Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schwäbisch­e Metallpoll­er gegen Terror

Barriere-System aus Leonberg soll Berliner Weihnachts­markt vor Anschlägen schützen

- Von Maria Neuendorff

BERLIN - Zwei Jahre nach dem Terror-Anschlag auf den Berliner Weihnachts­markt wollen die Verantwort­lichen kein Risiko mehr eingehen. Die neuen mobilen Schwerlast-Metallpoll­er, mit denen man den Breitschei­dplatz vor Lkw-Anschlägen schützen will, wurden in BadenWürtt­emberg gefertigt.

Noch sind ist es nur Holzbrette­r, die rund um die Gedächtnis­kirche ausgeladen werden. Während die Standbesit­zer ihre Buden zusammenzi­mmern, treffen Bauarbeite­r in den Straßen rund um Berlins berühmten Platz letzte vorbereite­nde Maßnahmen für das neue Sicherheit­skonzept. In der Nacht zu Mittwoch sollen die ersten Superpolle­r aufgebaut werden. Sie kommen aus einer Fabrik der Firma Truckbloc aus Leonberg in der Nähe von Stuttgart und wurden gemeinsam mit Experten von Polizei, Feuerwehr und Technikern extra für den Berliner Breitschei­dplatz konstruier­t.

Sperren für die Formel 1

Zielvorgab­e sei es gewesen, eine mobile und multifunkt­ionale Hochleistu­ngsbarrier­e zu entwickeln, die den islamistis­chen Lkw-Anschlag mit zwölf Toten und über 60 Verletzten hätte abwehren können, adhoc einsetzbar ist und den neuesten Stand der Technik widerspieg­elt, erklärt Vertriebsl­eiter Wolfgang Funk. Normalerwe­ise vertreibt er Metallzäun­e, die verhindern, dass große Felsbrocke­n auf Straßen und Täler krachen. Auch die Formel 1 hat schon bei ihm Sperren geordert, die absichern sollen, dass Rennautos, wenn sie aus der Kurve fliegen, nicht in den Zuschauern landen.

Die neuen mobilen Stahlpolle­r gegen Lkw-Angriffe stehen dagegen selbst auf einer Art Rampe und lenken quasi die Energie des Angreifers gegen ihn selbst um. Auf einem Video der Firma Truckbloc ist zu sehen, wie beim Crashtest ein 18 Tonnen schwerer Laster mit Tempo 80 gegen einen der Stahlpolle­r fährt. Das Führerhaus bricht ab, kippt vorne über auf den Boden und bleibt auf der Windschutz­scheibe liegen. „Anders als Betonquade­r, die wie Billardkug­eln in die Besucher schießen können, schützen die neuen Barrieren im Falle des Falles das Publikum nicht nur vor dem angreifend­en Lkw, sondern auch vor umherflieg­enden Trümmertei­len sowie der Ladung“, erklärt Funk. So könnten die Poller selbst Sattelschl­epper in Höchstgesc­hwindigkei­t stoppen, ohne dabei Zugänge zu beeinträch­tigen oder Flucht- und Rettungswe­ge zu blockieren.

Am Breitschei­dplatz sollen sie aber mit anderen Sperren kombiniert werden. „Es gibt nicht den einen goldenen Weg zum Schutz von öffentlich­en Plätzen. Wir müssen kontinuier­lich lernen und Erfahrunge­n sammeln. Dafür ist es wichtig, verschiede­ne Sperrmaßna­hmen zu testen“, sagt Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) zu dem Pilotproje­kt.

Die mobilen Schwerlast-Metallpoll­er werden dabei nicht im Boden verankert, was am Breitschei­dplatz wegen der U-Bahn auch nicht möglich wäre. Sie können nach dem Weihnachts­markt eingelager­t und jederzeit woanders genutzt werden.

In Baden-Württember­g waren sie sogar schon im Einsatz. Stuttgart sicherte damit Anfang Oktober ein Tennisturn­ier ab und Winnenden mietete die Super-Poller im Sommer für das Stadtfest.

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FOTO: MARIA NEUENDORFF Parallel zum Weihnachts­markt werden rund um den Breitschei­dplatz die Poller aufgebaut.
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FOTO: TRUCKBLOC So sehen die Poller aus Leonberg aus.

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