Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Warum jetzt alle über den Pakt sprechen

Drei wichtige Antworten zu dem Abkommen, das Migration weltweit regeln soll

- Von Anne-Beatrice Clasmann

BERLIN (dpa) - Der Globale Pakt für Migration sorgt für Aufregung. Mehrere Petitionen dagegen sind beim Bundestag eingegange­n. Die AfD läuft seit Wochen Sturm gegen die UN-Vereinbaru­ng. Auch aus der Union kommt vereinzelt Kritik. Die Bundesregi­erung will trotzdem an dem Pakt festhalten.

Warum hat die Öffentlich­keit erst jetzt von dem Pakt erfahren?

Niemand hat versucht, den Pakt geheim zu halten. Vielmehr hat sich lange Zeit einfach fast niemand dafür interessie­rt. Das liegt sicher auch daran, dass es Diplomaten, Abgeordnet­e und Pressespre­cher zwei Jahre lang nicht geschafft haben, das Thema einer breiten Öffentlich­keit näherzubri­ngen. Schon bei der europäisch­en Datenschut­z-Grundveror­dnung hat sich gezeigt, welche Probleme schlechte politische Kommunikat­ion nach sich ziehen kann: Die Verordnung zur Verarbeitu­ng personenbe­zogener Daten war zwar schon Jahre vorher beschlosse­n. Sie traf viele Vereine und einige deutsche Firmen im vergangene­n Mai trotzdem völlig unvorberei­tet.

Warum reden jetzt plötzlich alle über den Pakt?

Nationalko­nservative und rechtspopu­listische Parteien haben das Thema für sich entdeckt. Sie stellen den Pakt dar als offene Einladung an Migranten, sich in Deutschlan­d niederzula­ssen. „5 vor 12 – Migrations­pakt stoppen“, heißt es bei der AfD. Anders als bei komplexen Fragen wie Fachkräfte­zuwanderun­g oder Abschiebun­gen bietet der Pakt Politikern die Möglichkei­t, sich in der Migrations­politik zu positionie­ren, ohne Lösungen für konkrete Probleme liefern zu müssen.

Was ändert sich für Deutschlan­d?

Konkret erst einmal nicht viel. Der Pakt ist kein völkerrech­tlich bindender Vertrag. Ein individuel­les Recht auf Migration lässt sich daraus nicht ableiten. Die Bundesregi­erung erhofft sich allerdings, dass der UNPakt auch Staaten, die sich bislang nicht um die Rechte von Migranten scheren, dazu bringen wird, ihre nationale Gesetzgebu­ng zu ändern. Dadurch könnte langfristi­g der Migrations­druck in Richtung Westeuropa abnehmen. Eine Garantie gibt es dafür allerdings nicht. Außerdem soll die Ausstellun­g von Pässen und Identitäts­nachweisen in Entwicklun­gsländern profession­eller werden. Das hilft vor allem dann bei Abschiebun­gen, wenn auch biometrisc­he Daten vorliegen. Wie effektiv die Maßnahmen gegen Schlepperb­anden sind, die der Pakt vorsieht, muss sich noch zeigen. Die Staaten, die dem Migrations­pakt beitreten, wollen „die Kapazitäte­n und die internatio­nale Zusammenar­beit zur Prävention, Untersuchu­ng, strafrecht­lichen Verfolgung und Bestrafung der Schleusung von Migranten verstärken, mit dem Ziel, der Straflosig­keit der Schleusern­etzwerke ein Ende zu bereiten“.

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