Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Wir müssen selber bereit und offen sein, den Frieden zu wollen“
Der Kommodore des Hubschraubergeschwaders 64, Christian Mayer, sprach zum Volkstrauertag auf dem Alten Friedhof
LAUPHEIM (ry) - „Der Frieden lässt sich nicht durch rein militärische Einsätze herbeizwingen. Er ist vielmehr das Ergebnis eines langen kollektiven Prozesses, in dem sich die Menschen und Völker einander annähern müssen.“Das hat Oberstleutnant Christian Mayer, Kommodore des Hubschraubergeschwaders 64, bei der Gedenkfeier auf dem Alten Friedhof anlässlich des Volkstrauertags hervorgehoben.
Was sagen wir unseren Kindern?
Mehr als 200 bewaffnete Konflikte wurden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gezählt, „und neun von zehn Kriegsopfern sind heute Zivilisten“, machte Mayer eine Bilanz des Schreckens auf und fragte: „Was sagen wir unseren Kindern, wenn sie fragen, warum Menschen in Kriegen sterben müssen?“Weltweite Terrorgefahr, verzweifelte Menschen vor den Trümmern ihrer zerbombten Häuser, fanatisierte Jugendliche, die „in einer abartigen Normalität mit Waffen hantieren und Hassparolen verbreiten“, eingetrichtert bekommen, dass es das Höchste sei, den Märtyrertod zu sterben: Liegt der Krieg womöglich unausrottbar in der Natur des Menschen? „Versöhnung, Verständigung und Frieden erfordern Zeit und Geduld“, hat Mayer erkannt. „Und das mag der Grund sein, warum sie so schwer und nur selten gelingen.“Aber solange einzelne Menschen und ganze Völker glaubten, Konflikte auf scheinbar schnellem Weg mit Gewalt lösen zu können, solange habe der Frieden keine Chance.
„Wir müssen selber bereit und offen sein, in unseren Herzen und Köpfen den Frieden zu wollen – mehr als alles andere“, sagte Mayer. „Der Volkstrauertag macht uns bewusst: Das ist der richtige Weg. Und er gemahnt uns für alle Zukunft, dass einer mit dem Frieden beginnen muss.“
Vom Frieden reden ist das eine...
Allerdings: „Vom Frieden reden ist das eine, für den Frieden etwas tun das andere.“Frieden, betonte der Oberstleutnant, „entsteht nicht dadurch, dass man seine Wehrlosigkeit zur Schau stellt.“Nur wer willig und bereit sei zur Landesverteidigung, werde in aller Regel nicht angegriffen. Seit der Gründung der Bundeswehr 1955 seien mehr als 3200 Angehörige im Dienst ums Leben gekommen. Vor diesem Hintergrund sei es für die Soldaten, die ihre Gesundheit und ihr Leben riskierten zum Schutz von Frieden und Freiheit, für die Sicherheit unseres Landes und seiner Bündnispartner, beim Wiederaufbau in verwüsteten Regionen, wichtig zu wissen, dass ein großer Teil der Deutschen die Aufgaben der Bundeswehr unterstützt.
Gemeinsam mit OB Gerold Rechle und der Vorsitzenden des Sozialverbands VdK in Laupheim, Gisela Scharnagl, legte Christian Mayer Kränze am Kriegerdenkmal nieder. Während die Stadtkapelle das Lied vom „Guten Kameraden“spielte, gedachte er der gefallenen Soldaten und aller Menschen, die durch Kriegshandlungen, in Gefangenschaft oder als Flüchtlinge ihr Leben verloren; all jender, die wegen ihrer Abstammung oder ihres Glaubens verfolgt und getötet wurden; die durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache zu Opfern geworden sind.
An der Gedenkfeier nahmen Abordnungen von Feuerwehr, DRK und Bundeswehr teil. Auch der Offene Chor des Sängerbunds wirkte mit.