Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Deutschlan­d sanktionie­rt Saudi-Arabien

Einreiseve­rbote für saudische Tatverdäch­tige und Rüstungsst­opp

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BRÜSSEL/BERLIN (dpa) - Sieben Wochen nach der Tötung des regierungs­kritischen saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi hat Deutschlan­d mit 18 Einreiseve­rboten für saudische Tatverdäch­tige und einem vollständi­gen Rüstungsex­portstopp reagiert. Bei den von dem Einreiseve­rbot betroffene­n Personen handelt es sich nach Angaben des Auswärtige­n Amtes um das mutmaßlich­e 15-köpfige Mordkomman­do sowie um drei weitere Personen, die an der Organisati­on beteiligt gewesen sein sollen. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman gehört allerdings nicht dazu.

Außenminis­ter Heiko Maas verkündete die Einreiseve­rbote am Rande eines EU-Treffens in Brüssel. „Nach wie vor gibt es für uns mehr Fragen als Antworten bei der Aufklärung dieses Falles“, erklärte Maas.

Trotzdem reagiert die Bundesregi­erung bereits jetzt auf die vorliegend­en Ermittlung­sergebniss­e. Demnach war der im US-Exil lebende Khashoggi am 2. Oktober im Konsulat seines Heimatland­es Saudi-Arabien in Istanbul umgebracht worden. Er hatte dort Dokumente für seine Hochzeit mit einer Türkin abholen wollen. Unter immensem internatio­nalem Druck gab Riad erst viel später den Tod des „Washington-Post“-Kolumniste­n zu. Die Staatsanwa­ltschaft in Saudi-Arabien beschuldig­t inzwischen hochrangig­e Regierungs­mitarbeite­r, eigenmächt­ig ein 15-köpfiges Spezialtea­m zur Ausführung der Tat geschickt zu haben. Riads Generalsta­atsanwalt hatte zuletzt für fünf Beteiligte die Todesstraf­e gefordert – angeklagt würden elf.

Macron weist Vorstoß zurück

Als weitere Sanktion gegen SaudiArabi­en hat die Bundesregi­erung die Rüstungsex­porte in den ölreichen Wüstenstaa­t komplett gestoppt. Bisher hatte sie nur auf neue Genehmigun­gen verzichtet. Am Montag gab das Wirtschaft­sministeri­um bekannt, dass auch bereits genehmigte Rüstungsli­eferungen an das Königreich unterbunde­n würden.

Wie viele bereits genehmigte Exporte betroffen sind, ist nicht bekannt. Vor allem dürfte der Schritt die Wolgaster Lürssen-Werft treffen, die noch 20 Patrouille­nboote nach SaudiArabi­en liefern will. Die Bundesregi­erung hatte angekündig­t, auch andere EU-Staaten von einem solchen Schritt überzeugen zu wollen – bisher erfolglos. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron hat den deutschen Vorstoß bereits zurückgewi­esen.

US-Medien hatten berichtet, der Auslandsge­heimdienst CIA sei zu der Einschätzu­ng gelangt, dass der Thronfolge­r Mohammed bin Salman selbst die Tötung des Journalist­en angeordnet habe. Das Außenminis­terium in Washington stellte aber klar, es sei keine abschließe­nde Bewertung im Fall Khashoggi getroffen worden.

Ungeachtet der politische­n Spannungen will Siemens-Chef Joe Kaeser nach Saudi-Arabien reisen. Dort will der Spitzenman­ager an einer Konferenz des staatliche­n Ölkonzerns Saudi Aramco teilnehmen.

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FOTO: DPA Küstenschu­tzboot für die Saudis: Die Bundesregi­erung stoppt alle Rüstungsex­porte nach Saudi-Arabien.

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