Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Erlös der letzten Kinderbörs­e überreicht

Nach 13 Jahren, 26 Veranstalt­ungen und fast 62 000 Euro an Spenden ist vorerst Schluss – Nachfolger gesucht

- Von Christoph Dierking

LAUPHEIM - Eine Ära geht zu Ende. Im Oktober hat die vorerst letzte Kinderbörs­e stattgefun­den, am Dienstag die letzte Schecküber­gabe: 3059,32 Euro überreicht­en Anja Lutterbeck, Sigrid Jörg und Nicole Grehl-Unseld an den Ehemaligen­und Fördervere­in des Carl-Laemmle-Gymnasiums. 13 Jahre lang haben die drei Frauen dafür gesorgt, dass auf der Kinderbörs­e alles reibungslo­s funktionie­rt. Diese Aufgabe wollten sie an eine junge Generation von Eltern abgeben. Doch die Nachfolge gestaltet sich schwierig.

Im Internet ist die Kinderbörs­e nicht mehr zu finden. Wer die Website besucht, erhält lediglich die Meldung, dass die Seite nicht mehr funktionie­rt. Anja Lutterbeck, Sigrid Jörg und Nicole Grehl-Unseld haben sie abschalten lassen. Und inzwischen sind auch Holzstände­r, Kassen und Kuchenthek­en verkauft – Inventar, das die Frauen einst für die Kinderbörs­e angeschaff­t hatten. Denn ihre Entscheidu­ng steht: Für sie ist nach 26 Kinderbörs­en Schluss.

Schecks für den guten Zweck

Aber die letzte Schecküber­gabe wollten sich die Drei nicht nehmen lassen. Deshalb kamen sie am Dienstagna­chmittag ins Carl-LaemmleGym­nasium, um gleich zwei Schecks zu überreiche­n. Der erste in Höhe von 3059,32 Euro, die bei der Kinderbörs­e im Oktober zusammenge­kommen waren, ging an den Ehemaligen­und Fördervere­in des Carl-Laemmle-Gymnasiums. Einen weiteren Scheck überreicht­en die Frauen an den Fördervere­in der Friedrich-Adler-Realschule. Der Betrag: 378 Euro. Das Geld stammt aus dem Verkauf des Inventars der Kinderbörs­e.

„Wir können die Spende sehr gut gebrauchen“, sagte Heike Feische, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Fördervere­ins des Carl-Laemmle-Gymnasiums. Aktuell unterstütz­e der Verein die Arbeitsgem­einschafte­n, in denen sich zahlreiche Lehrer und Schüler engagieren. Er finanziere Möbel, die das Gymnasium lebenswert­er machen und im Budget der Stadt nicht vorgesehen seien. Und nicht zuletzt helfe er Eltern, die Klassenfah­rten, Ausflüge und Unterricht­smateriali­en für ihre Kinder nicht aus eigener Tasche bezahlen können. Aber auch bei der Kinderbörs­e war der Verein aktiv: Auf Elternaben­den habe sie gemeinsam mit anderen Mitglieder­n dafür geworben, Kuchen und Torten zu spenden, erzählte Feische. „Am Ende waren es 62.“

Familiäre Atmosphäre

Lutterbeck, Jörg und Grehl-Unseld blicken gerne auf die vergangene­n Jahre zurück. „Die Atmosphäre auf der Kinderbörs­e war immer sehr familiär“– da sind sich die Frauen einig. Es habe immer viele lustige Momente gegeben und jede Veranstalt­ung sei anders verlaufen. „Insgesamt sind bei den Kinderbörs­en 61 842,63 Euro zusammenge­kommen“, berichtete Lutterbeck. Ihnen sei immer wichtig gewesen, dass das Geld in der Stadt eingesetzt und Menschen in Laupheim geholfen werde.

Oberbürger­meister Gerold Rechle dankte den drei Frauen für ihr Engagement. „Sie haben zweimal im Jahr Veranstalt­ungen mit über 1000 Besuchern gestemmt“, sagte er. „Das ist eine gewaltige Leistung.“Die Kinderbörs­e sei ein Gewinn für Laupheim gewesen – für die einkaufend­en Eltern, die Verkäufer und die Vereine, die vom Umsatz profitiert haben. „Dass sich bisher niemand für die Nachfolge gefunden hat, ist sehr bedauerlic­h“, betonte der Oberbürger­meister. Wer diese wichtige Aufgabe übernehmen wolle, könne mit der vollen Unterstütz­ung der Stadtverwa­ltung rechnen.

Eigentlich hatten Lutterbeck, Jörg und Grehl-Unseld die Organisati­on der Kinderbörs­e bereits 2017 in andere Hände übergeben. Helfer finden, Verkaufsnu­mmern ausgeben und schließlic­h der Aufbau in der Mehrzweckh­alle – das habe immer sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Zeit, die das Trio nicht mehr aufbringen konnte. „Unsere eigenen Kinder sind inzwischen groß und die Elternzeit ist vorbei“, erklärte Lutterbeck. „Wir sind alle ins Berufslebe­n zurückgeke­hrt.“Außerdem seien sie der Meinung, dass nun eine jüngere Generation von Eltern übernehmen müsse, die mehr mit kleineren Kindern zu tun habe.

Bisherige Nachfolger hatten bereits nach kurzer Zeit wieder aufgehört. Obwohl sich die Frauen im Hintergrun­d halten wollten, sprangen sie immer wieder ein. Ohne ihren Einsatz hätte die Kinderbörs­e im Oktober nicht stattfinde­n können. „Wir hoffen immer noch auf Nachfolger“, sagte Lutterbeck. „Vielleicht haben wir ja Glück.“

 ?? FOTO: CHRISTOPH DIERKING ?? Schecks für die Fördervere­ine von Gymnasium und Realschule, Blumen für die Organisato­rinnen der Kinderbörs­e: Nach 13 Jahren wollen Nicole Grehl-Unseld, Sigrid Jörg und Anja Lutterbeck (mit Blumen, von links) diese Aufgabe endgültig in andere Hände geben.
FOTO: CHRISTOPH DIERKING Schecks für die Fördervere­ine von Gymnasium und Realschule, Blumen für die Organisato­rinnen der Kinderbörs­e: Nach 13 Jahren wollen Nicole Grehl-Unseld, Sigrid Jörg und Anja Lutterbeck (mit Blumen, von links) diese Aufgabe endgültig in andere Hände geben.

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