Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Lebenslange Haft für Mord an achtjähriger Johanna
Urteil fast 20 Jahre nach der Tat – Verzweifelte Mutter
GIESSEN (AFP) - Im Prozess um den Mord an der achtjährigen Johanna aus Hessen ist der Angeklagte Rick J. zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht Gießen stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest, was eine mögliche vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren verhindert. J.s Verteidiger Uwe Krechel kündigte Revision an.
J. wurde für schuldig befunden, das Mädchen im September 1999 entführt, missbraucht und getötet zu haben. Das Grauenhafte der Tat werde durch die Tatsache deutlich, dass J. sie nicht „nachts im Dunkeln, sondern am helllichten Tag auf einem belebten Radweg“entführte, sagte die Vorsitzende Richterin Regine Enders-Kunze. Johanna sei ein Zufallsopfer gewesen, um die sexuelle Lust des Angeklagten zu befriedigen. J. habe Johanna vorsätzlich getötet, indem er den Kopf des Kindes 29mal mit Klebeband umwickelte und es so erstickte.
J. wurde erst im Oktober 2017 nach jahrelangen Ermittlungen festgenommen. Auf seine Spur waren die Ermittler gekommen, als dieser bei sexuell motivierten Fesselungsspielen mit einer 14-Jährigen in einem Maisfeld von Passanten beobachtet wurde.
Enders-Kunze nannte bei der Urteilsbegründung viele Details aus J.s Sexualleben. Der Angeklagte wurde auch wegen des Besitzes von Kinderpornografie verurteilt.
Da die Leiche Johannas erst etwa ein halbes Jahr nach ihrem Verschwinden gefunden wurde, könne nicht mehr geklärt werden, ob J. das Mädchen tötete, um einen sexuellen Missbrauch an ihr zu verdecken oder ob er Johannas Tod zur Befriedigung seiner sexuellen Lust billigend in Kauf nahm. In beiden Fällen seien Mordmerkmale erfüllt, daher könne er nur lebenslänglich verurteilt werden, sagte Enders-Kunze.
Dem Angeklagten warf sie vor, im Prozess gelogen zu haben. Die Widersprüche in den Aussagen seien nicht mit verblasster Erinnerung zu erklären, sondern mit dem Willen, sich selbst im besten Licht darzustellen. Seine Aussagen hätte er je nach Prozesslage in einer Art angepasst, „wie ich sie in ihrer Dreistigkeit noch nicht erlebt habe“, sagte Enders-Kunze.
Staatsanwalt Thomas Hauburger zeigte sich zufrieden mit dem Urteil. „Ich bin sehr erleichtert, dass das Verfahren sein richtiges Ende gefunden hat.“Die Ermittlungen seien für alle nervenaufreibend gewesen.
„Das Urteil hat eine Last von mir genommen“, sagte Johannas Mutter nach der Verlesung. Sie werde aber niemals damit abschließen können. „Ich habe ein Kind verloren.“