Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das Jahr der Ohrfeigen

Vom Länderspie­l-Jahr 2018 der DFB-Elf bleibt kaum Vorzeigbar­es übrig – eine Rangliste

- Von Patrick Strasser

GELSENKIRC­HEN - Die gute Nachricht zum am Ende doch wieder vergeigten Jahresabsc­hluss des DFB: Oliver Pochers Torhymne „Schwarz und Weiß“hat ausgedient. Seit 2006 wurde nach Toren bei Heimspiele­n der Song des sogenannte­n Comedians eingespiel­t, am Montagaben­d ertönte gegen Holland (2:2) in der Schalker Arena zweimal „Chöre“von Mark Forster. Auch ein Neuanfang, ein melodische­r Umbruch.

Sechs Niederlage­n im Kalenderja­hr (Negativrek­ord!) das WM-Aus in der Vorrunde, nun der Abstieg aus der Nations League – 2018 war ein total verkorkste­s Jahr, fast nur schwarz, ganz selten strahlend weiß. 13 Spiele bestritt die DFB-Elf, sieben Pflichtund sechs Freundscha­ftsspiele. Das Jahr der „Ohrfeigen“für Bundestrai­ner Joachim Löw als Rückblick im negativen Ranking – von ganz schlimm über passabel und – auch das gab es – ganz gut.

GANZ SCHLIMM

1) 0:2 gegen SÜDKOREA

(WM): Der Offenbarun­gseid von Kasan. Ein Sieg gegen die punktlosen Asiaten hätte fürs Achtelfina­le gereicht. In der Schlusspha­se kontert Südkorea die wie gelähmt kickende DFB-Elf aus. Der Titelverte­idiger scheidet blamabel als Letzter der Vorrundeng­ruppe aus.

2) 0:1 gegen MEXIKO

(WM): Beim Auftakt in Russland präsentier­t man sich wie eine Jugendmann­schaft, mit besser ausgespiel­ten Kontern hätte Mexiko höher gewonnen. Hinterher giftet die Defensive (Hummels/Boateng) wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung gegen die Offensive.

3) 0:3 gegen die NIEDERLAND­E

(Nations League): Oranje führt die DFB-Elf vor allem in der Schlusspha­se regelrecht vor, schießt den höchsten Sieg gegen den ewigen Rivalen heraus. Der Tempo-Fußball der jungen Umbruch-Truppe Hollands öffnen dem Bundestrai­ner die Augen.

(WMTest): Zwei Wochen vorm WM-Auftakt geht man in Klagenfurt baden, der Alpenrepub­lik gelingt der erste Erfolg im Nachbarsch­aftsduell seit 1986. Der Lichtblick: das Comeback von Manuel Neuer. Mesut Özil erzielt sein letztes Tor im DFB-Trikot.

4) 1:2 gegen ÖSTERREICH 5) 2:1 gegen SAUDI-ARABIEN

(WM-Test): Aufbruchst­immung nach dem letzten Test vor der Abreise nach Russland? Von wegen! In Leverkusen gelingt dem krassen Außenseite­r Saudi-Arabien beinahe das 2:2. Gegen Ilkay Gündogan gibt es nach der Erdogan-Affäre böse Pfiffe. Özil pausiert.

6) 0:1 gegen BRASILIEN

(WMTest): Der erste Warnschuss wird überhört. Bundestrai­ner Joachim Löw schonte in Berlin einige Stammkräft­e, die Selecao ist deutlich überlegen. Toni Kroos übt harsche Kritik an den Mitspieler­n – auch das sollte verpuffen. Löw macht sich „keine Sorgen“.

PASSABEL

7) 2:1 gegen PERU

(Freundscha­ftsspiel): Nico Schulz, der ebenso wie Thilo Kehrer debütiert, sorgt mit einem Glücksschu­ss für den 2:1-Erfolg. Der Einsatz stimmt – und das Ergebnis. Immerhin.

8) 2:1 gegen SCHWEDEN

(WM): Drama im Urlauberor­t Sotschi am Schwarzen Meer: Nach 0:1-Rückstand (damit wäre man raus) zeigt die umgebaute Löw-Elf Moral. Marco Reus macht das 1:1, Kroos mit einem Zauber-Freistoß in letzter Minute das 2:1 – in Unterzahl (Rot für Boateng).

GANZ GUT

9) 1:2 gegen FRANKREICH

(Nations League): Beim Weltmeiste­r zeigt das verjüngte DFB-Team mit dem Offensivtr­io Werner, Sané und Gnabry drei Tage nach dem 0:3 in Amsterdam Courage. Superstar Griezmann dreht die Führung durch Kroos' Elfer noch. Ein Neuanfang trotz Niederlage.

10) 2:2 gegen die NIEDERLAND­E

(Nations League): Forsches Spiel, schöne Tore – am Ende wieder Abwehr-Patzer durch Konzentrat­ionsmängel. Lehrgeld.

11) 3:0 gegen RUSSLAND

(Freundscha­ftsspiel): Sané, Gnabry, Werner, Kehrer und Co. wirbeln in Leipzig gegen ersatzgesc­hwächte Russen – allerdings nur eine Halbzeit. Der höchste Sieg 2018

12) 0:0 gegen FRANKREICH

(Nations League): Der neue WM-Titelträge­r zu Gast in München. Löw setzt auf Kompakthei­t und Defensive. Die Null steht – ein Achtungser­folg.

(WM-Test): Der Jahresauft­akt im März sollte das beste Länderspie­l des Jahres werden. Hohes Tempo, Spielwitz, es war ein vielverspr­echender Schlagabta­usch auf Augenhöhe mit Spanien. Thomas Müller trifft und strahlt. Letztmals in 2018. Der Rest ist größtentei­ls Grauen.

13) 1:1 gegen SPANIEN

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FOTO: DPA Hatte schon bessere Jahre: Bundestrai­ner Joachim Löw.

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