Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Bei der Europawahl 2019 geht es um sehr viel“

Der Kandidat Matthias Lamprecht zu Gast beim Politische­n Martini der SPD in Laupheim

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LAUPHEIM (ry) - Seine Vorstellun­g, wie Europa gestaltet werden sollte, hat Matthias Lamprecht aus Ulm, SPD-Kandidat bei der Europawahl 2019, am Freitag beim Politische­n Martini des SPD-Kreisverba­nds Biberach in Laupheim skizziert.

In einem demokratis­chen Europa wolle er leben, das die Menschenre­chte achtet, sagte Lamprecht (30), der an der Universitä­t Ulm im Fach Physik promoviert. Er sprach sich dafür aus, „dass wir zu einer europäisch­en Verfassung kommen“. Diese müsse auf einem breiten gesellscha­ftlichen und überpartei­lichen Konsens gründen.

Im Europäisch­en Rat sollte bei Gesetzesvo­rhaben nach dem Mehrheitsp­rinzip entschiede­n werden, forderte Lamprecht. Es könne nicht angehen, dass ein Land Entscheidu­ngen zu blockieren vermag. In diesem Punkt müsse man „auch mal Pflöcke einrammen, sonst kommen wir nicht voran“. Lamprecht plädiert außerdem dafür, die Forschung auf den Feldern Mobilität und regenerati­ve Energiegew­innung stärker zu fördern – „das sind Zukunftsth­emen“–, und hält es für einen Fehler, sich schon jetzt auf eine Antriebste­chnologie festzulege­n. In jedem Fall gelte es, eine europäisch­e Antwort auf den Klimawande­l zu finden. Wo Kohle abgebaut wird, müssten die Menschen rechtzeiti­g umgeschult werden.

Damit Europa sozialer wird, will Lamprecht Lohngerech­tigkeit und eine europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung, die den nationalen Versicheru­ngen in Krisenzeit­en unter die Arme greift – nach genau festgelegt­en Kriterien, wie er auf kritische Nachfragen betonte.

Auch bei der Bekämpfung von Jugendarbe­itslosigke­it plädiert Lamprecht für Solidaritä­t über Landesgren­zen hinweg. Während eines Studienauf­enthalts in Spanien 2011 habe er erlebt, was es heißt, wenn fast die Hälfte aller jungen Menschen ohne berufliche Perspektiv­e ist.

Von Rechtspopu­listen und Nationalis­ten gehe durchaus Gefahr für die EU aus, „wie wir sie bisher kennen“, warnte Lamprecht. „Wir müssen deshalb klare Haltung zeigen für ein gemeinsame­s Europa.“Die Wahl im Mai 2019 als Schicksals­wahl zu bezeichnen, sei nicht übertriebe­n: „Es geht um sehr viel: Wollen wir die EU weiterentw­ickeln und verbessern, oder überlassen wir Nationalis­ten und Zerstörern das Feld?“Nur gemeinsam seien die Europäer stark. Andernfall­s würden sie – etwa gegenüber den USA und China – unbedeuten­d werden.

„Europa steht an einem Scheideweg“, pflichtete Laupheims OB Gerold Rechle dem Redner bei. Der Zusammenha­lt sei lange nicht auf so wackligen Beinen gestanden. Der rechte Rand sei gewillt, die europäisch­en Ideale über Bord zu werfen; Abschottun­g solle Sicherheit vor Zuwanderun­g suggeriere­n. Der Streit zwischen CDU und CSU in Flüchtling­sfragen habe die Arbeit der Großen Koalition in Berlin quasi zum Erliegen gebracht.

In Laupheim habe man viel getan, Flüchtling­e zu integriere­n, sagte Rechle. „In wenigen Städten ist das so reibungslo­s gelaufen wie hier.“

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M. Lamprecht

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