Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ulm steht bei den Finanzen vor neuen Rekorden

Der geplante Überschuss für 2019 ist so hoch wie nie - Dennoch macht sich Finanzbürg­ermeister Martin Bendel Sorgen

- Von Sebastian Mayr

ULM - Die Stadt Ulm schreibt Geschichte. Einen derart hohen Überschuss habe es bei der Planung des Haushalts wohl noch nie gegeben, sagte Finanzbürg­ermeister Martin Bendel im Gemeindera­t. Bendel hat seinen Vorschlag vorgelegt, wie die Stadt 2019 mit ihrem Geld umgehen soll – und er skizziert, wie sich die finanziell­e Lage in den kommenden fünf Jahren entwickeln dürfte. Der Entwurf sieht für 2019 einen Überschuss von rund 22 Millionen Euro vor. Der könnte sogar noch größer ausfallen. Denn zuletzt waren die Prognosen des Finanzbürg­ermeisters vorsichtig. Das Ergebnis übertraf die Planungen stets.

Bendels Entwurf sieht vor, dass die Stadt 525 Millionen Euro einnimmt, vor allem durch Gewerbeste­uer, Einkommens­steuer und Schlüsselz­uweisungen – also Geld, das das Land Baden-Württember­g unter den Kommunen verteilt. Auf der anderen Seite stehen Ausgaben in Höhe von 503 Millionen Euro. Das meiste Geld wird für Bauprojekt­e und das Personal eingesetzt.

Allerdings soll die Stadt für die großen Vorhaben auf Ersparniss­e zurückgrei­fen und Kredite in Höhe von fünf Millionen Euro aufnehmen. In Sparbücher­n haben die Ulmer zuletzt Geld zurückgele­gt, unter anderem für die neue Straßenbah­nlinie 2. Eine letzte Tranche hierfür muss im kommenden Jahr bezahlt werden. Auch aus dem allgemeine­n Sparbuch und dem Sanierungs- und Modernisie­rungsfonds soll die Stadt Geld entnehmen.

Die Kredite plant Bendel für die Erschließu­ng großer Baugebiete ein. Am Weinberg und auf dem Safranberg entstehen Wohnungen, auf dem früheren Moco-Areal an der Blaubeurer Straße Gewerbeflä­chen. Der Verkauf der Grundstück­e soll das Geld einbringen, mit dem die Kredite abbezahlt werden. Zumindest in einem Fall könnte es schwierig werden, das umzusetzen, räumte der Finanzbürg­ermeister in einem Pressegesp­räch vor der Sitzung ein. Auf dem Moco-Areal müssen Altlasten beseitigt werden. Ob die Kosten dafür durch den Verkauf der Grundstück­e aufgefange­n werden könne, müsse man abwarten. Am langfristi­gen Ziel, die dann 116 Millionen Euro Verbindlic­hkeiten abzubauen, ändern die neuen Schulden nichts, betonte Bendel.

Geld kommt aufs Sparbuch

Dass die Stadt abermals mit einem so guten Ergebnis rechnet, liegt an der anhaltend guten Konjunktur. Für den Fall, dass die Steuereinn­ahmen wieder sinken, will Bendel in den kommenden Jahren wieder Geld im Sanierungs­und Modernisie­rungsfonds zurücklege­n.

Denn es stauen sich nicht nur die neuen Bauvorhabe­n, sondern vor allem die notwendige­n Sanierunge­n und Reparature­n. Das zeigt auch ein Blick auf die zehnjährig­e Finanzplan­ung. Will die Stadt ihre bereits gesetzten Ziele umsetzen, muss sie bis 2027 mehr als 750 Millionen Euro ausgeben, knapp 80 Prozent davon für die Sanierung und Erweiterun­g von Schulen, Straßen und Brücken. Neue Mega-Projekte wie die Landesgart­enschau 2030 und das Wohngebiet Kohlplatte sind da noch nicht einmal eingerechn­et.

„Wir sind Getriebene. Dort wo wir können, sollten wir bescheiden­er sein“, sagte Bendel beim Pressegesp­räch. Im Gemeindera­t sprach er den anstehende­n Wahlkampf an. Im Mai 2019 entscheide­n die Ulmer, wer ihre Stadt in den nächsten fünf Jahren lenken sollen. Wahlverspr­echen sollten nicht zu Fehlentsch­eidungen bei den Ausgaben verleiten, mahnte der Finanzbürg­ermeister.

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FOTO: BRUNO KICKNER Finanzbürg­ermeister Martin Bendel.

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