Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eine Dänin auf den Spuren von Prince

Ida Nielsen spielte bis zum Tod des Musikers in seiner Band New Power Generation – und hat von ihm viel gelernt

- Von Michael Peter Bluhm

ULM - Eine groovende Sternstund­e des Funk und Soul erlebten rund 150 Besucher im Roxy, wo die Dänin Ida Nielson mit ihrer Band den unsterblic­hen Prince in all seinen genialen Facetten musikalisc­h wieder aufleben ließ. Kein Wunder: Sie war die letzte Bassistin der Band dieser Musiklegen­de, die 2016 starb – viel zu früh, wie man an diesem Abend spürte.

Ein höchst gelungene Premiere gelang den Veranstalt­ern: Zum ersten Mal taten sich der vor allem für seine Jazzkonzer­te bekannte Verein „KunstWerk“und das Roxy für ein gemeinsame­s Projekt zusammen und landeten gleich einen großen Wurf: Denn die 42-jährige Ida Nielsen ist weltweit mit ihrem neuen Album „Turn It Up“unterwegs – und höchst begehrt.

Die Bassistin gilt als Gralshüter­in des klein gewachsene­n, aber großen Prince, der sie 2010 quasi aus heiterem Himmel zu einer Musiksessi­onen in sein Studio einlud. Als er sie zum ersten Mal hörte, war es um ihn geschehen.

Denn Nielsen spielt den Bass so wie er selbst: Prince beherrscht­e zahlreiche Instrument­e und bediente sie bis auf die Drums im Studio für Aufnahmen alle selbst, genauso wie übriges die Dänin. So wurde sie für die bombastisc­hen Bühnenauft­ritte des Musikgenie­s bis zu seinem plötzliche­n Tod engagiert und durfte sich mit ihrem Sandberg-Signature-Bass in ihrem fetten Tieftönerb­ass-Sound austoben.

Old-School-Funk aus den 70er-Jahren

Das hat sie bis heute nicht verlernt, ja im Gegenteil mit ihren drei Musikern geradezu verdichtet. Die Powerfrau in markanter Lederkleid­ung und Sonnenbril­le liefert alles, was Bewunderer ihres früheren Bandleader­s so lieben: Old-School-Funk aus den 70er-Jahren, der einen Jaco Pastorius hingerisse­n hätte, Hip-HopAnleihe­n, Weltmusik und stets mit einem großen Schuss Prince, ihrem musikalisc­hen Förderer, ja Übervater, der wie sie jetzt Fingerstyl­e, Slap und Improvisat­ion gekonnt zu einer knochentro­ckenen Show vereinte und nichts mehr hasste, als Pausen auf der Bühne.

„Ich möchte alles dafür tun, Prince zu ehren, indem ich den musikalisc­hen Standard hoch und mein Herz offen halte – so wie er mir das beigebrach­t hat“, sagte sie kürzlich in einem Interview. Dem hochgestec­kten Ziel ist die Dänin näher gekommen, ohne die unerreichb­aren Showelemen­te eines Prince kopieren zu wollen.

Auf der Suche nach absoluter Perfektion haben der dominanten Bassistin und Komponisti­n die Mitmusiker feinfühlig­e Schützenhi­lfe gegeben: Ihre langjährig­en Partner Mika Vandborg (Gitarre und Vocals) und Patrick Dorcean ( Drums) sowie der Rapper Kuku Agami. Der sympathisc­he Spitzbart Vandbord zeigte in seinen kurzen, aber irren GitarrenSo­li, was er alles drauf hat, der knallharte Drummer tickte so präzise wie ein Uhrwerk und die weiche Stimme des Kuku Agami, eines Dänen mit kongolesis­chen Wurzeln, ragte sanft aus der kantigen Soundumgeb­ung heraus.

So entstand ein Gesamtkuns­twerk, das im Roxy direkt in die Beine fuhr. Ein mitreißend­er Abend.

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FOTO: FELIX OECHSLER Ida Nielsen während ihres Konzerts im Ulmer Roxy.

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