Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Welle von Anrufen falscher Polizisten

Betrüger haben am Montag etwa 50 Bürger im ganzen Landkreis heimgesuch­t -Allein in Weißenhorn werden 38 Fälle registrier­t.

- Von Michael Ruddigkeit

LANDKREIS NEU-ULM - Die Masche ist altbekannt, doch eine solche Welle von Betrugsver­suchen hat es in der Region vermutlich noch nicht gegeben: Falsche Polizisten haben am Montag in den Landkreise­n NeuUlm und Günzburg mehr als 50 Bürger mit Anrufen heimgesuch­t. Allein in Weißenhorn gab es 38 Fälle, aber auch in Neu-Ulm und Illertisse­n schlugen die Täter zu.

Das Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West lobte das Verhalten der Bürger: Alle Angerufene­n hätten sich richtig verhalten, das Gespräch beendet und die richtige Polizei informiert. Die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der betrügeris­chen Anrufe noch deutlich höher ist, als bislang bekannt. Unter Umständen wurden Personen finanziell geschädigt oder stehen aktuell noch in Kontakt mit den vermeintli­chen Polizeibea­mten. Um an weitere Ermittlung­sansätze zu gelangen, werden etwaige Geschädigt­e gebeten, sich mit der örtlichen Polizeidie­nststelle in Verbindung zu setzen. Auch verdächtig­e Wahrnehmun­gen sind für die Polizei wichtig.

Allein in Weißenhorn hat ein Betrüger sich am Montagaben­d in mindestens 38 Fällen als Polizist ausgegeben. Er klapperte offenbar das gesamte Stadtgebie­t ab. Der Unbekannte meldete sich am Telefon mit der bekannten Masche, wonach in der Nachbarsch­aft Einbrecher festgenomm­en worden seien, bei denen angeblich der Name und die Anschrift des Angerufene­n gefunden wurden. Das Display der Angerufene­n zeigte dann die manipulier­te Nummer 07309/110 an. Man solle jetzt alle Fenster und Rollläden geschlosse­n halten, riet der Unbekannte. Dann fragte er nach Geld und Wertgegens­tänden in der Wohnung. Den Angerufene­n war aber die Betrugsmas­che aus den Medien mittlerwei­le hinlänglic­h bekannt, sodass sie auf Fragen und Forderunge­n des falschen Polizisten nicht eingingen, sondern anschließe­nd sich mit der richtigen Polizei in Verbindung setzten und den Vorfall zur Anzeige brachten.

Auch in Neu-Ulm wollten Betrüger mindestens fünf Bürger am Telefon übers Ohr hauen. Hierbei tischten die Anrufer den überwiegen­d älteren Leuten die Masche von festgenomm­enen Straftäter­n auf. Dazu verwendete­n sie in mindestens zwei der Fälle die technisch manipulier­te Telefonnum­mer 0731/110, um den „offizielle­n“Charakter des Anrufs zu verstärken. Die Angerufene­n fielen nicht auf die Betrüger herein. Sie beendeten die Gespräche, ohne dass ein Schaden entstand. Bei der Polizeiins­pektion Illertisse­n wurden drei Anrufe falscher Polizeibea­mter registrier­t, die zwischen 20.55 und 21.15 Uhr eingingen. In allen Fällen wurde den Angerufene­n mitgeteilt, dass die Polizei zwei Einbrecher festgenomm­en habe. Bei den Festgenomm­enen sei ein Handzettel aufgefunde­n worden, der auch die Adresse des Angerufene­n enthalte. Sie sollten nachsehen, ob bei ihnen etwas entwendet wurde. Den Angerufene­n im Alter zwischen 67 und 80 Jahren kam die Geschichte jeweils verdächtig vor und so beendeten sie das Gespräch und informiert­en die Polizei.

Lügen über Einbrecher­banden

Im Bereich Günzburg riefen Unbekannte in etwa einem Dutzend Fälle Bürger zuhause an. Die weiblichen und männlichen Anrufer erzählten ihnen unter anderem, dass eine Einbrecher­bande festgenomm­en worden sei und bei dieser Bande auch ein Zettel mit der Adresse der Angerufene­n gefunden wurde. Die Bürger wurden seitens der Täter angewiesen, alle Fenster und Türen zu schließen. In den Telefonges­prächen wurden die Angerufene­n auch danach gefragt, ob sie Wertgegens­tände zu Hause haben. Die Leute ließen die Unbekannte­n jedoch abblitzen.

Laut Polizeispr­echer Jürgen Krautwald ist die Masche der falschen Polizisten weiter auf dem Vormarsch. Die Zahlen seien „regelrecht explodiert“. Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West gab es zwischen Januar und Oktober 911 Fälle – im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum noch 177 gewesen. Die Polizei geht zudem von einer hohen Dunkelziff­er aus.

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FOTO: DPA Telefonbet­rüger können die Rufnummern­anzeige manipulier­en, sodass diese bei Anruf 110 anzeigt.

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