Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Bei uns kam die Reaktion des Publikums anders an“
Zum Bericht „Eine Zeitreise durch die Geschichte und die Musik“(SZ vom 19. November):
Liebe Frau Gretzinger, als Mitwirkender im Jubiläumskonzert des Sängerbundes will ich Ihren Bericht so nicht stehen lassen.
Es ist für mich mehr als verwunderlich, dass Sie nichts über den Mut des Vereins geschrieben haben, eine eigene Idee aufzugreifen und umzusetzen; dass Sie mit keiner Silbe die Einmaligkeit dieser Idee – eine Geschichte aufzustellen und für diese auch noch extra passende Lieder komponieren zu lassen – erwähnen; dass sie in Ihrem Bericht den Sinn der Geschichte und gleichzeitig der „Rote Faden“des Abends – die Entwicklung der Bürger- und Menschenrechte über 500 Jahre hinweg – mit keinem Wort darstellen, obwohl aktuell die ganze Welt darüber redet; dass Sie die Dramatik der 12 Artikel und die der dazu passenden tollen Komposition einfach unter den Tisch kehren und auch das humorige Augenzwinkern im Lied über die digitale Zukunft schlicht weglassen; dass Sie nicht respektieren, wenn der Verein für das Jubiläum ein außergewöhnliches Konzept mit Schauspiel auswählt und sich den (nicht zu unterschätzenden) finanziellen Aufwand dazu leistet; dass Sie den Probenaufwand herunterspielen, obwohl viele Berufstätige mit Familie dabei sind und zudem der finanzielle Aufwand für jede weitere Probe auch gestemmt werden muss; dass Sie vergessen, die beachtliche Substanz von weit mehr als 100 Sängerinnen und Sängern vorzustellen, die mitgewirkt haben; dass Sie das nicht würdigen: die allermeisten Lieder wurden auswendig gesungen; dass Sie völlig außer Acht lassen, wenn wir alle als Laien trotzdem so etwas gestemmt haben.
Schade. Das wären wichtige Informationen für Ihre Leser gewesen. Stattdessen spielen Sie die Leistung aller Schauspieler herunter und bemängeln die Umstellungspausen. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssen mehr als 100 Sängerinnen und Sänger auf einer Bühne mit eng begrenztem Platz in kürzester Zeit zu neuen Formationen aufstellen – mal Gesamtchor, mal Gemischter Chor, mal Offener Chor, mal Männerchor, usw. Wenn Sie uns dazu eine geniale Idee haben? Bitte, gerne!
Wir, Mitwirkende, haben das Konzert trotz aller Anspannung und Leistungseinforderungen genossen und hatten eine Riesenfreude über den Erfolg. Denn bei uns kam die Reaktion des Publikums anders an: Während des Stückes war der Applaus sehr verhalten, ja, weil das Publikum das Gespür hatte, den „Fluss“nicht zu unterbrechen. Der Applaus zum Schluss war jedoch – entgegen Ihrer Wahrnehmung – riesig, und die Kommentare beim „Bier“nach dem Konzert haben das mehr als bestätigt.
Und zum Schluss: Ich hatte persönlich Gäste aus der Schweiz zu dem Jubiläumsabend eingeladen – renommierte Musikfachleute. Die haben es anders gesehen: Von denen habe ich ohne Einschränkung ein dickes Lob, Respekt und volle Anerkennung für unsere Leistung bekommen.
Claus Herter, Laupheim