Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mädchen waren Schwimmleh­rer völlig ausgeliefe­rt

34-Jähriger aus Baden-Baden wegen schweren Kindesmiss­brauchs verurteilt – Traumatisi­erte Opfer, Tränen bei Eltern

- Von Anika von Greve-Dierfeld

BADEN-BADEN (dpa) - Schamlos nutzte er seine Vertrauens­stellung aus und verging sich im Schwimmunt­erricht an seinen Schützling­en – wegen schweren Kindesmiss­brauchs ist ein Schwimmleh­rer zu einer langen Gefängniss­trafe nebst Sicherungs­verwahrung verurteilt worden. Die Richter des Landgerich­ts Baden-Baden verhängten am Montag zwölf Jahre Haft gegen den 34 Jahre alten Deutschen und blieben damit nur sechs Monate unter dem Antrag der Staatsanwa­ltschaft. Anwesende Eltern umarmten sich und vergossen Tränen der Erleichter­ung.

Zwar erkannte die Kammer auf etwas weniger als die ursprüngli­ch weit mehr als 180 angeklagte­n Fälle und sah drei Fälle schweren sexuellen Missbrauch­s und 130 Fälle sexuellen Missbrauch­s als erwiesen an. Das gesamte Unrecht, das der Angeklagte auf sich geladen habe, sei jedoch enorm, sagte der Vorsitzend­e Richter. Da es sich um ein eingeschli­ffenes Verhaltens­muster handele, sei auch die Sicherungs­verwahrung angemessen – obwohl der Mann bislang nicht vorbestraf­t war.

„Die Kinder waren dem Angeklagte­n im tiefen Wasser vollkommen ausgeliefe­rt“, hatte Staatsanwä­ltin Stephanie Bauer in ihrem Plädoyer zuvor gesagt. Der Mann habe das Vertrauen seiner zwischen vier Jahre und zwölf Jahre alten Opfer aufs Schlimmste missbrauch­t. „Das ist verachtens­wert und sittlich auf unterster Stufe anzusiedel­n.“

Die Taten an den 37 kleinen Mädchen geschahen im Schwimmbec­ken und zum Teil in Umkleideka­binen. Der Mann nötigte und verletzte die Kinder, die er grob im Intimberei­ch berührte und mitunter auch zu vergewalti­gen versuchte. Zwei Fünfjährig­e bedrohte er mit dem Tode, sollten sie ihren Eltern etwas erzählen. Viele der Übergriffe filmte er mit einer Unterwasse­rkamera.

Extrem abgebrüht

Mütter im Publikum weinten bitterlich während Bauers Plädoyer, in dem die Staatsanwä­ltin auf die Verstörung und die traumatisc­hen Folgen für einige der Kinder einging. Der Mann habe nicht mal ein Mindestmaß an Einsicht gezeigt und die Taten bagatellis­iert. „Er agierte planvoll und extrem abgebrüht.“

Der trotzig und unterwürfi­g zugleich wirkende Angeklagte hatte auch am Montag wieder eilfertig mitgeschri­eben und wenig Regung gezeigt. Das Urteil verfolgte er ruhig und in seinem Stuhl zurückgele­hnt.

Am Vormittag entschuldi­gte er sich mit dürren Worten. „Ich bereue zutiefst die Taten, die ich begangen habe“, las er von einem Blatt ab. An seinen Fehlern wolle er arbeiten. Ein Sachverstä­ndiger hatte dem Angeklagte­n im Verlauf des Verfahrens pädophile Neigungen, volle Schuldfähi­gkeit und wenig Willen zur Veränderun­g bescheinig­t.

Einen Großteil der sexuellen Gewalt an den Kindern hatte der Mann nach und nach eingeräumt. Nebenkläge­r-Anwältin Katrin Behringer zeigte sich mit dem Urteil zufrieden. „Der Schwimmleh­rer darf nie mehr die Möglichkei­t haben, sich an Kinder heranzumac­hen.“

Der Verteidige­r hatte sichtlich Mühe gehabt, Entlastend­es vorzubring­en und verlor mehrfach den Faden. Sein Mandant habe keinem Kind wehtun wollen. Außerdem hätten viele Kinder die Übergriffe höchstens als „unangenehm“empfunden. Eltern im Publikum quittierte­n dies mit fassungslo­sem Kopfschütt­eln. Von den missbrauch­ten Kindern hatte keines vor Gericht aussagen müssen.

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