Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eine Dänin auf den Spuren von Prince
Ida Nielsen spielte bis zum Tod des Musikers in seiner Band New Power Generation – und hat von ihm viel gelernt
ULM - Eine groovende Sternstunde des Funk und Soul erlebten rund 150 Besucher im Roxy, wo die Dänin Ida Nielson mit ihrer Band den unsterblichen Prince in all seinen genialen Facetten musikalisch wieder aufleben ließ. Kein Wunder: Sie war die letzte Bassistin der Band dieser Musiklegende, die 2016 starb – viel zu früh, wie man an diesem Abend spürte.
Ein höchst gelungene Premiere gelang den Veranstaltern: Zum ersten Mal taten sich der vor allem für seine Jazzkonzerte bekannte Verein „KunstWerk“und das Roxy für ein gemeinsames Projekt zusammen und landeten gleich einen großen Wurf: Denn die 42-jährige Ida Nielsen ist weltweit mit ihrem neuen Album „Turn It Up“unterwegs – und höchst begehrt.
Die Bassistin gilt als Gralshüterin des klein gewachsenen, aber großen Prince, der sie 2010 quasi aus heiterem Himmel zu einer Musiksessionen in sein Studio einlud. Als er sie zum ersten Mal hörte, war es um ihn geschehen.
Denn Nielsen spielt den Bass so wie er selbst: Prince beherrschte zahlreiche Instrumente und bediente sie bis auf die Drums im Studio für Aufnahmen alle selbst, genauso wie übriges die Dänin. So wurde sie für die bombastischen Bühnenauftritte des Musikgenies bis zu seinem plötzlichen Tod engagiert und durfte sich mit ihrem Sandberg-Signature-Bass in ihrem fetten Tieftönerbass-Sound austoben.
Old-School-Funk aus den 70er-Jahren
Das hat sie bis heute nicht verlernt, ja im Gegenteil mit ihren drei Musikern geradezu verdichtet. Die Powerfrau in markanter Lederkleidung und Sonnenbrille liefert alles, was Bewunderer ihres früheren Bandleaders so lieben: Old-School-Funk aus den 70er-Jahren, der einen Jaco Pastorius hingerissen hätte, Hip-HopAnleihen, Weltmusik und stets mit einem großen Schuss Prince, ihrem musikalischen Förderer, ja Übervater, der wie sie jetzt Fingerstyle, Slap und Improvisation gekonnt zu einer knochentrockenen Show vereinte und nichts mehr hasste, als Pausen auf der Bühne.
„Ich möchte alles dafür tun, Prince zu ehren, indem ich den musikalischen Standard hoch und mein Herz offen halte – so wie er mir das beigebracht hat“, sagte sie kürzlich in einem Interview. Dem hochgesteckten Ziel ist die Dänin näher gekommen, ohne die unerreichbaren Showelemente eines Prince kopieren zu wollen.
Auf der Suche nach absoluter Perfektion haben der dominanten Bassistin und Komponistin die Mitmusiker feinfühlige Schützenhilfe gegeben: Ihre langjährigen Partner Mika Vandborg (Gitarre und Vocals) und Patrick Dorcean ( Drums) sowie der Rapper Kuku Agami. Der sympathische Spitzbart Vandbord zeigte in seinen kurzen, aber irren GitarrenSoli, was er alles drauf hat, der knallharte Drummer tickte so präzise wie ein Uhrwerk und die weiche Stimme des Kuku Agami, eines Dänen mit kongolesischen Wurzeln, ragte sanft aus der kantigen Soundumgebung heraus.
So entstand ein Gesamtkunstwerk, das im Roxy direkt in die Beine fuhr. Ein mitreißender Abend.