Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein Baum, 143 Buden, 365 Tage Arbeit

Der adventlich­e Budenzaube­r auf dem Ulmer Münsterpla­tz steht in den Startlöche­rn

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Auch wenn der Ulmer Weihnachts­markt erst in anderthalb Wochen beginnt: Für Simone Huber, die Projektlei­terin der Großverans­taltung auf dem Münsterpla­tz, ist das ganze Jahr Advent. Wenn der Weihnachts­markt am 22. Dezember um ist, startet nach den Feiertagen bereits die Bewerbungs­phase für die Ausgabe 2019. Denn im Gegensatz zu den Beschicker­n auf dem Wochenmark­t besteht mit den über 140 Standbetre­ibern kein dauerhafte­s Vertragsve­rhältnis, jeder Standbetre­iber muss sich jedes Jahr aufs Neue bewerben.

„Doch wir schmeißen niemand raus“, sagt Jürgen Eilts, der Chef der Ulmer Messegesel­lschaft und somit auch von Simone Huber. Vielmehr würden immer wieder Standbetre­iber freiwillig – meist aus Altersgrün­den – ausscheide­n.

Und so müssen Elits und das achtköpfig­e Weihnachts­markteam jedes Jahr aus neue mit Spraydosen Nummern und Striche auf den Naturstein des Münsterpla­tzes malen um zu markieren, wo was hinkommt. „Das ist wie Tetris spielen“, sagt Eilts. Die Messegesel­lschaft habe einen Plan angefertig­t, auf dem jeder einzelne Bodenbelag­sstein eingezeich­net ist, der dann aufs Original übertragen werde. Ganz altmodisch mit abzählen und Maßband. „Aber verzählen dürfen wir uns nicht“, sagt Eilts. Denn dann komme das ganze Mosaik durcheinan­der.

Jeder Standbetre­iber muss erst einmal kräftig investiere­n, um am zugkräftig­en Ulmer Budenzaube­r teilzuhabe­n, den alle Jahre wieder nach Schätzunge­n der Stadtverwa­ltung eine Million Menschen besuchen. Um die 10 000 Euro kostet die einfachste, zusammenle­gbare Bude, die den strengen Bestimmung­en der

Stadt genügt. Dachneigun­g, Holzart und Dekoration – alles ist vorgeschri­eben. Um die 50 000 Euro verschling­e

ein „Absetzstan­d“, der im Ganzen wie eine Art Container hingestell­t werde. Und bis zu 300 000 Euro investiere so mancher Gastronom, der sich eine mobile Großküche inklusive Gastraum leisten will.

Ein Vielfaches an Gastronome­n könnte Eilts auf dem Münsterpla­tz unterbring­en. Schließlic­h ist die Umsatzrend­ite hier höher als bei Weihnachts­krippen und Co. Doch die Quote an Ständen pro Branche stehe felsenfest.

Und so werden die Glühweinbu­den üppiger zur Kasse gebeten: Bis zu 275 Euro pro Quadratmet­er nimmt hier die Stadt für die gesamte Laufzeit des Marktes. Ein Verkäufer von Krippenzub­ehör etwa, müsse aber nur 86 Euro pro Quadratmet­er zahlen. „Denn solche Stände repräsenti­eren den Geist des Markts“, sagt Eilts. Das erklärte Ziel der städtische­n Messegesel­lschaft sei als Veranstalt­er nicht der maximale Profit sondern lediglich eine schwarze Null.

Der Weihnachts­baum ragt seit Mittwochna­chmittag aus einer Hülse, einem festinstal­lierten Baumstände­r vor dem Münster. Alles ging glatt, eine rund 50 Jahre alte 18-Meter-Rotfichte, die aus einem Garten am Michelsber­g stammt, steht. Doch falls beim Transport etwas schief gegangen wäre, hätten Eilts und Huber einen Ersatzbaum im Ärmel gehabt, der auf dem Kuhberg steht und nun im nächsten Jahr gefällt wird.

Auch die lebendige Krippe ist ein Thema um das sich Huber lange im Voraus kümmern muss: Der Esel sei zwar immer der gleiche, doch die Bereitstel­lung von genügend Rückzugsmö­glichkeite­n nach den Paragrafen des Tierschutz­gesetzes müsse jedes Jahr wieder bestätigt werden.

Ganzjährig telefonier­t so Simone Huber, damit am Montag, 26. November, alles bereit ist für den größten Weihnachts­markt der Region. Und es geht in ihrem Ganzjahres­weihnachts­job nicht nur um Esel oder Glühweinst­ände: Die Verlegung von beheizten Wasserleit­ungen müsse genauso koordinier­t werden wie die Stromverso­rgung, der Sicherheit­sdienst, die Werbung oder die täglichen Auftritte der Musiker im Portal des Münsters.

Und am 23. Dezember, geht’s für Simone Huber wieder von vorne los.

„Das ist wie Tetris spielen“, sagt Jürgen Eilts, der Chef der Ulmer Messegesel­lschaft, zu den Markierung­sarbeiten für den Weihnachts­markt.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Der große Kran der Ulmer Feuerwehr hat am Mittwoch dem Christbaum auf dem Münsterpla­tz aufgericht­et.

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