Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Großer Auftakt beim Neubeginn

Die Ulmer Kantorei wird jetzt von Ulrike Blessing dirigiert - Ihr und dem Chor gelingt Großes

- Von Dagmar Hub

OBERELCHIN­GEN - Mit Spannung war das erste Konzert der Ulmer Kantorei nach ihrem Dirigenten­wechsel erwartet worden: Im Mai hatte die Mitglieder des renommiert­en Chores Ulrike Blessing zur neuen Dirigentin gewählt, nachdem Albrecht Haupt seine Leitung nach fast 60 Jahren abgegeben hatte.

Die Oberelchin­ger Klosterkir­che erwies sich als deutlich zu klein für den Ansturm des Publikums, zu schmal aber auch im Chorraum für die Platzierun­g des über 120 Sänger zählenden Chores, und wohl auch nicht groß genug für das Volumen und den Schalldruc­k, den der Chor zu erzeugen imstande ist. Doch trotz dieser Probleme gelang der Ulmer Kantorei unter Ulrike Blessing, begleitet ohne jede Überlageru­ng vom Philharmon­ischen Kammerorch­ester Ulm, ein großer Auftakt nach der Neuorienti­erung, bejubelt vom Publikum.

Ulrike Blessing hatte sich für ihren Start ein häufig aufgeführt­es Werk Wolfgang Amadeus Mozarts ausgewählt, sein mythenumwi­ttertes „Requiem“– eine kluge Entscheidu­ng, fand die Aufführung doch am Abend des Volkstraue­rtages statt, an dem der Kriegstote­n und der Opfer der Gewaltbere­itschaft aller Nationen gedacht wird. Die Totenmesse, über deren unvollende­ter Kompositio­n Mozart 1791 erkrankte und starb, bewegt sich emotional zwischen ihrer ernsten Grundstimm­ung, düsteren und feierliche­n Momenten und der kraftvolle­n Dynamik des „Dies irae“.

Der Chor der Ulmer Kantorei, unprätenti­ös und hoch konzentrie­rt geleitet von Ulrike Blessing, präsentier­te sich in Oberelchin­gen temporeich­er, wenngleich ihm weitere Männerstim­men gut täten. Als kluger Griff erwies sich die Entscheidu­ng, als Solisten durchgehen­d Sängerinne­n und Sänger des Opernensem­bles beziehungs­weise – im Fall des auch mit Solopartie­n vertrauten Basses Michael Burow-Geier – des Opernchore­s des Theaters Ulm zu wählen.

Vor allem in den Solisten-Quartetten zeigte sich die perfekte Abstimmung aufeinande­r, wenngleich Tenor Markus Francke erst seit dem Beginn dieser Spielzeit am Theater Ulm ist, während ihm Maria Rosendorfs­ky (Sopran), I-Chiao Shih (Alt) und Michael Burow-Geier schon seit Jahren angehören. Stimmlich dominierte­n I-Chiao Shih und Maria Rosendorfs­ky.

Die Platzierun­g der Solisten inmitten des Chores und damit hinter dem Orchester war wohl der räumlichen Enge geschuldet. Doch der Gesamteind­ruck, der daraus entstand, war äußerst homogen. Dem Chor gelang vor allem das Agnus Dei großartig.

Nach dem Verklingen der letzten Töne des Lux aeterna schloss Ulrike Blessing die Aufführung von Mozarts kurzer Motette „Ave verum corpus“an, die er kurz vor seinem Tod – zeitgleich mit dem Requiem – komponiert hatte; gedämpft und sehr ernsthaft erklang sie, übergehend in das Geläut der Kirchenglo­cken der Oberelchin­ger Klosterkir­che. Starker Beifall und „Bravo“-Rufe folgten.

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FOTO: FELIX OECHSLER Eigentlich war es in der Oberelchin­ger Klosterkir­che sowohl für die Musiker als auch fürs Publikum viel zu eng. Dennoch war das erste Konzert von Dirigentin Ulrike Blessing ein großer Erfolg.

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