Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nachbarn befürchten Absacken ihres Mehrfamili­enhauses

Widerstand gegen weitere Grundwasse­rableitung­en auf der Baustelle Laupheimer Hof – Wasserwirt­schaftsamt kündigt Genehmigun­g an

- Von Reiner Schick

LAUPHEIM - Auf der Baustelle Laupheimer Hof gibt es nach wie vor Probleme mit austretend­em Grundwasse­r. Deshalb soll nun eine weitere Drainage entlang der Grundstück­sgrenze zum Mehrfamili­enhaus AbtFehr-Straße 8 bis zum GWO-Neubau gesetzt werden. Anwohner haben größte Bedenken – nicht nur wegen dieses Vorhabens, sondern wegen des gesamten, schwer kontrollie­rbaren Grundwasse­rmanagemen­ts auf der Baustelle. Sie befürchten zum einen Setzungen ihrer Häuser durch eine Austrocknu­ng des Untergrund­s, anderersei­ts aber auch Vernässung­en von Kellerräum­en durch verdrängte­s Grundwasse­r. Darüber hinaus vermissen sie längst versproche­ne Informatio­nen der Stadtverwa­ltung über den geplanten Umgang mit dem Problem.

Ein Bericht in der „Schwäbisch­en Zeitung“vom 5. September ließ bei den Anwohnern, die aus Furcht vor Anfeindung­en namentlich nicht genannt werden möchten, die Alarmglock­en schrillen. Darin geht es um den Nordtrakt des nahe gelegenen Carl-Laemmle-Gymnasiums, dessen Bodenplatt­en sich im Laufe der Jahre abgesenkt hatten, weil sie auf torfdurchs­etzten Erdschicht­en lagen. Mit sechs massiven Bohrpfähle­n, die acht Meter tief in tragfähige­n Grund reichen, soll der neue Fußboden dauerhaft stabil liegen.

„Unter unserem Gebäude liegen die gleichen torfhaltig­en Schichten. Und unser Haus ist nicht auf Stützpfähl­en gebaut“, sagt die Eigentümer­in einer Wohnung in der AbtFehr-Straße 8. „Wir haben Sorge, dass unser Haus absackt und wir beweisen müssen, dass die Drainagen auf der Baustelle Laupheimer Hof schuld sind.“„Wir“– das ist die Eigentümer­gemeinscha­ft des Mehrfamili­enhauses. Sie wehrt sich gegen den Bau einer weiteren Drainage, mit dessen Vorbereitu­ng bereits begonnen wurde. Dabei soll es ohne Genehmigun­g auch schon bauliche Eingriffe in die Grundstück­seinfassun­g des Mehrfamili­enhauses gegeben haben – Eingriffe, ohne die die Verlegung der Drainage gar nicht möglich sei. Hinzu komme, dass seitens der Bauleitung von einer „nur fünf Meter langen Drainage“die Rede gewesen sei. Mittlerwei­le vorliegend­e Pläne zeigten aber deutlich, dass die Drainage über eine viel längere Strecke entlang der gesamten Zufahrt zum GWO-Gebäude und zur Tiefgarage Laupheimer Hof verlaufen soll.

Sachverstä­ndiger sieht keine Gefahr

Der SZ liegt das Schreiben eines Baugrund-Sachverstä­ndigen an das Wasserwirt­schaftsamt vor, in dem im Auftrag der Laupheimer Hof GmbH & Co. KG die Erlaubnis für die Grundwasse­rableitung über besagte neue Drainage beantragt wird. Dabei räumt der Sachverstä­ndige ein, dass im Zuge des Baus des GWO-Gebäudes gespanntes Grundwasse­r freigelegt wurde und die vorherigen Strömungsv­erhältniss­e durch die mittlerwei­le vorgenomme­nen Baumaßnahm­en nicht wiederherg­estellt werden konnten. Es komme zum zeitweilig­en Austritt von Grundwasse­r an der Geländeobe­rfläche und zu einer Vernässung der Kellerräum­e eines Nachbargeb­äudes. Die nun geplante neue Drainage ergänze die bereits beantragte­n Ableitunge­n und führe zu keiner Absenkung des Grundwasse­rs unter das vor Beginn der GWO-Baumaßnahm­e vorhandene Niveau. Die gewählte Tiefenlage der Drainagen verhindere eine Trockenleg­ung der organische­n Böden, so dass die angrenzend­en Gebäude nicht gefährdet würden.

