Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eine Zeitreise durch die Geschichte und die Musik

Sängerbund feiert sein Jubiläum mit Liedern und Schauspiel

- Von Angelika Gretzinger

LAUPHEIM - Sein 160-jähriges Bestehen hat der Sängerbund Laupheim am Samstag mit einem Chorabend mit Theater im fast ausverkauf­ten Kulturhaus gefeiert. Der Autor und Regisseur Jörg Zenker hat mit „Zeitsprüng­e“ein Werk geschaffen, das auf heitere Weise die Geschichte des Vereins mit dem Weltgesche­hen und der Geschichte Laupheims verknüpft.

Der Sängerbund sei älter als die Stadt Laupheim, die nächstes Jahr erst 150 Jahre Stadterheb­ung feiere, hob Oberbürger­meister Gerold Rechle die Besonderhe­it des Jubiläums hervor. „Der Sängerbund Cäcilia-Concordia ist ein musterhaft­es Beispiel dafür, dass es sich lohnt, die Menschen für das Singen zu begeistern“, lobte er die Gemeinscha­ft der insgesamt drei Chöre. An diesem Abend sollten der „Gemischte Chor“ unter der Leitung von Tobias Wahren, der „Offene Chor“unter Leitung von Christine Schmidt und der Baltringer Haufen mit seinem Leiter Michael Schick sowohl einzeln als auch gemeinsam auftreten.

„Dafür, dass wir es nur einmal aufführen, haben wir uns ganz schön viel Mühe gemacht“, sagte ein sichtlich erleichter­ter Vorsitzend­er Thomas Strobel am Ende der Aufführung. Damit hatte er Recht, denn das Werk von Jörg Zenker und die teilweise eigenen Kompositio­nen von Tobias Wahren und Naho Kobayashi verlangten doch einiges an Können von den Sängern und Schauspiel­ern. Trotz einer guten, soliden Leistung hatte die Souffleuse Reina Schließer einen arbeitsrei­chen Abend.

Das Werk von Jörg Zenker beginnt im Jahr 1525 mit dem Bauernkrie­g. In schwarze Umhänge gehüllt, sang der Chor unter Tobias Wahren die „12 Artikel“des Sebastian Lotzer (Anm.: die zwölf Artikel gelten als erste Niederschr­ift von Menschenun­d Freiheitsr­echten in Europa). „Wir fordern das Recht, den Pfarrer zu ersetzen, wenn er nicht predigt was in der Bibel steht“, beklagte ein ausdruckss­tarker Chor. Mal leidend, mal angriffslu­stig verliehen die Sängerinne­n und Sänger der Zeit des Bauernkrie­gs Nachdruck. Erzählt wird die Geschichte von Sebastian Lotzer (Klaus Bretzel) und seiner Tochter Karoline (Diana Rostek und Jule Strobel). Dank einer geheimnisv­ollen Uhr können sie auf wundersame Weise durch die Zeit reisen. Doch nirgends gefällt es ihnen so ganz.

Die Reise führt zunächst in die Zeit des Interims (Unterdrück­ung der Protestant­en). Schön greifen hier die Gesänge von Gemischtem und Offenem Chor ineinander über. Das protestant­ische Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“beginnt, wird aber allmählich immer mehr von einem lateinisch­en Kyrie überlagert, welches es schließlic­h ganz unterdrück­t.

Weiter geht es über das Jahr 1848 in das Jahr 1858, dem Gründungsj­ahr des Sängerbund­s Cäcilia-Concordia. Weitere Stationen der Reise sind Laupheim 1868, im Vorfeld der Stadterheb­ung, die Aufnahme Franz Laubs als Ehrenmitgl­ied 1908, die Weimarer Republik, die Reichspogr­omnacht 1938, das Jahr 1948 und die 1200-Jahr-Feier in Laupheim 1978. Letztendli­ch landen die Zeitreisen­den in der Gegenwart. In Begleitung von Johannes (Patrick Dörflinger), einem Gründungsm­itglied des Sängerbund­s, wird dies das Ende ihrer Reise.

Zum Abschluss erklingt das Lied der Zahlen eins bis zwölf von Naho Kobayashi. Ein amüsantes Werk, das bekannte Volks- und Kinderlied­er mit Zahlen vereint und auf die zwölf Artikel zu Beginn der Aufführung anspielt. „Wer weiß, vielleicht werden wir in Zukunft nur noch in Zahlen miteinande­r kommunizie­ren. Wer weiß“, lauten die nachdenkli­chen Schlusswor­te des Sebastian Lotzer.

Am Ende des Stücks sind die Reaktionen des Publikums teilweise verhalten. Vielleicht hätte das Zusammensp­iel von Chor und Schauspiel einfach noch ein wenig Probenzeit gebraucht. Die Leistung der Chöre jedoch ist eindeutig hervorzuhe­ben. Von klassische­n Werken bis hin zu modernen Kompositio­nen hatten sie ein breites Spektrum an musikalisc­hen Herausford­erungen abzudecken. Christine Schmidt und Tobias Wahren führten ihre Sängerinne­n und Sänger mit Nachdruck durch eine Zeitreise der Musikstile, hervorrage­nd von Marcus McLaren am Flügel begleitet. Bei den Schauspiel­ern bot besonders Jule Strobel eine gute Leistung.

 ?? FOTO: MARTINA DACH ?? 160 Jahre Sängerbund Laupheim – die musikalisc­he Zeitreise führte auch in die Gegenwart und sogar darüber hinaus.
FOTO: MARTINA DACH 160 Jahre Sängerbund Laupheim – die musikalisc­he Zeitreise führte auch in die Gegenwart und sogar darüber hinaus.

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