Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Man bewegt sich schnell in einer Grauzone“
VdK informiert seine Mitglieder über osteuropäische Haushaltshilfen und die Darmkrebsvorsorge
BAD BUCHAU (sz) - 110 Gäste haben an der Herbst-Informationsveranstaltung des Kreisverbands Biberach vom Sozialverband VdK im Königssaal der Schlossklinik Bad Buchau teilgenommen. Zu dieser Informationsveranstaltung wurden in erster Linie die ehrenamtlich tätigen Frauen aus den 34 VdK-Ortsverbänden des Kreisverbands eingeladen. Im Mittelpunkt standen die Vorträge der Referenten Professor Christian von Tirpitz, Chefarzt Medizinische Klinik – Gastroenterologie der SanaKliniken im Landkreis Biberach, und Christian Walz, Leiter des Seniorenbüros im Biberacher Rathaus. Lang anhaltender Applaus und zahlreiche Nachfragen zeugten von der positiven Resonanz bei den Zuhörern.
Professor von Tirpitz sprach über das Thema Darmkrebs und die Darmkrebsvorsorge. Bei der Frage, wie viele der Anwesenden sich bereits einer Darmspiegelung unterzogen hätten, war das Resultat erschreckend niedrig. Leider nähmen immer noch zu wenige das Angebot einer Vorsorgespiegelung, auch Koloskopie genannt, wahr. Berechtigt seien alle gesetzlich Krankenversicherten ab dem Alter von 55 Jahren. Wenn bereits in der Familie eine Darmkrebserkrankung vorliege, werde auch eine Spiegelung zu einem früheren Zeitpunkt durchgeführt. Die Darmspiegelung sei zurzeit die zuverlässigste Methode zur Darmkrebsfrüherkennung, so von Tirpitz. Warte man nicht bis zum Auftreten erster Beschwerden, könnten Krebsgebilde schon zu einem frühen Zeitpunkt gefunden werden. Für die meisten der Betroffenen bedeute dies eine wesentlich bessere Aussicht auf einen Heilungserfolg. So könnten beispielsweise Polypen frühzeitig erkannt und während der Spiegelung bereits entfernt werden. Sollte eine Darmspiegelung ohne negativen Befund sein, sei eine weitere Spiegelung erst nach circa zehn Jahren erforderlich. Auf die Frage, wie man Berechtigte von einer Teilnahme an der Vorsorgedarmspiegelung überzeugen könne, antwortete von Tirpitz: „Ich versuche immer deutlich zu machen, dass die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, durch die Teilnahme an der Vorsorgeuntersuchung praktisch nicht mehr vorhanden ist. Die Angst vor der Untersuchung können die Ärzte nur dadurch nehmen, dass sie die Darmspiegelung schmerzfrei durchführen, was durch die Medikamente absolut gewährleistet werden kann.“Wie auch bei vielen anderen Erkrankungen seien der Lebensstil und die Ernährung maßgeblich.
Vor schwarzen Schafen schützen
Christian Walz sprach anschließend über das Thema „Osteuropäische Haushaltshilfe – eine Betreuungsform im Alter?“. Walz klärte die Anwesenden über die verschiedenen Beschäftigungsmodelle auf und erläuterte, worauf geachtet werden muss und welche möglichen Risiken bestehen. Außerdem ging Walz auf Alternativen zur Beschäftigung einer osteuropäischen Haushaltshilfe ein. Zunächst sollte man sich darüber im Klaren sein, welche Beschäftigungsform man wählt. Ob die vorgesehene Person nach dem Arbeitgeberoder nach dem Entsendungsmodell beschäftigt werden soll. Hierzu sei empfehlenswert, einen Steuerberater zurate zu ziehen, da die Rechtslage doch sehr kompliziert sei und Steuer-, Arbeits- sowie EU-Recht eine große Rolle spielten. „Man bewegt sich sehr leicht in einer Grauzone“, warnte Walz. Deshalb sei Aufklärung so wichtig, weil Betroffene und Angehörige wissen sollten, ab welchem Punkt sie sich im illegalen Bereich (Schwarzarbeit) bewegten. Die meisten Menschen seien überrascht davon, wie schnell so etwas geschehen kann und dass dies schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann. Sollte sich jemand für das Entsendemodell entscheiden, so sollte er wissen, dass es in Deutschland circa 400 Agenturen gibt, die osteuropäische Haushaltshilfen vermitteln. Diese Agenturen sollte man genau vergleichen und sich die Kopie einer A1-Bescheinigung geben lassen, um so vor schwarzen Schafen geschützt zu sein und sicher sein zu können, dass die Haushaltshilfe auch sozialversichert ist.