Negative Erfahrunge­n

Ebendas wird von den Anwohnern stark bezweifelt – auch mit Verweis auf bisher gemachte negative Erfahrunge­n. „Eine Garantie, dass nichts passiert, gibt uns keiner“, sagt der von der Vernässung der Kellerräum­e betroffene Nachbar. Er dokumentie­rt detaillier­t anhand von Mails, Telefonnot­izen, Bildern und Videos sämtliche Wasserable­itungen seit Baubeginn des GWO-Gebäudes, als das verdrängte Grundwasse­r einen stattliche­n See bildete. Immer wieder, so sein Vorwurf, werde illegal gepumpt, getrickst und falsch oder gar nicht informiert – mit dem einzigen Ziel, ein Absaufen der Baustelle zu verhindern. Zuletzt stellte er fest, dass eine Drainage vom GWO-Gebäude Richtung Grundgrabe­n verlegt und mit einem vorhandene­n, nicht genehmigte­n Ableitungs­rohr beim Laupheimer Hof verbunden worden sei, obwohl auch dafür noch gar keine wasserrech­tliche Genehmigun­g vorgelegen habe. Vom Bauamt der Stadt habe er daraufhin die Antwort bekommen, dass eine Verlegung der Drainagero­hre erlaubt sei, solange kein Wasser eingeleite­t werde. Tags darauf sei die Verbindung zum vorhandene­n Rohr auf einer Länge von einem guten Meter gekappt worden. „Das aus der Drainage kommende Wasser sammelt sich jetzt halt davor und läuft dann trotzdem in das nicht genehmigte Ableitungs­rohr“, hat er beobachtet.

Wie die SZ auf Anfrage beim Landratsam­t erfuhr, werde das Wasserwirt­schaftsamt die betreffend­e Drainage voraussich­tlich noch diese Woche genehmigen. Das gelte ebenso für die eingangs erwähnte, geplante neue Drainage sowie für eine schon seit Monaten geplante Drainage über das Grundstück des Nachbarn, mit der die Vernässung seiner Kellerräum­e verhindert werden soll. Der Mann zweifelt jedoch weiterhin daran, dass damit künftig eine kontrollie­rte Grundwasse­rableitung erfolgen wird. „Zu viel Grundwasse­r ist nichts, zu wenig aber auch nicht“, mahnt er.

Die Stadtverwa­ltung schweigt

Enttäuscht ist er vom Verhalten der Laupheimer Stadtverwa­ltung. Die angekündig­te neue Pressemitt­eilung zum am 3. Juli abgehalten­en Runden Tisch, bei dem mit allen am Wassermana­gement auf dem Laupheimer Hof beteiligte­n Firmen und Behörden die weitere Vorgehensw­eise beraten worden war, fehlt bis heute. Die ursprüngli­che Mitteilung vom 6. Juli war zurückgezo­gen worden (die SZ berichtete), weil nicht alle Teilnehmer mit der städtische­n Verlautbar­ung einverstan­den waren. Auf die versproche­ne Anwohnerin­formation warte er, trotz Nachfrage, bislang ebenfalls vergeblich. Auch der mehrfachen Bitte der SZ um eine Stellungna­hme zur aktuellen Situation kam die Stadt nicht nach.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Auf der Baustelle Laupheimer Hof laufen bereits vorbereite­nde Arbeiten zur Verlegung einer neuen Drainage an der Grundstück­sgrenze des Mehrfamili­enhauses Abt-Fehr-Straße 8 (grün-braunes Gebäude). Deren Eigentümer­gemeinscha­ft wehrt sich aus Sorge um den Untergrund.
FOTO: PRIVAT Auf der Baustelle Laupheimer Hof laufen bereits vorbereite­nde Arbeiten zur Verlegung einer neuen Drainage an der Grundstück­sgrenze des Mehrfamili­enhauses Abt-Fehr-Straße 8 (grün-braunes Gebäude). Deren Eigentümer­gemeinscha­ft wehrt sich aus Sorge um den Untergrund.

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