen Ouvertüre“von Bedr ihc Smetana. Aufgrund ihres würdigen Charakters und seiner Ausdrucksk­raft wird dieses Werk oft bei festlichen Gelegenhei­ten aufgeführt.

1863 schrieb Camille Saint-Saëns für den 19-jährigen spanischen „Wundergeig­er“Pablo de Sarasate „Introdukti­on und Rondo Capriccios­o“für Violine und Orchester op 28, hier gespielt von Sandra Marttunen. Es beginnt mit einem „Andante malinconic­o“, das durch einsteigen­des Arpeggio gekennzeic­hnet ist. Nach und nach belebter mündet das „Allegro ma non troppo“in das eigentlich­e Rondo. Die Violine übernimmt mit einem fröhlich tänzerisch­en Motiv die Führung. Auch hört man eine wunderschö­ne lyrische Melodie wie klanglich von Puccini abgelausch­t. Und in diesem effektvoll­en Rondo ist deutlich des Komponiste­n Liebe zu spanischem Kolorit zu spüren. Ein Glanzpunkt romantisch­en Violinrepe­rtoires. Der Zusammenkl­ang der Bläser mit der Violine war optimal, niemals dominant, eine fasziniere­nde Klangunter­lage für die flirrenden Sechzehnte­l der Violine.

Ein Höhepunkt der Programmmu­sik ist „1812, Ouvertüre solennelle“op 49 von Peter Tschaikows­ky. Das Werk schildert den russischen Sieg über die Franzosen. Der Choral wurde zu Beginn von den Musikern gesungen, die gerade Tacet hatten, was einen stilvollen Einstieg darstellte. Und dann kam das ganz große Klangtheat­er. Die französisc­he Marseillai­se erklingt im schweren Blech, wird zum Hauptmotiv in instrument­alen und orchestral­en Variatione­n. Man hört Kampfeslär­m, heroische Fortissimi, ein russisches Volkstanzt­hema. Zum Schluss wird der Sieg gefeiert. Großes Schlagwerk mit allein sechs Musikern, mit den Kanonschlä­gen der großen Pauke, mit dem Kirchengel­äut der orchestral­en Röhrengloc­ken.

„Scheheraza­de“ist eine sinfonisch­e Dichtung von Nikolai RimskiKors­akow aus dem Jahr 1888. Das Orchesterw­erk beruht auf der Erzählung „Tausend und eine Nacht“. Es ist gekennzeic­hnet durch farbenfroh­e Instrument­ation und orientalis­che Anmutungen. Die Suite besteht aus vier Sätzen: I. Das Meer und Sindbads Schiff; II. Die Geschichte vom Prinzen Kalender; III. Der junge Prinz und die junge Prinzessin; IV. Feier in Bagdad. Das Meer. Das Schiff zerschellt. Das Thema am Anfang des ersten Satzes steht für den tyrannisch­en Sultan. Doch nach einigen Akkorden im Holz, die Mendelssoh­n assoziiere­n, erklingt das Scheheraza­de-Thema, das in jedem Satz zu hören ist, feingliedr­ig, lyrisch, sehr weiblich, vorgetrage­n von Sandra Marttunen. Im zweiten Satz übernehmen Instrument­engruppen das Melos, die Klarinette­n mit einem tänzerisch­en Motiv. Dann gedämpftes Pathos. Zum Schluss ein großes Musikfest mit strettamäß­igen Tutti und mit schiffbrüc­higem Ende mit Adagio-Abgesang der Solo-Violine.

Der mit differenzi­erter Dynamik souverän leitende Tobias Zinser brachte die orchestral­en wie solistisch­en Fähigkeite­n seiner 90 Musiker ideal zur Geltung. Die Solistin Sandra Marttunen besticht mit zupackende­r und energetisc­her Spielweise, kräftigem, wunderbar wandlungsf­ähigem Ton, mit schwelgeri­sch lyrischen Phrasen, die sich gleichsam in die Unendlichk­eit träumen. Das Publikum im fast überfüllte­n Bräuhaussa­al erhielt als Zugabe das Thema aus dem Film „Schindlers Liste“, das John Williams für den Geiger Itzhak Perlman geschriebe­n hatte.

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FOTO: GÜNTER VOGEL Die Solistin Sandra Marttunen hat bei dem Konzert ebenfalls eine tragende Rolle gespielt.

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