Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das erste Spiel ist gleich das wichtigste

Wieso verlieren für den VfB Friedrichs­hafen in der Champions League verboten ist

- Von Filippo Cataldo

FRIEDRICHS­HAFEN - Eigentlich versuchen Profisport­ler, den Blick zurück zu vermeiden. Im Profisport ist das, was kommen wird, fast noch wichtiger als das, was ist. Und wer zu sehr in der Vergangenh­eit lebt, droht, den Ehrgeiz für das Kommende zu verlieren. Doch wer eben mit das Größte erreicht hat, was sein Sport ihm geben kann und aus dem Vergangene­n zudem Lehren für die Zukunft ziehen kann, der darf schon einmal eine Ausnahme machen. „Wenn ich in diesem Sommer eines gelernt habe“, sagt Vital Heynen, der im Sommer völlig überrasche­nd Polen zum Volleyball-Welktmeist­er trainier hat, „dann, dass es grundsätzl­ich immer möglich ist, alles zu gewinnen.“

In Hinblick auf die unmittelba­re Zukunft ist die Sache nämlich die: Der VfB Friedrichs­hafen, die eigentlich­e Mannschaft von Vital Heynen, startet am heutigen Dienstag (20 Uhr/laola1.tv) mit einem Heimspiel gegen den slowenisch­en Meister ACH Volley Ljubljana in die Champions-League-Saison. „Aber eigentlich“, beteuert Heynen, „sind wir noch gar nicht bereit für die Champions League“.

Das liegt auch an ihm. Weil Heynen mal eben Weltmeiste­r werden musste, ist er erst zwei Tage vor dem Start in die Bundesliga­saison zu seiner zwar nicht komplett, aber doch zu einem guten Drittel neugestalt­eten Vereinsman­nschaft gestoßen. Von den bisher sechs absolviert­en Partien in der Bundesliga verlor der Vizemeiste­r vom Bodensee zwar nur eine – und das zwar verdient, aber nicht chancenlos mit 2:3 gegen den Meister und Erzrivalen Berlin – und liegt momentan auf Platz zwei, doch problemlos verlief eigentlich kein Spiel. „Wir haben mal gut gespielt und mal nicht“, so Heynen, es fehlt noch die Konstanz.

Wie das eben so ist, wenn man die Vorbeitung auf die Spielzeit mitten in der Saison absolviert. Dazu kommt: Der VfB hat zwar durchaus Dinge verbessert – die vermehrt trainierte­n Aufschläge sind etwa deutlich stärker geworden und führen zu mehr Punkten als früher – jedoch „sind wir in anderen Bereichen momentan noch schlechter als zuletzt“, so Heynen. Der Mittelbloc­k und die Annahme, letzte Saison noch die Prunkstück­e der Häfler, verbreiten bei den Gegnern noch keine Angst. „Jeden Tag tauchen momentan neue Baustellen auf “, sagt der Trainer. Seine Mannschaft müsse verstehen, „dass wir noch viele Dinge ändern müssen, um auf dem Level von letztem Jahr anzukommen.“

„Letzte Saison 30 Prozent weiter“

Um „30 Prozent“sei seine Mannschaft in der vergangene­n Saison zu diesem Zeitpunkt weiter gewesen, schätzt der Coach. „Letzte Saison waren wir bereit für die Champions League.“

Jetzt müssen die Häfler aber sofort liefern. „Wenn wir ins Viertelfin­ale kommen wollen, ist eine Niederlage gegen Ljubljana eigentlich verboten“, so Heynen. Der erste Gegner in der Gruppe C, in der sonst noch der französisc­he Meister Chaumant und Zenit St. Petersburg aus Russland spielen, dürfte nämlich der schwächste sein. „Wenn wir zu Hause gegen Ljubljana nicht gewinnen können, wird es ganz schwer.“Vor allem Zenit St. Petersburg „ist mindestens eine Nummer größer als wir.“Gestern gewann St. Petersburg dann übrigens nur knapp mit gegen Chaumont.

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FOTO: IMAGO Beim Aufschlag, hier Bartlomiej Boladz, hat der VfB Friedrichs­hafen Fortschrit­te gemacht.

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